Dr. Jannina Schäffer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehrbeauftragte, Autorin, Chefredakteurin JURios, freie Journalistin

Dr. Jannina Schäffer (*1991) ist Gründerin und Chefredakteurin des Online Magazins JURios.

Die Volljuristin hat berufsbegleitend an der Deutschen Hochschule der Polizei promoviert und ist Lehrbeauftragte für Strafrecht an der FernUni Hagen sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Alpmann Schmidt.

Sie schreibt für beck-aktuell und LTO. 2024 hat sie den „Survival Guide Jura“, einen Ratgeber für Jura-Erstis im UTB-Verlag herausgegeben. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der Schriftenreihe „Law in Literature“ der dfv Mediengruppe.

Interview

Wir stellen regelmäßig Legal Influencer und Vorbilder auf dem Rechtsmarkt in einem Interview vor. Damit wollen wir spannende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche sichtbar machen und einen Mehrwert für alle schaffen.

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Jannina, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Als Kind wollte ich Privatdetektivin und Krimiautorin werden – beides ist gar nicht so einfach.

Nach einem BOGY-Praktikum bei der Staatsanwaltschaft war klar: Für die Polizei bin ich zu unsportlich, aber für ein Jurastudium – in meinem Fall in Tübingen – sollte es reichen (Spoiler: hat es auch). Schon während des Studiums arbeitete ich als Werkstudentin und Social Media Managerin für den Verlag C.H. Beck. Außerdem engagierte ich mich bei der studentischen Zeitschrift Iurratio und war Redakteurin des Justillon (wer erinnert sich noch daran? 😀 ).

Nach dem 1. Staatsexamen folgte ganz klassisch das Rechtsreferendariat in Stuttgart. Doch mit dem Schreiben konnte ich es einfach nicht bleiben lassen und schloss daran eine externe Promotion an der Deutschen Hochschule der Polizei an. Und jetzt arbeite ich noch immer und schon wieder in der Verlagsbranche, mit Büchern, an Texten – und am liebsten kreativ & remote.

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Eigentlich wollte ich Staatsanwältin werden und Gauner, Gangster und Ganoven jagen. Im Referendariat hat mich die strenge Hierarchie und der „Behördenschimmel“ dann aber doch sehr abgeschreckt.

Zunächst arbeitete ich deswegen vier Jahre lang als persönliche Referentin für eine Landtagsabgeordnete, um mir meine Promotion zu finanzieren. In dieser Zeit war ich auch Gemeinderätin in meinem Heimatdorf. Der Einsatz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist mir sehr wichtig. Außerdem bin ich seit über fünf Jahren als Lehrbeauftragte für Strafrecht an der FernUni Hagen tätig – jungen Studierenden den Katzenkönig-Fall beizubringen, bereitete mir große Freude. 

Seit zwei Jahren bin ich bei der Alpmann Schmidt Verlagsgesellschaft tätig – als Autorin mehrere Skripte und Karteikarten sowie der RechtsprechungsÜbersicht (RÜ), als Host unseres Podcasts “Die Juraflüsterer”, in der Qualitätskontrolle des Klausurenkurses, bei der Evaluation unserer Verlagsprodukte und Kurse sowie als Marketing-Expertin für unsere Social Media Kanäle.

In meiner Freizeit habe ich das Online-Magazin JURios gegründet, schreibe unter anderem für beck-aktuell und lto und verfasse Bücher.

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Vor kurzem habe ich völlig entsetzt festgestellt, dass ich online inzwischen täglich deutlich mehr Menschen erreiche, als Menschen in meinem Heimatdorf wohnen. Das hat mich erstmal kurz innehalten lassen.

Würde ich mich auf unseren Marktplatz stellen und diese Dinge in den Ort rufen? Eher nicht, dazu bin ich viel zu schüchtern. Deswegen schreibe ich auch lieber, als (z.B. in Videos) mein Gesicht zu zeigen. Ich hatte nie das Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen. Das hat sich „einfach so“ ergeben. Wobei ich inzwischen natürlich auf einen Erfahrungsschatz von über zehn Jahren zurückblicken kann. Das hilft schon auch.

Ich glaube, dass wir mit JURios viele Themen ansprechen, die Jurastudierende und Jurist:innen umtreibt. Ursprünglich sollte das Projekt zeigen, dass Jura nicht trocken und langweilig sein muss, sondern Spaß machen kann („kuriose Rechtsnachrichten“).

Inzwischen haben sich die Schwerpunkte aber etwas gewandelt. Wir engagieren uns verstärkt im Rahmen einer Reform der juristischen Ausbildung. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir alle “Examenspannen”, die uns zugetragen werden, sammeln. Bevor wir damit angefangen haben, über die „fails“ der Justizprüfungsämter und Landesjustizministerien zu berichten, wurde das Thema in den Medien kaum beleuchtet. Inzwischen greifen auch andere Nachrichtenportale unsere Berichterstattung auf. Das ist wichtig.

Privat habe ich mich inzwischen auch auf LinkedIn aus der Deckung gewagt. Es fällt mir sehr schwer, über berufliche Erfolge zu schreiben – dann schlägt das Imposter-Syndrom direkt zu. Andererseits ist es wunderbar, das Internet zu nutzen, um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Meine Dissertation „Harry Potter und die Gesetze der Macht“ wäre ohne meine Online-Präsenz sicherlich nicht zum Amazon-Bestseller aufgestiegen.

Die vielen interessierten und liebenswerten Nachrichten, die mich seitdem erreichen, sowie die zahlreichen Einladungen, Vorträge über meine Dissertation zu halten, sind Gold wert.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Es ist kein Geheimnis: Ich würde Jurastudium und Referendariat gerne komplett umkrempeln. Reformvorschläge gibt es zur Genüge. Notwendig ist also nur noch ein bisschen Mut und der Wille zur Umsetzung. Selbst kleine Änderungen hätten bereits eine durchschlagende Wirkung. Wieso hat man in Deutschland beispielsweise nur zwei (reguläre) Versuche, um das Staatsexamen zu bestehen?

In anderen Ländern kann man es so oft versuchen, wie man möchte. Und wenn man erst nach sieben Versuchen die notwendige Qualifikation erreicht – wieso nicht? Immerhin geht es bei der Einführung des integrierten Bachelors endlich voran.

Ich würde uns alle außerdem gerne ins 21. Jahrhundert katapultieren und die Digitalisierung vorantreiben sowie verstärkt auf flexible Arbeits(zeit)modelle auch für Jurist:innen setzen. Das hilft auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Apropos Vereinbarkeit: Wäre es nicht schön, wenn Frauen endlich in allen Bereichen des (Arbeits-)lebens wirklich gleichberechtigt wären?

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Bei JURios haben wir auch in diesem Jahr noch viel vor. Außerdem freue ich mich natürlich ganz besonders auf weitere Buchprojekte zu echten Herzensthemen (wer hätte es gedacht 🙂 ).

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!