Immer häufiger geraten Jugendliche in Konflikt mit dem Gesetz. Ob es um Ladendiebstahl, Drogenbesitz oder sogar Cyberkriminalität geht – die Gründe, warum junge Menschen straffällig werden, sind vielfältig. Wenn du plötzlich beschuldigt wirst, eine Straftat begangen zu haben, stehen viele Fragen im Raum: Was passiert jetzt? Welche Strafe droht? Muss ich ins Gefängnis oder eine Geldstrafe zahlen?
Die Folgen für Jugendliche sind oft anders als für Erwachsene, aber keinesfalls weniger ernst. Gerade in solchen Situationen erscheint es oft sinnvoll, Unterstützung durch eine Anwältin oder einen Anwalt für Jugendstrafrecht in Anspruch zu nehmen. Diese sorgen dafür, dass deine Rechte gewahrt bleiben und das Strafverfahren fair verläuft. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Wann brauche ich einen Anwalt? Wenn du als Jugendliche:r in Kontakt mit der Polizei oder dem Gericht kommst, kannst du jederzeit einen Anwalt oder eine Anwältin einschalten. Er schützt deine Rechte und hilft dir durch das Verfahren.
✅ Eine Anwältin oder ein Anwalt im Jugendstrafrecht berät dich und ggf. deine Eltern, verteidigt dich vor Gericht und sorgt dafür, dass das Jugendstrafrecht richtig angewendet wird.
✅ Im Jugendstrafrecht geht es um Erziehung, nicht um Bestrafung. Anwält:innen helfen dir dabei, dass du aufgrund deines Alters nicht so hart bestraft wirst wie eine erwachsene Person.
✅ Worauf sollte ich achten? Erfahrene Anwält:innen im Jugendstrafrecht sollten verständlich erklären, was auf dich zukommt, sich gut mit der Rechtslage auskennen, Vertrauen zu dir aufbauen und gut mit dir kommunizieren können.
✅ Was kostet mich das Ganze? In vielen Fällen musst du nicht alles selbst zahlen. Es gibt Pflichtverteidiger:innen, die von der Staatskasse bezahlt werden, oder die Möglichkeit, über eine Rechtsschutzversicherung Hilfe zu bekommen.
Wann brauche ich einen Anwalt für Jugendstrafrecht?
Eine Anwältin oder ein Anwalt für Jugendstrafrecht wird dann wichtig, wenn ein:e Jugendliche:r mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Das Jugendstrafrecht greift in der Regel bei Personen zwischen 14 und 21 Jahren (§ 1 Abs. 2 JGG):
- Jugendliche: 14 bis 17 Jahre
- Heranwachsende: 18 bis 21 Jahre
Für Heranwachsende, also junge Menschen zwischen 18 und 21 Jahren, kann das Jugendstrafrecht ebenfalls angewendet werden, wenn sie in ihrer Reife noch als jugendlich angesehen werden oder die Tat eine “Jugendverfehlung” war (§ 105 JGG). Ab dem 21. Lebensjahr gilt dann ausschließlich das Erwachsenenstrafrecht.
Sobald du von der Polizei vorgeladen oder sogar festgenommen wirst, solltest du nicht zögern, eine Anwältin oder einen Anwalt einzuschalten. Auch wenn es zunächst „nur“ um eine Befragung geht, kann bereits frühzeitig juristischer Beistand entscheidend sein. Ohne anwaltliche Unterstützung können Jugendliche leicht in eine Situation geraten, in der sie ihre Rechte nicht kennen oder versehentlich belastende Aussagen machen – und sich damit in größere Schwierigkeiten begeben.
Typische Fälle im Jugendstrafrecht sind zum Beispiel
- Drogenbesitz
- Cyberkriminalität
- Diebstahl
- Körperverletzung
- Schulschwänzen
Dabei gilt: Jeder Fall kann ernste Konsequenzen haben, auch wenn er auf den ersten Blick harmlos erscheint. Gerade im Jugendstrafrecht geht es nicht um Bestrafung, sondern darum, wie die weitere Entwicklung der jugendlichen Person unterstützt werden kann. Hier helfen Anwält:innen im Jugendstrafrecht, die bestmöglichen Maßnahmen zu erreichen – sei es eine Einstellung des Verfahrens, eine außergerichtliche Einigung oder erzieherische Maßnahmen wie Sozialstunden.
Was macht ein Anwalt im Jugendstrafrecht?
Eine Anwältin oder ein Anwalt im Jugendstrafrecht übernimmt verschiedene Aufgaben, um Jugendliche bestmöglich zu verteidigen und deren Rechte zu schützen.
Zunächst kommt es zu einer Beratung mit dir und ggf. deinen Eltern über die rechtliche Lage und die Möglichkeiten, die dir in deiner individuellen Situation zur Verfügung stehen. Oft ist die Situation für die Familie verwirrend und belastend, gerade wenn es das erste Mal ist, dass sie mit dem Strafrecht in Berührung kommen. Anwält:innen erklären in einem Erstgespräch die nächsten Schritte, welche Rechte du konkret hast und welche Konsequenzen bei einer Verurteilung drohen könnten. So sind alle Beteiligten gut informiert und wissen, was auf sie zukommt.
