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Wann bekommt man eine Abfindung?

Die Zahlung einer Abfindung hören wir immer wieder im Kontext mit Manager:innen oder hohen Positionen in Vorständen oder bei Fußballtrainer:innen. Doch auch Arbeitnehmer:innen haben grundsätzlich die Möglichkeit, eine Abfindung zu erhalten. Doch wann bekommt man eine Abfindung?

In vielen Fällen können Mitarbeiter:innen, die gekündigt werden, eine Abfindung aushandeln. In einigen Konstellationen ist die Abfindung sogar gesetzlich geregelt. Wir zeigen dir, was eine Abfindung eigentlich ist, wann sie bezahlt wird und welche Voraussetzungen für eine Abfindung vorliegen müssen. 

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Das Wichtigste in Kürze

✅ Einen Anspruch auf Abfindung gibt es in der Regel nicht. Dennoch wird sie häufig bezahlt, vor allem im Gegenzug für eine Klageverzichtserklärung oder im Rahmen eines Vergleichs um einem Kündigungsschutzprozess zu beenden.
✅ Die Höhe der Abfindung wird in der Regel nach deinem Gehalt und den Beschäftigungsjahren im Betrieb berechnet. Durch Verhandlungsgeschick kannst du aber auch mehr rausholen. 
✅ Eine Abfindung muss gleich dem Einkommen versteuert werden. Dank der Fünftelregelung kann das erhaltene Geld aber auf 5 Steuerjahre verteilt werden. 

Was ist eine Abfindung?

Abfindung bedeutet nichts anderes als eine Einmalzahlung von Arbeitgeber:in an Arbeitnehmer:in in Folge der Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Eine Abfindung wird also in der Regel dann gezahlt, wenn Arbeitnehmer:innen gekündigt werden oder ein Aufhebungsvertrag geschlossen wird. 

Die Zahlung soll eine Entschädigung für den Verlust der Verdienstmöglichkeit und des Arbeitsplatzes darstellen. 

Wann bekommt man eine Abfindung?

Einen Anspruch auf Abfindung haben Arbeitnehmer:innen grundsätzlich nicht. Kommt es zu einer Kündigung oder einem Aufhebungsvertrag, kann sich auf eine Abfindungszahlung geeinigt werden. 

Voraussetzungen

Es gibt bestimmte Voraussetzungen, unter denen eine Abfindung vorgeschrieben ist oder üblicherweise gezahlt wird: 

1️⃣ Eine Abfindung ist in einem Sozialplan, einem Tarifvertrag, deinem Arbeitsvertrag oder einem Geschäftsführervertrag festgeschrieben
2️⃣ Mitarbeiter:innen erhalten beim Verlassen des Unternehmens immer eine Abfindung. Dann kannst du dich auf das Gewohnheitsrecht stützen. 
3️⃣ Das Unternehmen hat sich vertragswidrig verhalten und du hast deshalb eine fristlose Kündigung ausgesprochen. 
4️⃣ Die Abfindung wird im Rahmen des Kündigungsschutzgesetzes gezahlt (§ 1a KSchG). Darauf hast du Anspruch, wenn du aus betriebsbedingten Gründen gekündigt wurdest und im Gegenzug einen Klageverzicht unterzeichnest. 

Ansonsten können auch einfache vertragliche Abfindungen vereinbart werden. Generell wird dies häufig in Aufhebungsverträgen ausgehandelt, oft im Gegenzug gegen einen Klageverzicht. Das hat für Arbeitgeber:innen den Vorteil, dass sie keine rechtlichen Schritte fürchten müssen, wenn man mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht einverstanden ist. Im Gegenzug kannst du mit einer angemessenen Summe rechnen, die dich für die Kündigung entschädigt. 

Guten Chancen auf eine Abfindung bestehen auch wenn du gegen die Kündigung klagst. Die überwiegende Anzahl der Kündigungsschutzverfahren wird durch einen Vergleich beendet, der regelmäßig eine Abfindungszahlung vorsieht.

Wie viel Abfindung steht mir zu?

Ein Recht auf Abfindung gibt es nicht, außer es steht etwas Konkretes in deinem Arbeits- oder Tarifvertrag. Daran kannst du dich in jedem Fall orientieren. Gerne unterstützen dich unsere Partnerkanzleien in der Kanzleisuche dabei.

Ist die Kündigung durch das Unternehmen zweifelhaft, kannst du eine hohe Abfindung im Gegenzug gegen einen Klageverzicht aushandeln. Aber auch bei einer rechtmäßigen Kündigung ist eine Abfindung möglich, sie wird dann wahrscheinlich jedoch nicht so hoch ausfallen. 

Neben den Umständen der Kündigung können auch die Beschäftigungsdauer, deine Position im Unternehmen und die Branche maßgeblich für die Höhe der Abfindung sein. 

Wie wird eine Abfindung berechnet?

Im Falle einer betriebsbedingten Kündigung mit einem Klageverzicht kannst du kannst du eine Abfindung in Höhe von einem halben Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr einfordern (§ 1a KSchG). Hinzu kommen anteilig Urlaubs- und Weihnachtsgeld und auch Boni und andere Zusatzzahlungen werden anteilig berücksichtigt. 

