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Bahnstreik: Das sind deine Rechte

Stell dir vor, du planst deine tägliche Fahrt zur Arbeit oder eine dringende Geschäftsreise, und plötzlich heißt es: “Der Zugverkehr wird aufgrund eines Streiks eingestellt”. Genau das ist in letzter Zeit leider nicht nur eine Vorstellung, sondern wir erleben es in Deutschland immer mal wieder und manchmal wochenlang. 

Dabei ist ein Bahnstreik nicht nur ein logistisches Hindernis, sondern auch der Ausdruck eines tiefer liegenden sozialen und wirtschaftlichen Konflikts, der weit über die Unannehmlichkeiten eines einzelnen Reisenden hinausgeht. Was genau ein Bahnstreik ist, warum er stattfindet und was deine Rechte als Fahrgast oder Fahrgästin sind, erfährst du in diesem Beitrag. 

Das Wichtigste in Kürze

✅ Ein Bahnstreik ist ein legaler Arbeitskampf basierend auf dem Grundgesetz.
✅ Streiks sind ein wichtiges Mittel für Arbeitnehmer:innen, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Veränderungen zu bewirken.
✅ In der Regel geht es den Streikenden um bessere Arbeitsbedingungen oder höhere Löhne. 
✅ Dir stehen auch Rechte bei einem Bahnstreik zu: Du hast unter Umständen Anspruch auf Entschädigung bei Verspätungen oder Zugausfällen.

Was ist ein Bahnstreik?

Ein Streik ist eine kollektive Arbeitsniederlegung von Arbeitnehmer:innen – und es ist völlig legal. Das Streikrecht ist Bestandteil der sogenannten Koalitionsfreiheit. Es handelt es sich um das in Art. 9 Abs. 3 GG geschützte Grundrecht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden und zu demselben Zweck Arbeitskämpfe zu führen. 

Durch Streiks wollen Arbeitnehmer:innen meist Druck auf die Arbeitgeber:innen ausüben, um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne oder andere Veränderungen zu erreichen. Streiks sind eine Form des Arbeitskampfes. Sie finden in vielen Sektoren statt, darunter auch im Eisenbahnsektor, wo sie als Bahnstreiks bezeichnet werden. 

Ein Bahnstreik kann erhebliche Auswirkungen auf den Personen- und Güterverkehr haben. Der Grund: Der Bahnverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Infrastruktur und des Transportsystems. Bahnstreiks haben aber auch weitreichende wirtschaftliche und soziale Folgen.

Organisiert werden die Streiks von den Gewerkschaften, die die Mitarbeitenden der Bahn vertreten, um in Verhandlungen mit den Bahnunternehmen oder der Regierung ihre Forderungen durchzusetzen. Oft hat dies auch schon zu wichtigen Veränderungen in der Arbeitspolitik und -gesetzgebung geführt. 

Was passiert bei einem Bahnstreik?

Bei einem rechtmäßigen Bahnstreik ruht das Arbeitsverhältnis, solange es andauert. Dabei dürfen alle Arbeitnehmer:innen für sich selbst entscheiden, ob sie sich daran beteiligen möchten oder nicht. Wenn man an dem Arbeitskampf teilnimmt, legt man die Arbeit nieder und erbringt die arbeitsrechtlich geschuldete Arbeitsleistung bewusst nicht – dann hat man in der Regel aber auch keinen Anspruch auf Lohnzahlung.

Warum ist es wichtig zu streiken?

Auch wenn Bahnstreiks eigentlich immer mit Unannehmlichkeiten für Reisende einhergehen, sind sie ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. Streiks erlauben es Arbeitnehmer:innen, auf Ungerechtigkeiten oder unzureichende Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. 

Streiks dienen als eine starke Stimme für die Arbeitnehmerschaft, indem sie ein kollektives Signal an Arbeitgeber:innen und auch an die Öffentlichkeit senden. Sie zeigen auf, dass bestimmte Aspekte des Arbeitsumfeldes – sei es die Bezahlung, die Arbeitszeiten, die Sicherheitsvorkehrungen oder andere wichtige Arbeitsbedingungen – nicht den Erwartungen oder Bedürfnissen der Beschäftigten entsprechen. 

In vielen Fällen werden Probleme erst dann ernsthaft angegangen, wenn sie durch einen Streik sichtbar und dringlich gemacht werden.

Januar 2023: Was sind die Forderungen beim Bahnstreik?

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn verhandeln seit Anfang November 2023. Die GDL fordert unter anderem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohn. Sie will eine Reduzierung von 38 auf 35 Stunden erreichen. Zudem werden 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro gefordert. 

