Viele Menschen geraten durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit plötzlich in eine Situation, in der sie nicht mehr selbst über ihre medizinische Behandlung entscheiden können. Ohne eine klare Regelung liegt die Entscheidungslast auf den Angehörigen, die möglicherweise nicht wissen, wie die Person sich in solch einer Situation entscheiden würde.
Eine Patientenverfügung bietet dir die Möglichkeit, deine Wünsche im Voraus festzulegen und so sicherzustellen, dass deine Vorstellungen auch in schwierigen Zeiten berücksichtigt werden.
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Was sind die Vorteile einer Patientenverfügung?
Eine Patientenverfügung bietet zahlreiche Vorteile, die dir und deinen Angehörigen in schwierigen Situationen Sicherheit und Klarheit verschaffen. Einer der größten Vorteile ist die Möglichkeit der Selbstbestimmung.
Du kannst im Voraus festlegen, welche medizinischen Behandlungen du wünschst oder ablehnst, wenn du nicht mehr in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet, dass dein Wille auch dann berücksichtigt wird, wenn du dich nicht mehr selbst äußern kannst.
Ein weiterer Vorteil ist die Entlastung deiner Angehörigen. In einer ohnehin schon belastenden Situation müssen sie nicht (allein) die schwierige Entscheidung treffen, wie in deinem Sinne gehandelt werden soll. Sie können sich darauf verlassen, dass die in der Patientenverfügung festgehaltenen Anweisungen deinen Wünschen entsprechen. Das verringert das Risiko von Streitigkeiten innerhalb der Familie und sorgt für Klarheit bei der Behandlung.
Rechtssicherheit ist ein weiterer wichtiger Punkt. Eine Patientenverfügung, die klar und eindeutig formuliert ist, bietet sowohl den behandelnden Ärzt:innen als auch den Angehörigen eine verlässliche Grundlage für ihre Entscheidungen. Dadurch werden Unsicherheiten und rechtliche Auseinandersetzungen vermieden.
Außerdem kann eine Patientenverfügung helfen, unnötige medizinische Maßnahmen zu vermeiden, die du nicht möchtest. Beispielsweise kannst du festlegen, dass du keine lebensverlängernden Maßnahmen wünschst, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Das verhindert, dass du unnötig lange “an Maschinen angeschlossen” bleibst, wenn dies nicht deinem Willen entspricht.
Was sind die Nachteile einer Patientenverfügung?
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Nachteile, die du bei der Erstellung einer Patientenverfügung bedenken solltest.
Die Auseinandersetzung mit schwerwiegenden gesundheitlichen Fragen und der eigenen Sterblichkeit kann zum einen schwierig sein. Manchmal führt dies dazu, dass Menschen ihre Patientenverfügung aufschieben oder sie nicht konkret genug formulieren.
Einer der größten Nachteile ist zum anderen das Risiko von Missverständnissen bei der Formulierung. Es kann schwierig sein, komplexe medizinische Situationen und deine Wünsche so eindeutig zu beschreiben, dass es keine Zweifel an deinem Willen gibt. Unklarheiten könnten dazu führen, dass Ärzt:innen oder Angehörige unsicher sind, wie sie handeln sollen.
Ein weiteres Problem kann die praktische Umsetzung der Patientenverfügung im Notfall sein. In akuten Situationen bleibt oft wenig Zeit, um eine Patientenverfügung ausführlich zu lesen und zu verstehen. Dadurch besteht das Risiko, dass dein Wille nicht vollständig berücksichtigt wird.
Auch kann es vorkommen, dass das medizinische Personal vor Ort nicht über deine Patientenverfügung informiert ist, insbesondere wenn sie nicht an einem leicht zugänglichen Ort hinterlegt ist.
Außerdem kann eine Patientenverfügung inaktuell sein, wenn sie nicht regelmäßig überprüft und angepasst wird. Medizinische Fortschritte oder Änderungen in deiner persönlichen Situation können dazu führen, dass frühere Entscheidungen nicht mehr deinem aktuellen Willen entsprechen (zum Beispiel dem Einsatz moderner Technologien).
