Gehalt kommt zu spät: Was du tun kannst

Plötzlich ist der Erste des Monats. Aber das Konto bleibt leer. Immer häufiger stehen Beschäftigte vor dem gleichen Problem: Das Gehalt kommt zu spät. Besonders in Branchen wie Gastronomie, Pflege oder Handwerk häuft sich das. Für viele wird es dann finanziell eng – die Miete, Strom oder Versicherungen lassen sich nicht mehr pünktlich zahlen. Doch wie ist die Rechtslage? Erfahre mehr in diesem Artikel.

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Das Wichtigste in Kürze

✅ Dein Gehalt ist spätestens nach deiner monatlichen Arbeitsleistung fällig – meist bis zum 3. Werktag des Folgemonats.
✅ Wenn das Gehalt zu spät kommt, gerät dein:e Arbeitgeber:in automatisch in Zahlungsverzug. Du kannst sogar Verzugszinsen verlangen.
✅ Entstehen dir durch die Verspätung Kosten, darfst du unter Umständen sogar Schadensersatz fordern.
✅ Du kannst schriftlich an das ausstehende Gehalt erinnern und notfalls Lohnklage beim Arbeitsgericht einreichen.
✅ Wird das Gehalt wiederholt zu spät gezahlt, kann das ein Grund für eine fristlose Kündigung sein. Aber triff solche Entscheidungen am besten erst nach vorheriger rechtlicher Beratung.

Gehalt kommt zu spät: Was bedeutet das?

Dein Gehalt ist mehr als nur eine Zahl auf dem Konto. Es ist die Grundlage für deine Miete, dein Essen und deinen Alltag. Deshalb ist klar geregelt, wann das Geld da sein muss. Laut § 614 BGB wird der Lohn nach der erbrachten Arbeit (“der Leistung der Dienste”) fällig. Das bedeutet: Sobald du deine Arbeit für den Monat geleistet hast, muss dein:e Arbeitgeber:in das Gehalt zahlen – und zwar pünktlich.

In den meisten Arbeitsverträgen steht, dass das Gehalt „zum Monatsende“ oder „bis zum dritten Werktag des Folgemonats“ gezahlt wird. Wenn dein Gehalt also z. B. am 1. August fällig ist und am 5. August noch nichts da ist, kommt dein Gehalt zu spät.

Gut zu wissen

Es spielt keine Rolle, ob dein:e Chef:in sagt, es läge „an der Bank“ oder „an der Buchhaltung“. Du hast deine Arbeit geleistet, dann muss das Geld auch pünktlich kommen. Das ist kein „Gefallen“, sondern deine rechtlich geschuldete Vergütung.

In der Praxis kann es aber trotzdem passieren, dass sich die Zahlung verzögert. Gründe gibt es viele: Krankheit von Vorgesetzten oder Mitarbeiter:innen, finanzielle Probleme im Betrieb oder einfach Nachlässigkeit. Egal warum: Für dich als Arbeitnehmer:in ist entscheidend, dass das Gehalt zu spät kommt und du dadurch Nachteile hast.

Einmal kann man so etwas vielleicht noch hinnehmen. Aber wenn sich das Problem wiederholt oder du ernsthafte finanzielle Sorgen bekommst, solltest du deine Rechte genau kennen. 

Gehalt kommt zu spät? Diese Rechte hast du

Wenn dein Gehalt zu spät kommt, ist das keine Kleinigkeit. Das Gesetz stellt klar: Dein:e Arbeitgeber:in  ist verpflichtet, das Gehalt pünktlich zu zahlen (§ 614 BGB). Wenn das nicht passiert, gerät er automatisch in Verzug und zwar ohne dass du eine Mahnung schreiben musst.

Wusstest du, dass …?

Sobald der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin im Zahlungsverzug ist, darfst du sogar rein theoretisch Verzugszinsen verlangen (§ 288 Abs. 1 BGB). Das sind aktuell 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

Wenn dein:e Arbeitgeber:in dir z. B. 1.500 € schuldet und das Geld 2 Wochen zu spät kommt, kannst du dafür durchaus Zinsen fordern. Es geht zwar nur um ein paar Euro, aber das ist dein gutes Recht.

Noch wichtiger: Kommt das Gehalt zu spät und entstehen dir dadurch zusätzliche Kosten (z. B. für Mahngebühren bei der Miete oder Überziehungszinsen auf deinem Konto) darfst du auch diese Kosten ersetzt verlangen (§ 280 Abs. 1 und 2 BGB). Voraussetzung ist, dass du sie nachweisen kannst.

Wiederholt sich die verspätete Zahlung, kann das sogar eine „ernsthafte Vertragsverletzung“ sein. In schweren Fällen darfst du dich dann überlegen, ob du das Arbeitsverhältnis kündigen möchtest – eventuell sogar fristlos (§ 626 BGB). Hier solltest du dich aber unbedingt von einer Anwältin oder einem Anwalt für Arbeitsrecht beraten lassen, bevor du rechtliche Schritte einleitest.

