Du planst mit Freund:innen einen Foodtruck aufzumachen, gemeinsam eine App zu entwickeln oder eine kleine Agentur zu gründen. Voller Begeisterung stürzt ihr euch ins Projekt, besprecht Ideen und Aufgaben – alles läuft super. Aber dann: Wer darf das Konto verwalten? Was passiert, wenn jemand keine Zeit mehr hat oder aussteigen will? Und wie wird der Gewinn aufgeteilt? Spätestens in solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig ein Gesellschaftsvertrag ist. Doch was ist ein Gesellschaftsvertrag? Er sorgt dafür, dass aus einer guten Idee auch ein stabiles Unternehmen wird. Erfahre mehr in diesem Artikel.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Ein Gesellschaftsvertrag klärt alle wichtigen Fragen der Zusammenarbeit in einem Unternehmen. Darin wird geregelt, wer beteiligt ist, welche Beiträge (z. B. Geld oder Arbeitszeit) eingebracht werden und wie Entscheidungen getroffen werden. Ohne klare Vereinbarungen kann es schnell zu Streit kommen.
✅ Auch kleinere Vorhaben wie ein Online-Shop, ein Bauprojekt oder ein YouTube-Kanal profitieren von einem Vertrag. Sobald mehrere Personen gemeinsam wirtschaftlich tätig werden, entsteht rechtlich oft eine Gesellschaft – ob geplant oder nicht. Ein Gesellschaftsvertrag schützt alle Beteiligten und gibt Sicherheit.
✅ Ein schriftlicher Vertrag ist zwar nicht in allen Fällen verpflichtend, aber immer empfehlenswert. Bei Personengesellschaften wie der GbR reicht im Zweifel sogar eine mündliche Vereinbarung – deutlich sicherer ist es jedoch, alles schriftlich festzuhalten. Kapitalgesellschaften wie GmbH oder UG brauchen ohnehin immer einen beurkundeten Vertrag.
✅ Der Gesellschaftsvertrag regelt auch besondere oder schwierige Fälle rechtzeitig im Voraus. Dazu gehören zum Beispiel der Ausstieg eines Gesellschafters, ein Todesfall oder die Aufnahme neuer Partner. Solche Punkte sollten unbedingt individuell angepasst werden – sonst gelten starre gesetzliche Regeln, die oft nicht zur Situation passen.
✅ Ein gut formulierter Gesellschaftsvertrag schafft zusätzliches Vertrauen – auch gegenüber Dritten. Investoren, Banken oder Förderstellen sehen anhand des Vertrags, wie professionell das Unternehmen aufgestellt ist. Eine solide Rechtsgrundlage überzeugt also nicht nur intern, sondern auch außenstehende Partner:innen.
Was ist ein Gesellschaftsvertrag? – Einfach erklärt
Ein Gesellschaftsvertrag ist eine Art Spielregelbuch für Unternehmen, die gemeinsam von mehreren Personen geführt werden. Egal ob du mit einem Freund eine Werbeagentur startest, einen Online-Shop zu zweit betreibst oder gemeinsam eine GmbH gründen willst – sobald ihr zusammen wirtschaftlich tätig seid, entsteht oft automatisch eine Gesellschaft. Damit jeder im Team weiß, was er zu tun hat, wer wie viel einbringt und wie der Gewinn verteilt wird, braucht ihr klare Absprachen. Und genau das regelt der Gesellschaftsvertrag.
Doch was ist ein Gesellschaftsvertrag? Ganz einfach: Es ist ein Vertrag, in dem die Gesellschafter freiwillig schriftlich festlegen, wie ihre Zusammenarbeit aussehen soll. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Rechte, Pflichten und Entscheidungsstrukturen. Ohne Vertrag kann es schnell zu Missverständnissen und Streit kommen – vor allem, wenn die Firma erfolgreich ist oder einer aussteigen will.
Der Gesetzgeber nennt solche Verträge „gesellschaftsrechtliche Verträge“ und stützt sich dabei auf das § 705 BGB. Darin steht: “Die Gesellschaft wird durch den Abschluss des Gesellschaftsvertrags errichtet, in dem sich die Gesellschafter verpflichten, die Erreichung eines gemeinsamen Zwecks in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern.” – Klingt etwas trocken, bedeutet aber: Ihr macht gemeinsame Sache und klärt, wie ihr das zusammen umsetzt.
