Sophiethn

Jurastudentin und Content Creator

Ich war zuerst auf einer “Girls only” Realschule (2011-2017) und bin danach auf ein Gymnasium gewechselt, um mein Abitur (2020) zu machen, um dann Jura studieren zu können. 

Nach dem Abi wollte ich eigentlich als “Gap Year” eine Ausbildung zur Stewardess machen und arbeiten. Das ging auf Grund von Corona aber leider nicht und daher habe ich direkt angefangen in meiner Heimat Köln zu studieren.

2022/23 war ich für ein Semester mit Erasmus in Sevilla (Spanien) und habe dort Jura auf Spanisch studiert – ohne wirklich Spanisch sprechen zu können 🙂 Parallel zum Studium habe ich immer in verschiedenen Bereichen gearbeitet.

Aktuell mache ich noch eine Zusatzqualifikation im privaten Bau- und Architektenrecht an der Uni Marburg.

Seit Januar 2025 bin ich in der Examensvorbereitung und bereite mich alleine, also ohne Repetitorium auf das erste Staatsexamen vor.

Interview

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Sophie, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Als Kind habe ich immer, wenn ich krank war, mit meiner Mama die Sendung Richter Alexander Hold/Barbara Salesch geschaut und fand es damals schon total interessant. Mir war von Anfang an klar, dass ich Jura studieren möchte. 

Ich habe dann in der 9. Klasse auf der Realschule damals mein Schulpraktikum bei einem Anwalt gemacht und in der 10. Klasse die Rechtskunde AG der Schule besucht, die auch von einem Anwalt gehalten wurde. 

Mit dem Realschulabschluss in der Tasche stand es für mich außer Frage, mein Abi zu machen, um mich dann bei Unis für das Jura-Studium bewerben zu können. 

Ich habe meine Entscheidung – um ehrlich zu sein – aber auch nie wirklich hinterfragt, sondern einfach mein Leben danach ausgelegt, als stünde es nicht zur Frage, ob das überhaupt die richtige Entscheidung für mich ist. 

Mir macht Jura Spaß, daher ist es definitiv keine falsche Entscheidung gewesen. Ich glaube aber, dass mich andere Studiengänge mindestens genauso glücklich machen könnten und es für mich nicht diesen einen Studiengang gibt, der für mich der eine richtige ist. Ich habe nicht diese eine Leidenschaft, die mein ganzes Leben erfüllt, bei der es von Anfang an „Klick“ gemacht hat und die alles andere in den Schatten stellt. Ich kann mich für viele verschiedene Themen begeistern. 

Wenn man Menschen sieht, die genau diese eine Leidenschaft haben, für die sie brennen, verunsichert einen das und man fragt sich, ob man diese eine Leidenschaft nicht auch irgendwo finden kann. Und ob man nicht dementsprechend gerade auf dem falschen Weg ist, wenn sich der eigene Studiengang nicht so fesselnd anfühlt, wie es bei den anderen aussieht. Aber ich glaube wirklich, dass es diese zwei (wenn nicht mehr) unterschiedlichen “Typ Menschen” gibt und dass man sich selbst und seine Wahl nicht mit jemandem vergleichen sollte, der ein anderer Typ Mensch ist. 

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Hauptberuflich ist mein Job eigentlich Jurastudentin zu sein und sich auf das Studium zu konzentrieren, damit ich in der Zukunft einen Job habe.

Mit Social Media habe ich angefangen, weil ich schon mit 14 Jahren die großen deutschen YouTuber damals verfolgt habe und schon immer Spaß am Videos und Bilder schneiden und bearbeiten hatte. Ich wollte es nicht während der Schulzeit anfangen, weil sich damals über  Klassenkameraden, die es gemacht haben, lustig gemacht wurde. Ich wusste aber immer, dass ich es machen werde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der “Drang” größer wurde als die Angst vor der Meinung anderer. Direkt nach dem Abi habe ich dann mit YouTube angefangen und seit meinem Studienbeginn alles dokumentiert. 

Den Job in der Kanzlei habe ich angefangen, weil mir ein regelmäßiges Einkommen wichtig war und ich auch unbedingt die Erfahrungen in einer Kanzlei lernen wollte. Mein Gedankengang war “Alles, was du jetzt schon aus einer Kanzlei an Wissen mitnehmen kannst, musst du im Ref nicht mehr neu lernen. Da wirst du eh so überfordert mit allem sein, dass es gut ist, wenigstens ein bisschen schon gesehen zu haben, auch wenn es nicht 1:1 vergleichbar ist.”

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Man sagt immer: das Internet vergisst nie. Der Satz soll eigentlich eher davor abschrecken, Dinge online zu teilen. Ich fand aber gerade das immer super spannend. Ich finde es cool zu sehen, wie ich mich entwickle. Dass ich mir anschauen kann, wo ich am Beginn des Studiums stand und wo ich jetzt stehe. Wie ich damals gedacht habe und wie ich jetzt denke.

