Dr. Asmaa El Idrissi

Projektleiterin bei der SWANS Initiative/ Dozentin für “Managing Diversity” bei der Hochschule Bochum/ freiberufliche DEIB Consultant

Dr. jur. Asmaa El Idrissi leitet derzeit das Projekt FATMA bei der mehrfachausgezeichneten Swans Initiative in Berlin.

Nebenbei ist sie freiberuflich in der DEIB- und Anti-Diskriminierungsberatung sowie als Speakerin tätig.

Sie ist promovierte Juristin (Schwerpunkt Verfassungs- und Antidiskriminierungsrecht), Diversity Managerin, Change Managerin, Business Trainerin, Coachin und zertifizierte Antidiskriminierungsberaterin und verfügt über mehr als 12 Jahre Erfahrung im Bereich DEIB und Anti-Diskriminierung.

Interview

Wir stellen regelmäßig Legal Influencer und Vorbilder auf dem Rechtsmarkt in einem Interview vor. Damit wollen wir spannende Persönlichkeiten aus der Rechtsbranche sichtbar machen und einen Mehrwert für alle schaffen.

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Asmaa, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Tatsächlich kam ich zum Antidiskriminierungsrecht und der DEIB Beratung und Lehre, über persönliche Diskriminierungserfahrungen und meinen sehr früh ausgeprägten Sinn für die Schaffung gerechter Verhältnisse (DEIB steht für Diversity, Equity, Inclusion und Belonging).

Ich hatte bereits in meinem Jurastudium damit begonnen,  Menschen zum AGG zu beraten und stellte fest, dass mir das sehr liegt. Ich wollte nie Jura als kontextlosen Bereich verstehen.

Alles, was ich im Schwerpunktbereich belegte, war interdisziplinär. Von den regulären Studienleistungen bis zu meiner Doktorarbeit, wo ich die bundesverfassungsgerichtliche Rechtsprechung nicht nur klassisch verfassungsdogmatisch prüfte, sondern auch anhand der Toleranzkonzeptionen von Rainer Forst.

Ich bin mir sicher, dass intersektionales, interdisziplinäres und unkonventionelles Denken entscheidend zu notwendigen, gesellschaftlichen und rechtlichen Veränderungen beitragen. Das lehrt uns nicht zuletzt die Geschichte.

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Ich habe drei Jobs:) Hauptberuflich leite ich das Projekt FATMA der mehrfach-ausgezeichneten SWANS initiative, ein Empowerment- und Karriereförderungsprojekt für mehrfachdiskriminierte Akademikerinnen und bin freiberuflich als DEIB- und Antidiskriminierungsberaterin tätig.

Nebenher lehre ich „Managing Diversity“ an der Hochschule Bochum und bin freiberufliche DEIB Beraterin. Der Großteil meiner Studierendenschaft sind Ingenieur*innen.

Es gehört hier zu meinem Job, einer fachfremden Zielgruppe ein fortgeschrittenes, von Empathie gespeistes Verständnis von DEIB zu vermitteln.

Mit Empathie komplexe Dinge auf das Wesentliche herunterzubrechen, ohne dabei an Qualität im Inhalt zu verlieren, ist also ein Spagat, der sehr wichtig ist für ein erfolgreiches Mindshifting. 

Warum ich das mache? Ganz einfach: Weil die Inklusion aller Menschen und die Schaffung von Strukturen, die dies ermöglichen, zu meiner Lebensaufgabe gehört. Dies ist nicht altruistisch: Elevate by elevating others. Will sagen: Ich bekomme unheimlich viel zurück.

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Insbesondere durch meine Präsenz als LinkedIn Top Voice 2023 erreiche ich viele Menschen. Ich schreibe viel und kontinuierlich in meiner Freizeit über alle Themen rund um Antidiskriminierung und DEIB. Zudem nutze ich natürlich auch Keynotes, Podien sowie meine Arbeit bei der SWANS Initiative, um diese wichtigen Themen zu platzieren. 

Ich möchte jeden Menschen erreichen, der von Diskriminierung negativ und positiv betroffen ist. Für die erstgenannte Gruppe will ich Sichtbarkeit erreichen, für die zweite Gruppe Awareness und im besten Falle Allyship-Mindset.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Es bräuchte eine große Jurist*innenausbildungsreform. Um nur bei meinem Bereich zu bleiben: Es bräuchte ein Pflichtfach “Antidiskriminierungsrecht”, es bräuchte die Abschaffung aller Regelungen, die das Kopftuch und andere religiöse (persönliche) Symbole im Referendariat und Staatsdienst verbieten.

Dass das Verbot von (äußerlich erkennbaren) Hijaben untauglich ist, um (innerlich entweder vorhandene oder nicht vorhandene) richterliche Unabhängigkeit und damit staatliche Neutralität zu sichern, liegt auf der Hand.

Zudem braucht es Pflicht-Fortbildungen für den gesamten Justizapparat. Denn Unconcious oder Concious Bias kann sich sehr auf die Rechtsprechung auswirken.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Keine großen Sachen: Ich freue mich für jeden Moment, wo ich das Gefühl habe, dass der Groschen bei Menschen und Institutionen gefallen ist.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!