Im Verlauf des Strafverfahrens übernehmen der Anwält:innen im Jugendstrafrecht deine Strafverteidigung. Das bedeutet, sie begleiten dich zu Vernehmungen bei der Polizei, sorgen dafür, dass belastende Beweise hinterfragt werden, und vertreten dich vor Gericht. Dabei achten sie darauf, dass der erzieherische Ansatz des Jugendstrafrechts immer im Vordergrund steht.
Erziehungsmaßregeln im Jugendstrafrecht
Häufig kann eine Anwältin oder ein Anwalt im Jugendstrafrecht erreichen, dass das Verfahren durch alternative Maßnahmen, wie Sozialstunden oder eine Therapie, eingestellt oder die “Strafe” zumindest abgemildert wird. Diese sogenannten Erziehungsmaßregeln sind im Jugendstrafrecht zentral und zielen darauf ab, Jugendliche zu erziehen, statt sie zu bestrafen (§ 9 JGG).
Anwält:innen können dafür sorgen, dass deine Eltern angemessen in den Prozess eingebunden werden und in Kontakt mit den Behörden stehen. Manchmal können sie auch vermitteln, wenn es zum Streit zwischen dir und deinen Eltern kommt – das kann in einer solchen Situation häufig auftreten.
Besonders wichtig ist es im Jugendstrafrecht, die Möglichkeiten der sogenannten Diversion zu prüfen. Das bedeutet, dass das Verfahren unter bestimmten Voraussetzungen schon frühzeitig beendet werden kann, ohne dass es zu einer Verurteilung kommt (§ 45 JGG). Erfahrene Anwält:innen erkennen diese Chancen und nutzen sie für dich, damit du wieder auf die “richtige Bahn” kommst.
Unterschied zwischen Jugend- und Erwachsenenstrafrecht
Das Jugendstrafrecht unterscheidet sich grundlegend vom Erwachsenenstrafrecht, denn es verfolgt einen erzieherischen Ansatz. Das Ziel ist nicht, Jugendliche zu bestrafen, sondern ihnen eine zweite Chance zu geben und ihre weitere Entwicklung positiv zu beeinflussen.
Im Jugendstrafrecht stehen Erziehungsmaßregeln im Vordergrund, die darauf abzielen, Jugendliche auf den „richtigen Weg“ zu bringen. Erziehungsmaßregeln sind zum Beispiel Weisungen (z. B. Sozialstunden) oder erzieherische Hilfe (z. B. Unterbringung in einem Jugendheim oder bei einer Pflegefamilie).
Eine weitere Besonderheit des Jugendstrafrechts ist der Jugendarrest. Dieser kann verhängt werden, wenn Jugendliche schon mehrere Vergehen begangen haben oder sich die milderen Maßnahmen als wirkungslos erwiesen haben. Der Arrest soll eine abschreckende Wirkung haben, ist aber in der Regel auf maximal 4 Wochen begrenzt (§ 16 JGG).
Verhandlungen im Jugendstrafrecht sind nicht öffentlich, um Jugendliche zu schützen (§ 48 JGG). Außerdem wird die Jugendgerichtshilfe in das Verfahren einbezogen. Sie führt Gespräche mit Jugendlichen und deren Eltern, um dem Gericht Informationen zur persönlichen und familiären Situation zu geben. Dies soll dabei helfen, eine Strafe zu finden, die dem Entwicklungsstand des Jugendlichen entspricht.
Du suchst einen Anwalt für Jugendstrafrecht? Darauf solltest du achten
Wenn du oder jemand in deinem Freundeskreis Ärger mit dem Gesetz hat, fragst du dich vielleicht: Welcher Anwalt oder welche Anwältin kann mir im Jugendstrafrecht helfen?
Zuerst einmal: Die Anwält:innen sollten sich im Jugendstrafrecht gut auskennen. Dieses Gebiet ist anders als das Erwachsenenstrafrecht und jemand, der schon viele Jugendliche verteidigt hat, weiß genau, was auf dich zukommen kann. Er oder sie kennt die speziellen Regelungen und Strafen, die für Jugendliche vorgesehen sind und weiß, wie man vielleicht eine mildere Strafe wie Sozialstunden durchsetzen kann.
Noch wichtiger ist, dass du Vertrauen zu deinem Anwalt oder deiner Anwältin hast. Du solltest das Gefühl haben, dass er oder sie dich versteht und ernst nimmt. In so einer schwierigen Situation ist es wichtig, dass du jemanden an deiner Seite hast, mit dem du offen reden kannst. Gute Anwält:innen erklären dir nicht nur das Gesetz, sondern hören dir auch zu und gehen auf deine Sorgen ein. Das gibt dir Sicherheit und Klarheit für deine nächsten Schritte.