Rückblickend ordnet man Dinge immer ein bisschen anders ein, weil man schon “die Weisheit der damaligen Zukunft” hat. Dinge fühlen sich rückblickend nicht mehr so schlimm oder überfordernd an, weil man ja weiß, dass man es geschafft hat. Aber gerade diese Ungewissheit, die man in dem eigentlichen Moment noch nicht hat, ist ja das, was einen so sehr überwältigt. 

Ich finde es cool, dass es verschiedene Versionen von mir gibt, mit denen sich Menschen, je nachdem was sie gerade hören/sehen müssen/brauchen, identifizieren können. Frag mich jetzt nach meiner Klausurenphase im 6. Semester und ich sage, es war gar nicht so schlimm. Schaut man meine Videos von damals an sieht man mich weinen und mein Auge vor Stress zucken, weil sich die Prüfungsordnung nach dem Semester an der Uni Köln ändern sollte und für mich relativ viel an diesem Semester und das Bestehen der Klausuren hing, sonst wäre ich unter eine neue Prüfungsordnung gefallen. 

In 20 Jahren werde ich mich vielleicht schon gar nicht mehr daran erinnern können. Ich glaube, dasselbe passiert Menschen, die mit dem Jurastudium durch sind und sagen: “Es war ja gar nicht so schlimm”. Das muss nicht mal böswillig passieren. Rückblickend fühlen sich Dinge nicht so schlimm an. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. 

Auch wenn ich mein Bestes gebe, anderen helfen zu können mit der Person, die ich gerade bin, ist vielleicht Vergangenheits-Sophie in einer ähnlichen Gefühlslage und kann der Person besseren “Beistand” leisten, als ich es jetzt könnte. Wenn ich ein Ziel habe, dann ist es mein Leben so real zu dokumentieren, dass es anderen hilft, indem sie sich verstanden fühlen oder es vielleicht auch motiviert. Ich würde daher sagen, dass sich mein Content in erster Linie an Menschen in einer ähnlichen Situation richtet, also auch Jurastudenten. 

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Ich finde es gut, dass der integrierte Bachelor in vielen Bundesländern eingeführt wird. Ich habe mit NRW das Glück, zufällig in einem Bundesland zu studieren, das es umsetzt. Ich würde mir für andere Bundesländer dasselbe wünschen, damit die, die dort studieren, nicht die Angst haben müssen, auf das Abitur zurückzufallen. 

Ich beschäftige mich um ehrlich zu sein nicht so viel mit dem Gedanken, was ich alles doof an der Rechtsbranche finde und was geändert werden soll, weil ich mir noch nicht anmaßen kann zu wissen, was schlecht ist. Um qualifiziert durchdachte und umsetzbare Verbesserungsvorschläge zu geben, dafür habe ich mich noch nicht differenziert genug mit allem auseinandergesetzt. Stand jetzt kann ich nur aufzählen, was ich doof finde. Gute Verbesserungsvorschläge gibt es schon, nur (noch) nicht von mir. 

Ich unterschreibe aber gerne Petitionen und Anträge von Menschen, die sich schon intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt haben und höre mir gerne Meinung anderer zu dem Thema an. 

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Ich freue mich besonders darauf, irgendwann meine Staatsexamen zu haben und auf die jetzige Zeit und den Stress zurückblicken zu können mit der “Weisheit der Zukunft” 🙂 

Ich ziehe bald um und wohne dann das erste Mal alleine (habe bisher immer in WGs gewohnt) und ich freue mich auch darauf, das erste Mal eine Wohnung einzurichten. Ich würde zudem super gerne einen Master in den Niederlanden, England oder Skandinavien machen. 

Ich würde mich total darüber freuen, wenn meine Social Media Kanäle noch weiter wachsen und der Austausch einfach noch größer wird. Ich finde, es ist ein unfassbares Privileg, dass wir heutzutage uns so einfach mit so vielen Menschen vernetzen und austauschen können und ich schätze das so sehr!

Außerdem freue ich mich besonders auf die Dinge, von denen ich jetzt noch gar nichts weiß und die ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen kann. Ich plane mein Leben so gerne und habe so gerne die Dinge unter Kontrolle, weil es mir ein gutes Gefühl gibt, dass ihre Ergebnisse in meiner Verantwortung liegen.

Ich gehe immer davon aus, dass das, was ich gerade will, das Begehrenswerte ist und alles andere im Umkehrschluss nicht oder zumindest nicht so sehr. Aber ich habe mich schon oft geirrt und kann mich auch jederzeit wieder irren. Was schön ist, weil ich nicht immer alles im Griff habe und vieles schon nicht nach meinem Plan gelaufen ist, aber trotzdem schön war. Glücklicherweise werde ich immer eines Besseren belehrt. 

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!