Prof. Dr. Heiko Fuchs

Rechtsanwalt / Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht / Geschäftsführender Partner bei Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB

Geboren 1972 in Düsseldorf

Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln

Referendariat am OLG Düsseldorf mit Wahlstation in wirtschaftsrechtlicher Kanzlei in New Orleans, La., USA

Promotion zum Bauvertragsrecht

Bei Kapellmann seit 2000

Lehrauftrag für Bauvertragsrecht an der Heinrich-Heine-Universität seit 2005

Interview

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Heiko, wie kamst du zur Rechtsbranche und was sind deine Erfahrungen damit?

Während der Schulzeit und auch noch danach habe ich leidenschaftlich gerne Theater gespielt. Aber einige Engagements als Statist am Düsseldorfer Schauspielhaus haben mir gezeigt, dass es schwierig ist, als Schauspieler ein finanzielles Auskommen zu finden.

Eine Lehrerin, die mich aus der Theatergruppe gut kannte, empfahl mir das Jura-Studium, „das passt zu Dir“. So habe ich mich an der Universität zu Köln eingeschrieben und einen langen (und nicht immer geraden) Weg begonnen, den ich bis heute nie bereut habe.

Im Referendariat wurde mir recht schnell klar, dass der Beruf des Anwalts mein Herzenswunsch war. Die Vereidigung und die Zulassungsurkunde waren daher für mich emotional ebenso bedeutend wie beispielsweise die Promotion. 

Was machst du beruflich und warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Beworben haben ich mich bei Kapellmann im Jahr 2000 für den Standort Düsseldorf und das öffentliche Baurecht (Spoiler: Beides hat nicht geklappt), das ich ein paar Jahre als Repetitor bei Alpmann Schmidt gelehrt hatte.

Zuvor hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei einer Großkanzlei, die den Fehler machte, mich mit meinen zukünftigen Associate-Kollegen zum Lunch auf die Kö zu schicken. Das war nicht meine Welt.

Meine damalige Freundin (und heutige Frau) gab mir den Tipp mit Kapellmann, die kenne sie aus einem Hochhausprojekt, und „die sind so nett“. Das waren sie auch. Sogar so nett, dass ich statt mit dem öffentlichen mit dem privaten Baurecht und statt im Düsseldorfer Stadttor (in der 13. Etage mit Blick über das Rheinknie) in Mönchengladbach begonnen habe.

Dort bin ich bis heute als Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht tätig und begleite mittlere und große Bauvorhaben außergerichtlich und (nötigenfalls) auch gerichtlich, mit Schwerpunkten auf dem Krankenhaus- und Laborsektor, der Entwicklung von Mixed-Use-Immobilien und alternativen Vertragsmodellen wie der Integrierten Projektabwicklung.

Als geschäftsführender Partner der Kanzlei bin ich zudem auf Partnerebene für das Marketing zuständig.

Wie machst du deine Themen sichtbar? Wen oder was möchtest du damit erreichen?

Sichtbarkeit habe ich zunächst ganz klassisch über Seminare und Vorträge einerseits und Fachveröffentlichungen andererseits hergestellt.

Auch wenn ich zunächst mangels Social Media (ja, so alt bin ich) kaum eine andere Wahl hatte, wäre das auch heute noch meine Empfehlung. Denn nur über reale Kontakte kann man eine stabile Beziehungsebene herstellen und Kompetenz vermitteln, sowie die eigenen Fähigkeiten herausfordern (wer schon einmal Fragen von Studierenden beantworten musste, weiß, was ich meine). Und wer einen Fachaufsatz oder gar einen Kommentar schreibt, muss ein Thema bis zum letzten Winkel durchdrungen haben.

Darauf aufbauend kann man ein reales und dann auch ein virtuelles Netzwerk auf Social Media herstellen, bei mir derzeit mit Schwerpunkt auf LinkedIn. Dort achte ich bei Kontaktanfragen darauf, dass entweder potentielle Mandanten oder Multiplikatoren darunter sind oder jedenfalls Menschen, die mich inspirieren und von denen ich lernen kann.

Wenn du etwas an der Rechtsbranche verändern könntest, was wäre das? Was ist aus deiner Sicht dazu nötig?

Als Vizepräsident des Deutschen Baugerichtstags und Gutachter für diverse Gesetze (bspw. jüngst die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure HOAI) habe ich das Privileg, diese Veränderungen tatsächlich (in kleinen Bereichen und mit überschaubaren Auswirkungen) mit gestalten zu können. 

In der Ausbildung sähe ich gerne einen Rückschritt, so unglaublich das zunächst klingt. Die Vermittlung von Spezialwissen in einzelnen (vielleicht auch sehr praxisrelevanten) Rechtsgebieten im Studium ist nicht zielführend, wenn das systematisch-dogmatische Fundament nicht vorhanden ist.

Bei der Bewerbung einer Anwältin oder eines Anwalts freue ich mich daher eher über Kenntnisse der Rechtsgeschichte oder -philosophie als solche des Bauvertragsrechts. Denn mit etwas Sattelfestigkeit im Schuldrecht kann sich das jeder rasch erarbeiten.

Darüber hinaus wünsche ich mir mehr vertrauensvolle Zusammenarbeit unter rechtlichen Beratern, aber auch mit der Richterschaft. Wir sind alle Organe der Rechtspflege und dienen der Verwirklichung des Rechtsstaats, womit natürlich die Interessen unserer Mandanten in Ausgleich zu bringen sind. Wenn der Fokus jedoch weniger auf Streit als auf Lösungen liegt, dient das letztlich auch diesen Interessen.

Dass wir digitaler arbeiten und Künstliche Intelligenz achtsam nutzen müssen (und werden), ist eine Selbstverständlichkeit.

Gibt es etwas, worauf du dich in Zukunft besonders freust?

Mein Herzensthema in der Baubranche und damit auch meiner Beratung ist die Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen. Vereinfacht gesagt werden dabei durch die Auswahl der Partner und das Vertragsmodell Anreize gesetzt, in vielen Jahrzehnten zerstörtes Vertrauen in der Branche projektbezogen wiederherzustellen und dafür zu sorgen, dass die Projektbeteiligten nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander für den Projekterfolg arbeiten.

Es ist faszinierend zu beobachten, welche Veränderungen allein die Befassung mit diesem Thema bei fast allen Beteiligten auslöst. Hier geht es also nicht um ein weiteres Beratungsprodukt zur wirtschaftlichen Stärkung der Anwaltschaft (ganz im Gegenteil soll man uns später eigentlich nicht mehr benötigen), sondern tatsächlich um einen Paradigmenwechsel in einem der wirtschaftlich bedeutendsten Branchen, der auch in ganz anderen Settings (bspw. in einem Unternehmen) Früchte tragen kann.

Und dann freue ich mich natürlich darüber, demnächst einen eigenen Standort von Kapellmann leiten zu dürfen. Welcher das ist, unterfällt aber noch meinem Schweigegelübde… 

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!