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Dr. Alexander Insam, M.A.

Rechtsanwalt & Mediator

Aktuell Partner bei der Kanzlei GÖRG in Frankfurt a.M, Vergütungs- und ESG-Experte für Banken, Arbeitsrechtler und Mediator. 

Davor ab 1996 Jurastudium und Promotion zum Dr. jur. im Arbeitsrecht in Heidelberg, Referendariat beim Landgericht Darmstadt; Zulassung als Rechtsanwalt 2003, Master of Arts (Mediation) an der Viadrina (Frankfurt/Oder), Praktische Ausbildung als Mediator und erste Tätigkeit ab 2006, Fachanwalt für Arbeitsrecht seit 2007, Decision & Risk Management in Stanford (USA); Lehraufträge für Mediation in Heidelberg und Bayreuth.

Interdisziplinäre Berufserfahrung als Rechtsanwalt, Unternehmensberater und Spezialist in der Jahresabschlussprüfung sowie als Führungskraft und CHRO, u.a. bei White & Case, GSK Stockmann und KPMG sowie KPMG Law.

Interview

Wir stellen regelmäßig Legal Influencer und Vorbilder auf dem Rechtsmarkt in einem Interview vor. Damit wollen wir spannende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche sichtbar machen und einen Mehrwert für alle schaffen.

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Alexander, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Als ich 1996 begann Jura in Heidelberg zu studieren, wollte ich erstmal die “Spielregeln der Erwachsenen” verstehen. Jura war für mich ein Verständnistor in die Welt und mir gefiel, dass ich mich noch nicht auf einen Beruf festlegen musste. Der Volljurist war mir als „Schweizer Taschenmesser“ für juristische Berufe sehr sympathisch. Meine erste Leidenschaft galt dann dem Strafrecht und der Rechtsphilosophie gleichermaßen. 

Dann durfte ich als Student am Lehrstuhl von Prof. Görg Haverkate mitarbeiten, der meine Leidenschaft für das Verfassungsrecht weckte und zudem mit dem späteren Prof. Stefan Huster einen herausragenden Habilitanden hatte, mit dem ich nach der Lehrstuhlarbeit so manche Schachpartie bestreiten durfte. Im 6. Semester belegte ich dann ein arbeitsrechtliches Seminar bei Prof. von Hoyningen-Huene, meinem späteren Doktorvater und mir ist ein Satz von ihm bis heute im Gedächtnis geblieben: “Wenn ich durch Heidelberg gehe, sehe ich überall Arbeitsrecht.” 

Tatsächlich fesselt mich am Arbeitsrecht, dass es durch die Menschen, die um mich herum arbeiten und leben, allgegenwärtig ist. So auch gerade im Hotel in München, während ich diese Zeilen schreibe. Solange Menschen arbeiten, wird es Arbeitsrecht geben und besonders spannend finde ich, wie Menschen gut und konstruktiv zusammenarbeiten können. Letztlich ist es wie im Fußball: es gewinnt nicht immer das Team mit den besten Einzelspielern, die Mannschaftsleistung muss genau so stimmen.

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich helfe meinen Mandanten gute Entscheidungen zu treffen, gerade wenn die Zeit drängt oder das Problem besonders kompliziert ist. Kurz gesagt bin ich heute Entscheidungshelfer in „special situations“ aus Überzeugung, sowohl als Rechtsanwalt und auch als Mediator. 

Meine Passion zu finden hat allerdings auch ein paar Jahre gedauert. Nach meinem Studium und dem Referendariat durfte ich mit 27 Jahren im Dezember 2003 bei White & Case in der Legal Street in Frankfurt anfangen und hatte plötzlich alles, was ich mir immer gewünscht hatte: Ein attraktives Einkommen, spannende Mandate und jeden Tag eine neue Herausforderung. Nur war ich noch nicht überzeugt davon, die nächsten 30 Jahre in dasselbe Gebäude zu gehen und wollte mehr von der Welt wissen. Nachdem ich berufsbegleitend Mediation studiert hatte, träumte ich davon Unternehmensberater zu werden und KPMG bot mir 2007 beide Welten an.

