Was bedeutet Vermächtnis? Einfach erklärt

Wer ein Testament schreibt, kann nicht nur Erb:innen einsetzen, sondern auch einzelne Dinge gezielt weitergeben, etwa ein Auto, Geld oder Schmuck. Diese besonderen Zuwendungen nennt man Vermächtnis. Es ist ein häufig genutztes Mittel, um konkrete Wünsche umzusetzen. Doch viele wissen nicht, was genau ein Vermächtnis ist – und wie es sich vom Erbe unterscheidet. Erfahre mehr zum Thema in diesem Artikel.

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Das Wichtigste in Kürze

Ein Vermächtnis ist keine Erbschaft, sondern eine gezielte Zuwendung. Vermächtnisnehmer:innen erhalten einen bestimmten Vorteil, etwa Geld oder einen Gegenstand, ohne Erb:innen zu sein oder Nachlassverbindlichkeiten tragen zu müssen.
Es gibt verschiedene Arten von Vermächtnissen – je nach Inhalt. Ob Geld, Sachwert, Auswahlmöglichkeit oder Zweckbindung: Jede Form hat eigene Regeln. Klare Formulierungen im Testament sind entscheidend, damit der Wille der erblassenden Person umgesetzt wird.
Das Vermächtnis muss im Testament rechtssicher geregelt sein. Nur handschriftlich oder notariell verfasste Testamente sind gültig. Wer Fehler macht, riskiert, dass das Vermächtnis ins Leere läuft.
Vermächtnisnehmer:innen haben einen klaren Anspruch gegenüber den Erb:innen. Dieser Anspruch kann notfalls eingeklagt werden. Gleichzeitig haben Vermächtnisnehmer:innen keine Pflichten gegenüber dem Nachlass.
Fällt das Testament weg, fällt auch das Vermächtnis. Ohne gültiges Testament besteht kein Anspruch auf das Vermächtnis. Deshalb ist eine rechtssichere Gestaltung besonders wichtig. Gerade bei größeren Vermögen oder Immobilien.

Was ist ein Vermächtnis?

Ein Vermächtnis ist eine Zuwendung im Testament, bei der jemand etwas Bestimmtes bekommt, ohne selbst Erbe oder Erbin zu werden. Das kann ein Geldbetrag, ein Gegenstand oder ein Nutzungsrecht sein. Der oder die Begünstigte nennt sich „Vermächtnisnehmer:in“. Rechtlich geregelt ist das in § 1939 BGB: “Der Erblasser kann durch Testament einem anderen, ohne ihn als Erben einzusetzen, einen Vermögensvorteil zuwenden (Vermächtnis).”

Wichtig ist der Unterschied zur Erbeinsetzung: Ein Erbe bzw. eine Erbin tritt in alle Rechte und Pflichten der verstorbenen Person ein, inklusive Schulden. Ein:e Vermächtnisnehmer:in bekommt nur den konkret genannten Vorteil – mehr nicht. Das kann auch ein Vorteil sein, den nur Erb:innen erfüllen müssen, etwa die Übergabe eines Autos.

Wichtige Unterscheidung

Ein Vermächtnis wird erst mit dem Tod der erblassenden Person wirksam. Es ist keine Schenkung zu Lebzeiten.

Das Vermächtnis selbst ist ein sogenannter Realakt – also eine tatsächliche Handlung ohne rechtliche Erklärung. Was das genau bedeutet, liest du hier: Was ist ein Realakt?

Ein Vermächtnis ist oft ein gutes Mittel, um gezielt Wünsche umzusetzen, etwa bei der Unternehmensnachfolge. Man kann etwa festlegen, dass nur eine Person aus der Familie das Unternehmen bekommen soll, ohne sie gleich zur Alleinerbin zu machen.

Ob du lieber ein Testament mit Vermächtnis oder einen Erbvertrag nutzt, hängt von deiner Situation ab. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. m Zweifel hilft dir eine Anwältin oder ein Anwalt für Erbrecht weiter.

Welche Arten von Vermächtnissen gibt es?

Ein Vermächtnis kann ganz unterschiedlich aussehen – je nachdem, was genau weitergegeben werden soll. Das Gesetz unterscheidet verschiedene Formen, die jeweils eigene Regeln haben.

Sachvermächtnis

Beim Sachvermächtnis bekommt jemand einen konkreten Gegenstand: ein Auto, ein Gemälde oder eine Immobilie. Wichtig ist, dass der Erblasser oder die Erblasserin diesen Gegenstand zum Todeszeitpunkt auch besitzt. Sonst kann das Vermächtnis wirkungslos sein.

Geldvermächtnis

Hier erhält der Vermächtnisnehmer oder die Vermächtnisnehmerin einen bestimmten Geldbetrag, zum Beispiel „10.000 Euro für meine Nichte Lea“. Dieser Betrag wird aus dem Nachlass bezahlt. Je nach Höhe kann Erbschaftssteuer fällig werden – das hängt vom Verwandtschaftsgrad ab.

Wahlvermächtnis

Beim Wahlvermächtnis darf sich der oder die Begünstigte aus mehreren Dingen eines aussuchen. Beispiel: „Lea kann sich eines meiner Uhrenmodelle wählen.“ Die Auswahl sollte im Testament idealerweise klar eingeschränkt werden, sonst kann es zu Streit kommen.

