Anna von Troschke

Business Coach und Trainerin für Jurist:innen

Als Business Coach und Trainerin unterstützt Anna von Troschke seit 2020 Jurist:innen dabei, ihre Stärken zu erkennen, Selbstzweifel zu überwinden und Klarheit über ihre beruflichen Ziele zu gewinnen. Dabei legt sie einen besonderen Fokus auf Karriereentwicklung, Selbstbewusstsein und die Vereinbarkeit von Beruf & Familie.

Anna teilt ihr Wissen auf LinkedIn und stellt in ihrer LinkedIn-Serie „Karriere im Recht“ inspirierende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche vor. Darüber hinaus ist sie in den Medien präsent und bietet regelmäßig kostenlose Webinare zu relevanten Karrierethemen an.

Vor ihrer Selbständigkeit war Anna zehn Jahre als Rechtsanwältin und Inhouse-Juristin tätig, zuletzt im Bereich Arbeitsrecht. Sie hat in Passau und Bonn studiert und am Willem C. Vis Moot Court teilgenommen.

Interview

Wir stellen regelmäßig Legal Influencer und Vorbilder auf dem Rechtsmarkt in einem Interview vor. Damit wollen wir spannende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche sichtbar machen und einen Mehrwert für alle schaffen.

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Anna, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Mein Vater war Unternehmensberater, meine Mutter Dolmetscherin. Ich bin in London geboren und bin als Kind oft umgezogen. Ich habe unter anderem in München, Montréal und Kapstadt gelebt. Nach dem Abitur wollte ich international arbeiten und hatte zunächst die Idee, in den diplomatischen Dienst zu gehen.

Ich entschied mich für ein Jurastudium in Passau, weil dort eine der wenigen fachspezifischen Fremdsprachenausbildungen angeboten wurde. Ich hoffte, damit meine Begeisterung für Sprachen und Internationalität in mein Studium integrieren zu können. Zum Hauptstudium wechselte ich nach Bonn und war Teil des ersten Jahrgangs der neuen Schwerpunktbereiche. 

Rückblickend kann ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal richtig Spaß an Jura bekam – zum einen, weil ich meinen Schwerpunkt Internationales Privat- und Zivilverfahrensrecht unglaublich spannend fand und fantastische Professor:innen hatte. Zum anderen, weil die Vorlesungen mit rund zehn Teilnehmer:innen klein und interaktiv waren, was mir als Lernumfeld besonders lag.

Ein weiteres Highlight meines Studiums war meine Teilnahme am Willem C. Vis Moot Court – eine unglaublich prägende Erfahrung, die meine Begeisterung für Litigation & Arbitration weiter gefestigt hat.

Meine Anwalts- und Wahlstation absolvierte ich in einer Großkanzlei im Litigation-Bereich. Den Berufseinstieg machte ich dann im Dispute-Resolution-Team eines der führenden Insolvenzverwalter Deutschlands, der unter anderem Wirecard betreut und den ich bereits aus dem Referendariat kannte.

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Nachdem ich rund zehn Jahre als Rechtsanwältin und Inhouse-Juristin tätig war, habe ich mich 2020 als Coach und Trainerin für Jurist:innen selbstständig gemacht.

Und das kam so: Zur Geburt meines ersten Kindes zog ich von Frankfurt nach Düsseldorf und übernahm dort eine Elternzeitvertretung als stellvertretende HR-Leitung, mit einem Schwerpunkt im Arbeitsrecht. Parallel dazu absolvierte ich eine Coaching-Ausbildung, bei der mir klar wurde: Genau das ist es! Als die Elternzeitvertretung endete, entschied ich mich für die Selbstständigkeit – und ich kann sagen: Ich liebe meinen Job!

Ich begleite Jurist:innen im Einzelcoaching sowie in Workshops für Kanzleien und Universitäten.

Meine Klient:innen sind vielfältig – von Berufseinsteiger:innen bis hin zu Partner:innen in Großkanzleien, Inhouse-Jurist:innen, Richter:innen und Habilitand:innen. Dabei begegnen mir immer wieder dieselben Herausforderungen, unabhängig von Seniorität, Noten oder Geschlecht:

  • Perfektionismus und die Angst vor Fehlern
  • Selbstzweifel & Impostor-Syndrom
  • People Pleasing und Schwierigkeiten, klare Grenzen zu setzen

Mehr als die Hälfte meiner Klient:innen sind übrigens männlich – was zeigt, dass diese Themen in der gesamten Branche verbreitet sind.