Als Arbeitsrechtler bei KPMG Law einerseits und als Unternehmensberater der CHRO Services von KPMG andererseits, konnte ich weltweit reisen und arbeiten. Die interdisziplinäre Arbeit hat mir dann in den nächsten 13 Jahren, davon 10 Jahren als Partner, viele Erfahrungen beschert, von denen ich heute profitiere.

Zudem durfte ich viele Führungsrollen, auch als Personaler und CHRO selbst ausprobieren, weil die KPMG als eine der Big4 eine sehr große, vielfältige Professional Services Firm ist. Mit der Zeit wuchs allerdings auch meine Sehnsucht nach mehr Maßarbeit statt großen Projekten, so dass ich mich 2021 wieder für die Rückkehr in die Kanzleiwelt entschied und sitze mit meinem heutigen Büro in der Ulmenstraße in Frankfurt 500m Luftlinie von meinem ersten Büro 2003 entfernt. Manchmal muss man loslaufen, um am Ende wieder am Anfang anzukommen.

Heute leitet mich das Bild vom Uhrmacher, der mit großer Kenntnis, Erfahrung und Präzision komplizierte Aufgaben löst, bis die mechanische Uhr zusammengesetzt ist und der Herzschlag, das Ticken der Ankerhemmung, ertönt. “Faire mieux si possible, ce qui est toujours possible” ist der Leitspruch von Vacheron Constantin, der ältesten Uhrenmanufaktur. Dieser Leitspruch passt für mich wunderbar zum Gedanken von Takumi, den 50.000 Stunden, die der Handwerksmeister in Japan benötigt.

Beide Bilder inspirieren mich jeden Tag in meiner Arbeit, als Partner, als Anwalt und als Mediator. 

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Ich konzentriere mich zunächst auf meine Mandatsarbeit im nachhaltigen Arbeits- und Vergütungsrecht sowie der Mediation und erhalte neue Mandate inzwischen fast ausnahmslos aus Empfehlungen meiner Bestandsmandanten.

Wichtig ist mir dabei die gute Arbeits- und Vertrauensbeziehung zu meinen Ansprechpartnern aus dem Personal- und Rechtsbereich sowie zu Vorständen und Aufsichtsräten. Hierfür plane ich neben der Arbeitszeit gezielt Gesprächszeit in „one on one`s“ ein, in der Regel zum Mittag und Abendessen und ab und an auch zum Frühstück.

Die verbleibende Präsenzzeit verteile ich auf Medienpartner, mit denen ich in der Regel auch bereits seit vielen Jahren zusammenarbeite: Vorträge zu Vergütung, Vorstandshaftung und ESG beim Forum Seminar mit Carmen Fürst-Grüner, RoundTables und Panels der Personalwirtschaft bzw. FAZ Gruppe mit Erwin Stickling und neuerdings auch ein Buchprojekt beim Otto-Schmidt-Verlag mit Gundula Müller-Frank.

Gerne würde ich zu mehr Veranstaltungen gehen und muss manchmal mehr „Nein“ sagen als mir lieb ist. Mandanten und am Ende des Tages auch meine Familie haben Vorrang mit einer Ausnahme, ich versuche zumindest einen Tag des Personalmanagementkongresses des BPM jedes Jahr in Berlin live vor Ort zu erleben.

Da meine Präsenzzeit limitiert ist, bin ich sehr froh über LinkedIn und schätze die Vielfältigkeit von LinkedIn sehr. Zum einen lese und kommentiere ich sehr gerne die Beiträge meines Netzwerks nicht nur zu Arbeitsrecht, Vergütung, HR, KI und ESG-Themen sondern auch zu Wirtschaft, Sport, eSports und Uhren. LinkedIn ist für mich das dynamische Wikipedia mit vielen neuen Pralinen jeden Tag in der Pralinenschachtel.