Zweckvermächtnis

Ein Zweckvermächtnis ist an einen bestimmten Zweck gebunden. Die erblassende Person bestimmt, wofür der Vermögensvorteil verwendet werden darf. Beispiel: „5.000 Euro für Leas Studium.“ Ob der Zweck eingehalten wird, kann durch eine Testamentsvollstreckung überwacht werden.

Vorausvermächtnis

Ein Vorausvermächtnis geht an einen Erben oder eine Erbin zusätzlich zum jeweiligen Anteil. Der Erbe bzw. die Erbin bekommt also etwas „obendrauf“, zum Beispiel ein Haus. Diese Regelung kann bei der Nachfolge eines Hauses im Berliner Testament wichtig sein, etwa zur Sicherung der Wohnsituation.

Wie wird ein Vermächtnis im Testament geregelt?

Damit ein Vermächtnis wirksam ist, muss es klar und eindeutig im Testament stehen. Entscheidend ist dabei die Formulierung: Die erblassende Person darf die andere Person nicht als Erb:in bezeichnen, sondern muss deutlich machen, dass nur ein bestimmter Vorteil gemeint ist. Eine typische Formulierung wäre: „Meine Uhr vermache ich meinem Neffen Max.“ Damit ist Max Vermächtnisnehmer – nicht Erbe.

Wann ist ein Vermächtnis gültig?

Rechtlich gibt es klare Vorgaben. Ein Testament muss entweder komplett handschriftlich verfasst und unterschrieben sein (§ 2247 BGB) oder notariell beurkundet werden. Nur dann ist es wirksam, sonst drohen Anfechtung oder Ungültigkeit.

Wer sicherstellen will, dass sein letzter Wille klar ist, sollte auf präzise Begriffe achten. „Erbe“ und „vermachen“ sind keine Synonyme. Wer das verwechselt, riskiert, dass der Vermächtnisnehmer oder die Vermächtnisnehmerin plötzlich als Erb:in gilt und umgekehrt. Das kann große Folgen haben, etwa bei Schulden oder Pflichtteilen. Mehr dazu liest du hier: Wie hoch ist der Pflichtteil bei Enterbung?

In komplexeren Fällen – zum Beispiel bei mehreren Vermächtnissen oder einer Unternehmensnachfolge – ist ein Erbvertrag oft die bessere Lösung. Auch ein sogenanntes Sylter Testament kann bei großen Vermögen helfen, klare Regelungen zu treffen.

Ein Vermächtnis kann auch mit Bedingungen oder Auflagen verknüpft sein. Zum Beispiel: „Mein Auto bekommt Memo, wenn er sein Studium abschließt.“ Solche Bedingungen müssen konkret und erfüllbar sein, sonst sind sie unwirksam oder schwer durchzusetzen.

Welche Rechte und Pflichten haben Vermächtnisnehmer?

Wer in einem Testament mit einem Vermächtnis bedacht wird, hat nicht nur Glück – sondern auch konkrete Rechte. Laut § 2174 BGB kann der Vermächtnisnehmer oder die Vermächtnisnehmerin die Herausgabe des vermachten Gegenstands oder Geldbetrags verlangen. Und zwar von derjenigen Person, die laut Testament zur Erfüllung verpflichtet ist. Meist sind das die Erb:innen.

Die Erb:innen müssen das Vermächtnis erfüllen, sobald der Erbfall eingetreten ist. Dazu gehört z. B. die Übergabe eines Gegenstands oder die Auszahlung eines Geldbetrags. Sie dürfen das Vermächtnis nicht ignorieren oder verzögern. Tun sie es doch, kann der Vermächtnisnehmer oder die Vermächtnisnehmerin klagen. Ist das Vermächtnis jedoch unklar oder rechtlich problematisch formuliert, kommt es oft zu Streit.

Achtung!

Vermächtnisnehmer:innen haben kein Mitspracherecht bei der Erbauseinandersetzung. Sie sind keine Miterb:innen und haben somit keinen Anspruch auf Einsicht in alle Nachlassunterlagen (außer das ist ausdrücklich geregelt).

Ein Vermächtnis kannst du auch ausschlagen, zum Beispiel, wenn es mehr Probleme als Vorteile bringt. Dafür gelten dieselben Fristen wie bei einer Erbausschlagung: 6 Wochen nach Kenntnis. Wer unsicher ist, kann sich von einer Anwältin oder einem Anwalt für Erbrecht beraten lassen.

Fazit

Ein Vermächtnis ist eine gezielte Zuwendung im Testament, aber ohne die weitreichenden Folgen einer Erbschaft. Es erlaubt, bestimmten Personen etwas Bestimmtes zu hinterlassen, ohne sie am gesamten Nachlass zu beteiligen. Wer ein Vermächtnis erhalten soll, hat ein klares Recht auf diesen Vorteil, muss aber keine Schulden übernehmen oder an der Erbauseinandersetzung teilnehmen.

Für Erblasser:innen ist das Vermächtnis ein starkes Instrument, um persönliche Wünsche durchzusetzen, zum Beispiel bei Geldbeträgen, Gegenständen oder besonderen Zwecken. Wichtig ist: Das Testament muss klar formuliert, rechtlich wirksam und gut durchdacht sein. Nur dann ist sichergestellt, dass das Vermächtnis auch tatsächlich umgesetzt wird.

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