Was tun, wenn das Gehalt zu spät kommt?

Wenn dein Gehalt zu spät kommt, musst du nicht einfach abwarten. Viele Arbeitgeber:innen reagieren erst, wenn sie merken, dass du deine Rechte kennst und einforderst. Trotzdem gilt: Ruhe bewahren und sachlich bleiben.

Die folgenden Informationen dienen nur zur ersten Orientierung und ersetzen keine Rechtsberatung. Wenn du rechtssicher handeln willst, wende dich an eine Anwältin oder einen Anwalt für Arbeitsrecht. Unsere Inhalte können unvollständig oder veraltet sein.

Der erste Schritt ist ein klärendes Gespräch. Frage freundlich nach, warum das Gehalt nicht angekommen ist und wann du mit der Zahlung rechnen kannst. Oft liegt es wirklich nur an internen Abläufen, etwa wenn jemand im Büro krank war oder es technische Probleme gab.

Bleibt das Gehalt weiterhin aus, kannst du deinen Anspruch schriftlich geltend machen. Eine einfache, sachliche E-Mail reicht oft schon: „Hiermit erinnere ich an die ausstehende Gehaltszahlung für den Monat Juli. Ich bitte um Überweisung bis spätestens [Datum].“ 

Lohnklage einreichen

Zahlt der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin trotz allem nicht, bleibt nur noch der Gang zum Arbeitsgericht. Du kannst eine sogenannte Lohnklage einreichen. Das geht sogar ohne Anwältin oder Anwalt, auch wenn rechtliche Unterstützung ratsam ist. 

Beim Arbeitsgericht gibt es Rechtsantragsstellen, die dir im Zweifel beim Formulieren helfen. In vielen Fällen zeigt schon die Klageandrohung eine gewisse Wirkung bei deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin. Wenn du in einer Gewerkschaft bist, kannst du dich auch dorthin wenden. Die unterstützen dich oft kostenlos bei rechtlichen Schritten, inklusive Klage und Vertretung vor Gericht. 

Auch Anwältinnen und Anwälte für Arbeitsrecht kennen sich mit solchen Fällen gut aus und klären dich über deine rechtlichen Möglichkeiten auf. Du musst nicht alles selbst machen. Lass dich unterstützen, vor allem wenn das Gehalt zu spät kommt und du dadurch in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gerätst.

Gehalt kommt zu spät: Welche Folgen sind möglich?

Wenn dein Gehalt zu spät kommt, geht es oft nicht nur ums Prinzip – es kann schnell richtig ernst werden. Denn viele von uns leben von Monat zu Monat. Bleibt das Gehalt aus, stehen wichtige Zahlungen wie Miete, Strom oder Kreditraten auf der Kippe. Spätestens dann wird’s existenziell.

Gerade bei wiederholter Verspätung kann das gravierende Folgen haben. Du bekommst Mahnungen, musst vielleicht Verzugszinsen zahlen oder verlierst sogar deinen Mietvertrag. Wenn du Kinder hast, bist du noch mehr auf einen pünktlichen Zahlungseingang angewiesen, etwa für Kita-Gebühren, Schulmaterial oder Freizeitangebote.

Wenn du wegen der verspäteten Zahlung in echte Not gerätst, kannst du prüfen, ob ein Vorschuss möglich ist. In manchen Fällen springt auch das Jobcenter vorübergehend ein, zum Beispiel mit einem Darlehen oder einer Überbrückungshilfe. Dafür brauchst du aber Nachweise und musst genau darlegen, warum dein Einkommen fehlt.

Wird das Problem zur Regel, solltest du nicht nur juristisch aktiv werden, sondern auch deine berufliche Situation hinterfragen. Denn wenn dein Gehalt zu spät kommt, weil der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin in wirtschaftlicher Schieflage steckt, drohen irgendwann vielleicht auch Gehaltsausfälle oder Kündigungen.

Kündigung wegen fehlendem Gehalt?

In besonders harten Fällen darfst du unter bestimmten Voraussetzungen sogar selbst kündigen – ohne Frist. Das nennt sich fristlose Eigenkündigung wegen vertragswidrigem Verhalten (§ 626 BGB).

Aber Achtung: Auch das solltest du nur nach Beratung mit einer Anwältin oder einem Anwalt für Arbeitsrecht machen, um keine Nachteile beim Arbeitslosengeld zu riskieren.

Fazit

Wenn dein Gehalt zu spät kommt, ist das mehr als nur ärgerlich. Es kann dich finanziell stark belasten – vor allem, wenn du laufende Kosten nicht mehr decken kannst. Deshalb ist klar geregelt, wann dein Gehalt fällig ist, und welche Rechte du hast, wenn dein:e Arbeitgeber:in nicht zahlt. Sprich das Thema frühzeitig an und hol dir Hilfe, wenn du nicht weiterkommst. Wiederholte Verspätungen musst du nicht hinnehmen!

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