Du brauchst so einen Vertrag nicht nur bei großen Firmen. Auch kleine Projekte wie ein Foodtruck oder ein YouTube-Kanal können schnell rechtliche Folgen haben, wenn etwas schiefläuft. Wenn kein Vertrag existiert, greifen die allgemeinen Regeln aus dem Gesetz – und die passen nicht immer zu eurer Situation. Deshalb ist ein individuell formulierter Gesellschaftsvertrag oft sinnvoller als sich auf Standardregeln zu verlassen.
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Was muss in einem Gesellschaftsvertrag stehen?
Die Art der Gesellschaft bestimmt auch, wie der Vertrag aussehen muss. Bei einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) reicht meist ein schriftlicher Vertrag ohne notarielle Beglaubigung. Bei Kapitalgesellschaften wie GmbH oder UG brauchst du aber laut § 2 GmbHG zwingend einen notariell beurkundeten Gesellschaftsvertrag. Erst dann darfst du die Gesellschaft ins Handelsregister eintragen lassen. Ohne Eintragung existiert die GmbH rechtlich gar nicht.
Der Vertrag sollte individuell zu euch und eurem Vorhaben passen. Kopieren von Vorlagen aus dem Internet ist oft gefährlich. Da steht vielleicht nicht drin, wie ihr konkret arbeiten wollt – oder wichtige Regelungen fehlen komplett. Macht euch also die Mühe und überlegt gemeinsam, was ihr wirklich braucht. Wer bringt wie viel Geld oder Leistung ein? Wer darf das Firmenkonto nutzen? Was, wenn einer von euch krank wird oder das Projekt verlässt?
Inhalt des Gesellschaftsvertrags
Ein kurzer Überblick über typische Inhalte, die unter anderem im Gesellschaftsvertrag stehen sollten:
✔️ Wie heißt die Gesellschaft und wo ist ihr Sitz?
✔️ Wer gehört zur Gesellschaft und mit welchem Anteil?
✔️ Wie viel bringt jeder an Startkapital oder Arbeitszeit ein?
✔️ Wie werden Gewinne und Verluste aufgeteilt?
✔️ Wer darf Geschäfte tätigen und wer kontrolliert was?
✔️ Was passiert bei Kündigung, Tod eines Gesellschafters oder Insolvenz?
Wenn du eine GmbH oder UG gründen willst, musst du mit diesem Vertrag sowieso zum Notar. Bei einer GbR könnt ihr das selbst formulieren – Hauptsache, transparent und durchdacht. Wenn ihr unsicher seid, lohnt sich die Beratung durch eine Kanzlei oder einen erfahrenen Gründerberater. Denn der Gesellschaftsvertrag ist eine der wichtigsten Grundlagen für eure Zusammenarbeit – und kann über Erfolg oder Frust im Team entscheiden.
Der Gesellschaftsvertrag ist also keine reine Formsache. Er ist das Fundament eures Unternehmens. Ein guter Vertrag hilft nicht nur beim Start, sondern auch im Streitfall. Wenn ihr euch später mal uneinig seid, schaut ihr einfach in den Vertrag – da steht dann schwarz auf weiß, was vereinbart wurde. Deswegen solltest du den Vertrag nie auf die leichte Schulter nehmen, sondern genau überlegen, was drinstehen soll. Am besten holst du dir dafür Unterstützung von jemandem, der sich auskennt. Auch wenn du die Gründung gerade erst planst – ein Gesellschaftsvertrag gehört direkt auf deine To-Do-Liste.
Fazit
Ein Gesellschaftsvertrag ist die zentrale Grundlage für die Gründung und Organisation einer Gesellschaft. Er regelt nicht nur wichtige Rahmenbedingungen wie die Verteilung von Rechten und Pflichten der Gesellschafter, die Geschäftsführung oder die Gewinnverteilung, sondern schafft auch Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Die genaue Ausgestaltung hängt dabei von der gewählten Gesellschaftsform ab – ob GbR, OHG, GmbH oder andere. Ein rechtssicherer und gut durchdachter Gesellschaftsvertrag hilft, spätere Streitigkeiten zu vermeiden und sorgt für einen klaren Handlungsrahmen im Unternehmensalltag.