Ein Beispiel: Du arbeitest seit 5 Jahren im Unternehmen und bekommst 4.500 Euro brutto im Monat. Hinzu kommt ein jährliches gezahltes 13. Monatsgehalt als Weihnachtsgeld. Im Ergebnis macht das 4.875 Euro Bruttomonatsgehalt auf das gesamte Jahr gerechnet. 5 x (4.875 Euro x 0,5) = 12.187,50 Euro. 

Gut zu wissen 💡

Auch Zeiträume, in denen du eigentlich nicht gearbeitet hast, können berücksichtigt werden. So werden Beschäftigungsjahre ab 6 Monaten auf ein volles Jahr aufgerundet. Und auch Elternzeit oder Zeiten, in denen du Krankengeld bekommen hast, werden eingerechnet. 

Aber nicht nur bei einer betriebsbedingten Kündigung mit Klageverzicht, sondern auch in anderen Fällen wird diese Methode zur Berechnung der Abfindung oft angewandt.

Dies heißt jedoch nicht, dass du dich in jedem Fall mit einem halben Bruttomonatsgehalt als Abfindung zufriedengeben musst. Du kannst auch eine höhere Abfindung aushandeln. Das hängt vor allem von deinem Verhandlungsgeschick und den Umständen ab. In der Regel lassen sich Betroffene dabei von einer Anwältin oder einem Anwalt im Arbeitsrecht beraten und vertreten. 

Wie wird eine Abfindung versteuert?

Eine Abfindung zählt zu deinem Einkommen und muss voll versteuert werden. Dadurch kann es sein, dass du durch die Abfindung in einen höheren Steuersatz rutschst. Auch in diesem Fall ist es ratsam, anwaltliche Unterstützung einzuholen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Sozialabgaben wie Renten- oder Krankenversicherung musst du von deiner Abfindung allerdings nicht abführen. Denn diese zählen nicht zum Gehalt, sondern als Entschädigung für den Verlust deines Jobs (§ 14 SGB IV). Bist du über 50 Jahre alt, hast du aber die Möglichkeit, freiwillig einen Teil der Abfindung in die Rentenkasse einzuzahlen und so deine Rente zu erhöhen. 

Wie viel ist bei Abfindung steuerfrei?

Deine Abfindung ist nur dann steuerfrei, wenn du insgesamt mit deinem Einkommen und der Abfindung unterhalb der Steuerfreigrenze liegst. Eine Sonderregelung gibt es hierbei nicht. 

Allerdings kannst du von der Fünftelregelung Gebrauch machen: Diese besagt, dass deine Abfindung auf 5 Jahre verteilt wird, sodass du jedes Jahr nur ein Fünftel der Abfindung über die Einkommenssteuer versteuern musst. Damit kannst du unter Umständen verhindern, einen höheren Steuersatz zahlen zu müssen. 

Wie hoch ist die Abfindung bei Kündigung eines Schwerbehinderten?

Auch ein Mensch mit Schwerbehinderung hat nicht automatisch einen Anspruch auf Abfindung bei einer Kündigung. Auch die Höhe der Abfindung wird gleich allen anderen berechnet. So stellt auch für Personen mit Behinderung ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Arbeitsjahr einen Richtwert dar.

Allerdings muss in jede Berechnung zur Höhe der Abfindung auch die individuelle Lebenssituation, wie das Alter und die Wahrscheinlichkeit, wieder einen Job zu finden, berücksichtigt werden. Eine Behinderung ist also bei der Berechnung zu berücksichtigen und individuell zu bewerten. Am besten wendest du dich für eine verbindliche Auskunft direkt an eine Expertin oder einen Experten für Arbeitsrecht in unserer Kanzleisuche.

Wann muss der Arbeitgeber keine Abfindung zahlen?

Wenn es keine vertragliche Vereinbarung über eine Abfindung gibt, zum Beispiel in einem Tarifvertrag, gibt es keine Verpflichtung für Arbeitgeber:innen, eine Abfindung zu zahlen. Eine Abfindung erfolgt dann auf freiwilliger Basis oder im Tausch gegen eine Gegenleistung, zum Beispiel einen Klageverzicht.

Fazit

Einen Anspruch auf Abfindung haben Arbeitnehmer:innen in Deutschland nicht, es sei denn, es ist individuell vertraglich festgelegt. Dennoch zahlen Arbeitgeber:innen häufig Abfindungen, wenn sie damit einen Klageverzicht durchsetzen können. 

Damit wollen sie das Risiko einer Klage verhindern, vor allem dann, wenn sie selbst nicht von der Rechtmäßigkeit der Kündigung überzeugt sind oder ein eigenes Fehlverhalten vorliegt. In solchen Fällen, also wenn die Kündigung „wackelig“ ist, besteht die Möglichkeit, dass du durch eine Kündigungsschutzklage und einen anschließenden Vergleich eine höhere Abfindung erhältst. So kannst du am Ende deiner Beschäftigung oftmals noch eine gute Summe erhalten, solltest dir für die Durchsetzung allerdings auch anwaltliche Unterstützung einholen, um die für dich passende Strategie herauszufinden.

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