Ann-Kristin Becker

Richterin am Amtsgericht

2009-2015 
Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg mit Praktika in Genf und LL.M. in Paris (QMUL)

2016 – 2018 
Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg mit Stationen in Montreal und Buenos Aires

2018 – heute 
Richterin am Amtsgericht mit Stationen am Amtsgericht Hamburg im Segment Freiwillige Gerichtsbarkeit (Handelsregistersachen, Nachlass und Zwangsvollstreckung) und Amtsgericht Hamburg-Harburg in Straf- und Betreuungssachen

Seit Januar 2023
Strafrichterin am Amtsgericht Hamburg-St. Georg.

Interview

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Ann-Kristin, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Zu Schulzeiten wollte ich Theaterschauspielerin werden. Vielleicht auch, weil ich in einem Jurist:innenhaushalt aufwuchs und daher lieber etwas vermeintlich Kreatives in Abgrenzung zu meinen Eltern machen wollte. Durch meine Eltern bestand aber der Bezug zum Juristischen und mein Interesse war geweckt.

Als ich mich entschied, dem Jurastudium zunächst eine Chance zu geben, war ich überrascht. Schon im 2. Semester kam ich mit dem Vis Moot Court in Berührung und stellte fest, wie gut sich meine Kreativität und das juristische Denken verbinden ließen.

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Schon während des Studiums verfestigte sich mein Wunsch, nach der Ausbildung als Richterin zu arbeiten. Dabei begeisterte mich die Verantwortung, die einem in dem Beruf von Anfang an übertragen wird, ebenso wie die Unabhängigkeit und Flexibilität.

Jeder Sachverhalt ist anders, jede menschliche Begegnung erfordert neues Einfühlungsvermögen. Man ist Teil einer tragenden Säule des Rechtsstaates, was es für mich zu einem besonders erfüllenden Beruf macht.

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Ein Referendar schrieb mir einmal bei Linkedin, die Justiz sei für ihn “wie eine Blackbox”. Man könne nicht so richtig hineinschauen und wisse daher nur sehr wenig über das Berufsbild und den Arbeitsalltag. Das versuche ich bei Linkedin mit meinen Beiträgen zu ändern.

Gerade für den Nachwuchs ist es wichtig, dass sich die Justiz – wenn sie mit den Großkanzleien und Rechtsabteilungen mithalten will – offen zeigt und das Berufsbild authentisch vermittelt. Nur so kann man sich als Referendar:in eine Meinung bilden, wo die Reise nach der Ausbildung hingehen soll.

Deshalb habe ich mich entschieden, möglichst viele Details aus meiner täglichen Arbeit und die typischen Fragen zum Berufsbild regelmäßig zu teilen und zu beantworten. Und ich freue mich sehr, auf welche Resonanz das gestoßen ist.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Bei uns in der Justiz ist Digitalisierung ein großes Thema. Ich wünschte, die Prozesse würden manchmal etwas schneller voranschreiten. Einen so komplexen und vielfältigen Bereich zu digitalisieren erfordert aber doch Ausdauer und Geduld. Manchmal würde ich mir dabei etwas weniger Bürokratie und mehr Pragmatismus wünschen.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Ich freue mich, der Justiz und dem Berufsbild in den sozialen Medien auch in Zukunft zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Und ich würde mich ebenso freuen, wenn neben den bereits vorhandenen weitere Gesichter aus der Justiz nachziehen würden, um Lust auf eine Tätigkeit in dieser schönen Branche machen.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!