Ich arbeite sowohl mit Einzelklient:innen als auch mit Kanzleien, die Coaching für ihre Mitarbeiter:innen anbieten und bin zudem Mitglied im Coaching-Netzwerk des Bucerius Alumni e.V..

Um meine Expertise weiter zu vertiefen, habe ich eine Weiterbildung bei Dr. Valerie Young, einer der führenden Expertinnen zum Impostor-Syndrom, in den USA absolviert.

Neben meinen Coachings gebe ich Workshops in Kanzleien und Universitäten, insbesondere zu den Themen Perfektionismus, Selbstzweifel und Impostor-Syndrom. 

Gemeinsam mit Sylwia Jenner unterstütze ich Jurist:innen außerdem dabei, sich mit Strategie und Selbstbewusstsein sichtbar zu machen. Wir haben in diesem Zusammenhang unter anderem unsere kostenlose Personal Branding Power Hour für Jurist:innen ins Leben gerufen.

Außerdem engagiere ich mich aktiv für Female Empowerment in der Rechtsbranche. Seit Ende 2024 unterstütze ich die Initiative „Die Paragraphinnen“ ehrenamtlich als Kooperationspartnerin.

Darüber hinaus organisiere ich gemeinsam mit Susanne Neunkirchen die Düsseldorfer Stammtische für Legally Female. Susanne und ich haben uns dafür ein Konzept überlegt, das echte Austauschmöglichkeiten für Juristinnen schafft – trotz der Größe in einem vertraulichen Rahmen. Und wir zeigen damit, dass Netzwerken auch richtig viel Spaß machen kann!

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Seit rund einem Jahr schreibe ich regelmäßig auf LinkedIn über die Themen Karriere, Selbstzweifel und Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Rechtsbranche.  Ein besonderes Herzensprojekt. Dabei geht es mir nicht nur darum, präsent zu sein – sondern echten Mehrwert für Jurist:innen zu bieten. Ich spreche über Herausforderungen, die viele betreffen, aber selten offen angesprochen werden: von Karrierefragen über Mental Load bis hin zu Selbstzweifeln und Perfektionismus.

Ein besonderes Herzensprojekt ist meine LinkedIn-Serie „Karriere im Recht“, in der ich inspirierende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche vorstelle. Mein Ziel ist es, unterschiedliche Karrierewege sichtbar zu machen und zu zeigen, dass Erfolg viele Gesichter hat.

Darüber hinaus freue ich mich, dass meine Themen auch außerhalb von LinkedIn Aufmerksamkeit erhalten. So wurde ich beispielsweise für die LTO und die brand eins interviewt.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Die Rechtsbranche befindet sich im Umbruch, insbesondere durch den Einfluss von Künstlicher Intelligenz. Ich bin gespannt, welche Veränderungen das nicht nur für den Berufsalltag von Jurist:innen, sondern auch für die juristische Ausbildung mit sich bringen wird. Die Herausforderung wird sein, Technologie sinnvoll zu integrieren, ohne dabei das juristische Denken und die Kernkompetenzen zu vernachlässigen.

Ein weiteres zentrales Thema ist der Umgang mit mentaler Gesundheit. Viele Jurist:innen kämpfen mit Stress, Perfektionismus und Selbstzweifeln, doch diese Themen werden noch viel zu selten offen angesprochen. Es braucht dringend mehr Aufklärung, niedrigschwellige Angebote und eine Enttabuisierung – sowohl in der Ausbildung als auch in der Berufspraxis.

Gerade im Bereich der juristischen Ausbildung gibt es bereits viele spannende Konzepte, die jedoch teilweise noch wenig Sichtbarkeit haben. Ein Blick auf bestehende Best Practices lohnt sich:

Vielleicht ist es an der Zeit, eine Hall of Fame der juristischen Ausbildung ins Leben zu rufen, um solche Konzepte noch sichtbarer zu machen und von ihnen zu lernen. Denn Veränderung beginnt aus meiner Sicht nicht nur mit Kritik, sondern auch mit der Anerkennung guter Ansätze.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Ja, definitiv! Es stehen einige spannende eigene Projekte, aber auch Kooperationen an, auf die ich mich sehr freue. Stay tuned!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!