Wichtig
Eine Patientenverfügung kann nicht alle Eventualitäten abdecken. Es gibt immer unvorhersehbare medizinische Situationen, die in einer Verfügung nicht detailliert beschrieben sind. Daher ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass eine Patientenverfügung zwar eine wertvolle Hilfe ist, aber keine absolute Sicherheit bieten kann.
Ist eine Patientenverfügung nur mit Notar wirksam?
Viele Menschen fragen sich, ob eine Patientenverfügung nur dann rechtswirksam ist, wenn sie von einem Notar oder einer Notarin beglaubigt oder beurkundet wurde. Die Antwort darauf ist eindeutig: Eine Patientenverfügung ist auch ohne notarielle Beglaubigung oder Beurkundung wirksam. Das bedeutet, dass du das Dokument selbst erstellen und unterschreiben kannst, ohne dass Notar:innen beteiligt sein müssen.
Unterschied zwischen Beglaubigung und Beurkundung
In Deutschland gibt es einen großen Unterschied zwischen einer notariellen Beglaubigung und einer notariellen Beurkundung:
- Bei einer Beglaubigung bestätigen Notar:innen lediglich die Echtheit deiner Unterschrift auf der Patientenverfügung. Dies kann hilfreich sein, um späteren Zweifel an der Echtheit des Dokuments vorzubeugen.
- Die Beurkundung hingegen geht einen Schritt weiter: Hier wird der gesamte Inhalt des Dokuments durch Notar:innen geprüft und protokolliert. Bei vielen schwerwiegenden Rechtsgeschäften wie einem Hauskauf ist diese Form sogar gesetzlich vorgeschrieben und damit verpflichtend.
Klartext: Muss eine Patientenverfügung notariell beglaubigt werden?
Eine Patientenverfügung muss weder notariell beglaubigt noch beurkundet werden, um rechtskräftig zu sein. Es reicht, wenn das Dokument von dir persönlich erstellt und unterschrieben wird. Das deutsche Recht stellt keine zusätzlichen formellen Anforderungen an die Gültigkeit einer Patientenverfügung.
Patientenverfügung ohne Notar
Die meisten Menschen entscheiden sich dazu, ihre Patientenverfügung ohne Notar:in zu erstellen. Dafür genügt es, dass sie schriftlich vorliegt und von dir persönlich unterschrieben wurde. Es ist wichtig, dass die Verfügung klar formuliert ist, damit sie eindeutig interpretiert werden kann.
Eine notarielle Beglaubigung oder Beurkundung ist für die Rechtswirksamkeit nicht erforderlich, kann aber in bestimmten Fällen sinnvoll sein, um Missverständnisse oder Zweifel an der Echtheit des Dokuments zu vermeiden.
Allgemeine Kosten für eine Patientenverfügung beim Notar
Wenn du dich entscheidest, eine Patientenverfügung bei einem Notariat erstellen zu lassen, entstehen dafür Kosten. Die Höhe dieser Kosten hängt vom Aufwand und der Komplexität der Verfügung ab.
Im Allgemeinen liegen die Kosten für eine einfache Patientenverfügung bei einem Notariat zwischen 60 und 150 Euro. Diese Gebühren können jedoch variieren, insbesondere wenn zusätzlich Beratungsleistungen in Anspruch genommen werden.
Entscheidest du dich dafür, mehrere Dokumente, also zum Beispiel sowohl eine Vorsorgevollmacht als auch eine Patientenverfügung bei einem Notariat erstellen zu lassen, sind die Kosten entsprechend höher.
Ist eine Patientenverfügung ohne Notar ungültig?
Wenn du deine Patientenverfügung nicht beurkunden oder beglaubigen lässt, hat das keine negativen Auswirkungen auf ihre Gültigkeit. Solange das Dokument klar formuliert und von dir als geschäftsfähige Person (§ 104 BGB) unterschrieben ist, ist es rechtsverbindlich.
Patientenverfügung: Wo sollte ich sie hinterlegen?
Ebenso entscheidend wie die Patientenverfügung selbst ist es, dass das Dokument im Ernstfall schnell gefunden und genutzt werden kann. Daher ist die Frage, wo du deine Patientenverfügung hinterlegen solltest.