Zudem nutze ich LinkedIn, um über meine Themen der neuen Arbeits- und Vergütungswelt, d.h. wie ESG und nachhaltige Personalstrategien die Rahmenbedingungen der Arbeitszeit und Vergütungsmodelle verändern, zu sprechen und Erfahrungen aus meinen Mandaten, sofern möglich, zu teilen. 

Schließlich finde ich LinkedIn auch im internationalen Kontext sehr hilfreich in der Kommunikation, nicht zuletzt, weil mein Bruder René Insam in den USA lebt und arbeitet und wir uns so direkt und mit unseren beiden Netzwerken austauschen können. Zudem ist der kulturelle Vergleich über den großen Teich oft erhellend und inspirierend für mich.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Ich würde viele Gesetze abschaffen oder zumindest ausdünnen und im Arbeitsrecht den Betriebspartnern, d.h. Arbeitgeber und Betriebsrat, mehr Gestaltungsspielräume einräumen. 

Die Eigenverantwortung der Menschen und ihre Fähigkeit bewusste Entscheidungen zu treffen und auch dafür die Verantwortung übernehmen zu dürfen, ist für mich wichtig und das verbindende Glied zwischen Rechtsphilosophie, unserem Rechtssystem und dem Unternehmertum der Wirtschaft.

Freiheitsrechte erfordern auch den Mut Fehler machen zu dürfen und zu wollen, ohne 100%ige Rückversicherung. Wer Freiheit ohne Wachstumsschmerzen möchte, landet im Hamsterrad der Bevormundung.

Daher bin ich immer dafür Gestaltungsspielräume zu schaffen und Unternehmen, Sozial- und Betriebspartnern sowie Mitarbeitenden Vertrauensvorschüsse für kooperative Verhandlungen in ihren „infinite Games“ zu gewähren.

„Erfolg ist der Sieg der Einfälle über die Zufälle“ lautet eins meiner Lieblingszitate, hier von Harald Kremser. Ich würde ergänzen, dass die besten Lösungen in der Praxis der freien Entscheidungen der Stakeholder bedürfen, da das Recht und die Gerichte oft nur Second Best und Notfalllösungen bereitstellen können.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Ja, mein aktuelles Buchprojekt mit Hans-Georg Reuter und einem großartigen Redaktionsteam und knapp 40 interdisziplinären Experten aus Banken, Big4 Prüfungsgesellschaften, Vergütungsberatern, Verbänden, Universitäten und Kanzleien als Autoren, um ein verständliches, praxisnahes Vergütungsrechtshandbuch für die Bankenpraxis zu schreiben.

Seit der Finanzkrise gelten für Banken besondere Vorschriften für die Zahlung von Boni und variabler Vergütung. Nach mehr als 13 Jahren ist der regulatorische Dschungel aus Institutsvergütungsverordnung, EBA-Guidelines und weiteren Verordnungen, Richtlinien und Gesetzen auf über 500 Seiten angewachsen. Hierfür einen hilfreichen Ratgeber und Wegweiser für den Rechtsanwender zu schaffen, aus der Praxis für die Praxis, das ist ein spannendes Projekt, das wir hoffentlich 2025 mit dem fertigen Buch abschließen.

Neben diesem Projekt freue ich mich schon auf das Abitur meiner Tochter nächstes Jahr und auf die vielen spannenden Zukunftsfragen und Ideen, die wir brauchen, um die Transformation der Wirtschaft in Deutschland erfolgreich zu gestalten.

Hierzu fällt mir abschließend der Leitspruch von Maximilian Büsser, des Gründers von MB&F ein: „A creative adult is a child that survived.“ Da ich die Zukunft auch für meine Tochter und meinen Sohn gestalten möchte, finde ich das sehr passend, motivierend und inspirierend für die nächsten Jahre.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

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