Die Deutsche Bahn hingegen geht auf die Forderungen mittlerweile zwar teilweise, aber noch nicht wie gewünscht ein. Deshalb kam es zuletzt seit dem 24. Januar 2024 zu dem bisher längsten Streik in der Geschichte der Deutsche Bahn. 

Am 5. Februar 2024 soll aber die nächste Verhandlungsrunde zwischen Deutsche Bahn und GDL beginnen und bis zum 3. März 2024 soll eine Einigung erzielt werden.

Rechte von Fahrgästen bei einem Bahnstreik

Wir alle kennen es: Bei einem Streik muss man viel Geduld mitbringen: Zahlreiche Verbindungen fallen aus. Die Züge, die noch fahren, sind überfüllt von Passagieren. Viele fragen sich deshalb: Was sind meine Rechte bei einem Bahnstreik? 

Egal, ob Nah- oder Fernverkehr – wenn Züge ausfallen, sich stark verspäten oder Anschlüsse verpasst werden, hast du als Fahrgast oder Fahrgästin spezielle Rechte. Diese sind in der EU-Fahrgastverordnung geregelt. Die Verordnung sieht vor, dass Beschwerden innerhalb von 3 Monaten nach dem Vorfall eingereicht werden müssen.

Stornierung von Tickets

Viele Betroffene fragen sich: Kann ich mein Ticket stornieren? Bekomme ich mein Geld zurück bei einem Bahnstreik? Wenn schon vor der Abreise klar ist, dass ein Zug komplett ausfallen wird, kannst du von der Reise zurücktreten und dir den vollen Fahrpreis für dein Ticket ohne Abzüge erstatten lassen. Einen Antrag kannst du bei der Deutschen Bahn per Post mit einem ausgefüllten Fahrgastrechtformular und Belegen einreichen oder im Reisezentrum abgeben. 

Entschädigung bei Verspätung

Wenn ein Zug verspätet ist, kannst du dir dein Ticket erstatten lassen. Hierfür solltest du folgende Regelungen im Blick haben: 

Bei einer Verspätung von einer Stunde bekommst du 25 % des Fahrpreises erstattet, bei mehr als 120 Minuten sind es 50 %. Die Verspätungen beziehen sich dabei immer auf die Ankunftszeit am Zielort. 

Wenn eine Verspätung von 20 Minuten am Zielbahnhof abzusehen ist, kannst du außerdem bei nächster Gelegenheit

  • die Fahrt auf der gleichen Strecke oder über eine andere Strecke fortsetzen,
  • die Fahrt zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen oder
  • einen anderen, nicht reservierungspflichtigen Zug nutzen.

Anspruch auf Schadensersatz

Unter gewissen Umständen kannst du dir auch Kosten erstatten lassen, die aufgrund der Verspätung oder des Ausfalls etwa für andere Verkehrsmittel (z. B. Bus oder Taxi) oder Übernachtungen in Hotels angefallen sind.

Hierzu schreibt die Deutsche Bahn: 

Bei einer planmäßigen Ankunftszeit zwischen 0 und 5 Uhr und einer zu erwartenden Verspätung von mind. 60 Minuten am Zielbahnhof oder bei Ausfall eines Zuges, wenn es sich dabei um die letzte fahrplanmäßige Verbindung des Tages handelt und der Zielbahnhof ohne Nutzung eines anderen Verkehrsmittels nicht mehr bis um 24 Uhr erreicht werden kann werden Ihnen die Kosten für ein anderes Verkehrsmittel bis max. 120 Euro oder angemessene Übernachtungskosten ersetzt, wenn das Eisenbahnunternehmen kein anderes Verkehrsmittel zur Verfügung stellt und Sie mit dem Eisenbahnunternehmen nicht in Kontakt treten können.(Quelle)

Wichtige Anlaufstellen bei Bahnstreik

Bei Problemen oder Fragen rund um Bahnstreiks kannst du dich an verschiedene Stellen wenden. Dazu gehören die Kundenbetreuung der Bahnunternehmen und die Verbraucherschutzzentrale.

Welche Züge während eines Streiks noch fahren, kannst du online in der Reiseauskunft oder in der DB Navigator App herausfinden. 

Fazit

Bahnstreiks sind ein wichtiges Instrument im Arbeitskampf und haben das Ziel, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Fahrgäst:innen sollten sich dabei aber ihrer Rechte bewusst sein und diese bei Bedarf auch durchsetzen.

In jedem Fall solltest du dich direkt an das betroffene Bahnunternehmen oder die zuständige Regulierungsbehörde wenden, um spezifische Informationen über deine Rechte und die verfügbaren Optionen zu erhalten.

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