Chrysanthi Fouloglidou

Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht, zertifizierter Verfahrensbeistand

In Thessaloniki geboren, Abitur in Düsseldorf, Studium in Köln, Ref in Düsseldorf, selbständig seit Zulassung im Jahr 2021 mit eigener Kanzlei für Familienrecht und Strafrecht

Brustkrebsüberlebende, erkrankt nach schriftlicher Prüfung im Zweiten StEx

7 Ehrenämter, unter anderem Deutscher Anwaltverein, Deutscher Juristinnenbund, Justizministerium Düsseldorf

Vorträge und Schulungen unter anderem für Fachkräfte

Meine Themen: Vielfalt, Nachwuchsförderung in der Anwaltschaft, Mutterschutz für Selbständige, Vereinbarkeit von Karriere und Kinderwunsch, Gleichberechtigung

Interview

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Chrysanthi, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Ich habe schon immer mit der Juristerei geliebäugelt, aber als Migrantin war das schwer vorstellbar. Als ich zufällig in einer Vorlesung für gesetzliche Schuldverhältnisse in Bonn saß, war es um mich geschehen. 

Anwältin in der Selbständigkeit ist der beste Job der Welt, auch wenn ich ursprünglich eine Verbeamtung und eine Karriere in einem Bundesministerium angestrebt hatte. Ob es Zufall ist, dass ich Anwältin geworden bin, weiß ich nicht, mein Ziel war es zunächst nicht. Gute Freund*innen sagen, dass das in jedem Fall kein Zufall gewesen ist. Und die wissen bekanntlich oft mehr, als man selbst. 😉

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich bin Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht und zertifizierter Verfahrensbeistand (das ist die “Anwältin” für die betroffenen Kinder in bestimmten familiengerichtlichen Verfahren). Schwerpunkte meiner Tätigkeit sind das Familienrecht und Strafrecht.

Im Familienrecht bearbeite ich alles, was anfällt: von Unterhalt und Zugewinn, bis hin zu Scheidungen und Eheverträgen, aber auch umgangs- und sorgerechtliche Angelegenheiten. 

Im Strafrecht entdecke ich derzeit mein Interesse zum Steuerstrafrecht, verteidige ab und an, besonders gern im Jugendstrafrecht. 

Bei Delikten rund um sexualisierte Gewalt bin ich ausschließlich als Nebenklagevertreterin tätig. 

Sowohl die Rechtsgebiete als auch die Selbstständigkeit als solche ermöglichen mir weite Handlungsspielräume und geben große Freiheiten. Aufgrund meiner Persönlichkeit packe ich Dinge gern an und bewege sie. Das ist alles in der Selbständigkeit möglich. Und das macht mich sehr zufrieden.

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Themen macht man mE sichtbar, indem man sich authentisch und verantwortungsvoll engagiert. Dinge vermeintlich anzupacken, weil sie perspektivisch die eigene Reichweite erweitern oder zur Zeit angesagt sind, sieht man insbesondere bei einigen Kolleg*innen u.a. in den Social Media. Meines Erachtens verschieben sich damit sowohl Lebenswirklichkeiten als auch Erwartungshaltungen. Den Fokus dabei nur auf das eigene Fortkommen zu haben, wird im Übrigen den Themen nicht gerecht. Ich reagiere besonders allergisch darauf, wenn man es mit der Vielfalt nicht ernst meint.

Die Anwaltschaft hat ein Nachwuchsproblem. Ich denke, dass das ein ernstes ist, aber auch eins, dass wir gut händeln können. Wichtig ist, dass wir den Beruf für alle attraktiver machen und mit bestem Beispiel vorangehen. 

Dabei will ich insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte erreichen und Frauen empowern. Mut ist der Schlüssel zur Veränderung. Mut kann man üben, und dafür braucht man manchmal role models, Menschen, die offen und ehrlich sind, Träume haben und Herausforderungen annehmen.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Ganz klar ist, dass wir aufgrund der bestehenden patriarchalen Strukturen weit davon entfernt sind, Gleichstellung und Gleichberechtigung zu leben. Solange sich nicht alle Menschen hierfür stark machen, wird der Kampf hart und lang bleiben. Keine Frage, wir kriegen das hin. Was ich mir in diesem Kontext viel mehr wünsche, ist, dass man zuhört, Freiräume schafft und diese zugleich bereitstellt. 

Gleichzeitig sind Frauen zu empowern und das in alle erdenkliche Richtungen: ob es die Familienplanung in der Selbständigkeit ist oder die eigene Vorsorge für das Alter. 

Freuen würde ich mich auch, wenn Kolleg*innen nachvollziehen würden, dass die Tatsache, dass wir nunmehr Kolleg*innen sind, nicht bedeutet, dass wir von Chancengleichheit sprechen können. Wir haben nicht die gleichen Chancen, da gehört es dazu, das zu verinnerlichen und sich bereit zu erklären, genau hinzuschauen. Die Probleme fangen nämlich in der Grundschule und endet beispielsweise innerhalb des eigenen beruflichen Wegs und der Ehrenämter, für die man sich entscheidet. 

Wichtig ist mir Folgendes: Kämpfe führt man im besten Fall gemeinsam, dann kommt man weiter als man denkt.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Ich freue mich auf das YLC des FORUM Junge Anwaltschaft, welches dieses Jahr in Düsseldorf stattfindet. Ich freue mich auf mein Podcast-Projekt, was lange gedacht wurde und nunmehr Gestalt annimmt. 

Es stehen auch berufliche Veränderungen an, heraus aus der one-woman-show mit mehr Personal und allem, was dazu gehört. Stay tuned! 😉

Seit kurzem darf ich den Titel Fachanwältin tragen und so langsam kommt es auch bei mir an, dass das nach knapp vier Jahren Berufstätigkeit ein großer Erfolg ist. Ich freue mich auf den Bundeskongress des Deutschen Juristinnenbundes, an dem ich auch als Panelistin teilnehmen darf. 

Insgesamt freue ich mich über alles, was ist und auf alles, was kommt, beruflich wie privat!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!