Auch die Kommunikation ist wichtig. Anwält:innen können auch mit deinen Eltern sprechen, wenn es nötig ist. Manchmal gibt es Spannungen, wenn du Probleme mit dem Gesetz hast – da kann es hilfreich sein, wenn eine Anwältin oder ein Anwalt im Jugendstrafrecht vermittelt und alle Beteiligten auf den gleichen Stand bringt.
Anwält:innen werden versuchen, das Verfahren so gut es geht außergerichtlich zu regeln. Es gibt oft die Möglichkeit, das Verfahren zu beenden, ohne dass es zu einem Gerichtsprozess kommt. Das nennt man Diversion – dabei kannst du durch Sozialstunden oder andere Maßnahmen zeigen, dass du aus deinem Fehler gelernt hast. In diesem Fall kommt es nicht zu einem Eintrag ins Strafregister und alle Beteiligten sparen Zeit und Kosten.
Ein wichtiger Punkt zum Thema Kosten: Kläre frühzeitig ab, wie abgerechnet wird. In manchen Fällen bekommst du eine Pflichtverteidigung, deren Kosten von der Staatskasse übernommen werden. Anwält:innen im Jugendstrafrecht können dir aber auch ausführlicher erklären, mit welchen Kosten du rechnen musst und wo du finanzielle Unterstützung bekommen kannst.
Was kostet ein Anwalt für Jugendstrafrecht?
Eine der häufigsten Fragen ist: Was kostet ein Anwalt im Jugendstrafrecht eigentlich? Gerade im Jugendstrafrecht haben viele Familien Angst vor hohen Anwaltskosten. Aber keine Sorge, es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Kosten zu regeln und oft muss man nicht alles selbst bezahlen.
In der Regel rechnen Anwält:innen nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) ab. Das bedeutet, dass der Preis für bestimmte Tätigkeiten, wie zum Beispiel eine Verteidigung vor Gericht, gesetzlich festgelegt ist. Es gibt in diesem Fall keine bösen Überraschungen mit extrem hohen Rechnungen.
Allerdings dürfen Anwält:innen auch eine eigene Honorarvereinbarung treffen. Darin wird vorher festgelegt, wie viel die anwaltliche Arbeit kosten wird. In diesem Fall können die Kosten stark von der gesetzlichen Regelung abweichen, daher ist es wichtig, dass du dich von Beginn ausreichend an darüber informierst.
Mehr darüber erfährst du in unserem Beitrag: Was kostet ein Beratungsgespräch beim Anwalt?
Eine große Erleichterung für viele ist die Möglichkeit, Pflichtverteidiger:innen zu bekommen. Das passiert, wenn das Gericht entscheidet, dass du anwaltlich vertreten wirst, etwa weil der Fall schwerwiegend ist oder du dich nicht selbst verteidigen kannst. In diesem Fall übernimmt zunächst die Staatskasse die Kosten.
Sind Pflichtverteidiger schlechter?
Pflichtverteidiger:innen sind keine “Anwält:innen zweiter Klasse” – sie haben genauso Jura studiert und meist viele Jahre Berufserfahrung. Es handelt sich also um “ganz normale” Anwält:innen, die die Aufgabe haben, Jugendliche zu unterstützen, auch wenn die Familie nicht genug Geld hat, um die Anwaltskosten zu bezahlen.
Manchmal kann auch eine Rechtsschutzversicherung die Kosten übernehmen. Falls deine Eltern eine solche Versicherung haben, lohnt es sich zu prüfen, ob sie auch für Fälle im Jugendstrafrecht greift. Das kann viele Kosten abdecken und manchmal bekommst du auch eine kostenlose Erstberatung durch die Versicherung.
Wichtig ist, dass du keine Angst hast, einen Anwalt oder eine Anwältin anzurufen, nur weil du dir Sorgen um die Kosten machst. Es gibt immer Lösungen für jedes Problem. Wir leben in einem Rechtsstaat. Gute Anwält:innen im Jugendstrafrecht werden dir das genau erklären und helfen, die beste Lösung für dich zu finden.
Fazit
Eine Anwältin oder ein Anwalt für Jugendstrafrecht ist wichtig, wenn du oder jemand, den du kennst, mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Das Jugendstrafrecht bietet viele Möglichkeiten, die im Erwachsenenstrafrecht nicht existieren, um den Fokus auf Erziehung statt auf harte Strafen zu legen.
Anwält:innen im Jugendstrafrecht sorgen dafür, dass du ein faires Verfahren bekommst. Sie helfen dir, schwierige Situationen mit deinen Eltern oder der Polizei zu bewältigen und unterstützen dich dabei, die besten Chancen auf eine milde Strafe oder eine Verfahrenseinstellung zu haben. Vor allem aber sorgen sie dafür, dass deine Rechte als Jugendliche:r gewahrt bleiben und du nicht überfordert wirst.