Eine Möglichkeit ist, die Patientenverfügung bei deinen nächsten Angehörigen zu hinterlegen. Das kann ein:e Partner:in, ein erwachsenes Kind oder eine andere Vertrauensperson sein. Es ist wichtig, dass diese Person genau weiß, wo das Dokument aufbewahrt wird und im Notfall darauf zugreifen kann.
Du kannst deine Patientenverfügung auch bei deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin hinterlegen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass Arzt:innen im Notfall schnell auf das Dokument zugreifen und es bei der Behandlung berücksichtigen können. Viele Ärzt:innen bieten an, die Patientenverfügung in der Patientenakte aufzunehmen.
Eine weitere sinnvolle Option ist die Registrierung im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer. Dort kannst du nicht nur deine Patientenverfügung, sondern auch andere Vorsorgedokumente wie die Vorsorgevollmacht registrieren. Ärzt:innen und Gerichte können im Bedarfsfall schnell prüfen, ob eine Patientenverfügung vorliegt und wo sie hinterlegt ist.
Wissenswertes zum Vorsorgeregister
Die Registrierung im Vorsorgeregister ist mit geringen Kosten verbunden, bietet aber den Vorteil, dass deine Verfügung auch dann gefunden wird, wenn niemand direkt in deinem Umfeld darüber informiert ist.
Die Registrierung der Patientenverfügung kostet einmalig zwischen 20 und 26 Euro. Die Löschung sowie der Widerruf sind kostenlos. Erfahre mehr über die Kosten für eine Patientenverfügung beim Vorsorgeregister.
Schließlich solltest du auch daran denken, eine Notfallkarte bei dir zu tragen. Diese kleine Karte, die du im Portemonnaie oder in der Tasche aufbewahren kannst, weist darauf hin, dass du eine Patientenverfügung hast und wo diese zu finden ist. So können Rettungskräfte im Notfall direkt informiert werden.
Muss eine Patientenverfügung vom Arzt unterschrieben werden?
Eine häufige Frage bei der Erstellung einer Patientenverfügung ist, ob das Dokument ärztlich unterschrieben werden muss, um rechtsgültig zu sein. Grundsätzlich gilt: Eine Patientenverfügung muss nicht von Ärzt:innen unterschrieben werden, um rechtlich wirksam zu sein. Es reicht aus, dass du das Dokument selbst unterschreibst. Dennoch gibt es einige Vorteile, wenn Ärzt:innen in den Prozess einbezogen werden.
Patientenverfügung beim Hausarzt
Es kann sinnvoll sein, die Patientenverfügung gemeinsam mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin zu besprechen und zu erstellen. Hausärzt:innen kennen in der Regel deinen gesundheitlichen Zustand und können dich fachkundig beraten, welche medizinischen Maßnahmen für dich in Frage kommen und welche nicht. Eine solche Beratung kann helfen, das Dokument präziser und klarer zu formulieren, sodass es im Ernstfall keine Missverständnisse gibt.
Zwar zeigt die Einbeziehung von Ärzt:innen, dass du die medizinischen Konsequenzen deiner Entscheidungen verstanden hast und diese nach ausführlicher Beratung getroffen wurden. Allerdings ersetzt das Gespräch mit Hausärzt:innen keine anwaltliche Rechtsberatung.
Was kostet eine Patientenverfügung beim Hausarzt?
Für die Beratung durch Hausärzt:innen, die bei der Erstellung einer Patientenverfügung herangezogen werden, können Kosten anfallen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um eine umfangreiche Beratung handelt, die nicht durch die Krankenversicherung abgedeckt ist.
Diese Kosten variieren je nach Ärzt:in und Aufwand, liegen aber in der Regel zwischen 20 und 200 Euro. Es ist ratsam, vorab in der Arztpraxis nach den genauen Kosten zu fragen. Wichtig ist aber zu verstehen, dass deine Patientenverfügung auch ohne die Unterschrift eines Arztes oder einer Ärztin gültig ist.
Wissenswertes zur Gültigkeit einer Patientenverfügung
Zur Gültigkeit einer Patientenverfügung gibt es viele Mythen. Grundsätzlich ist eine Patientenverfügung zeitlich unbegrenzt gültig, solange sie nicht widerrufen oder durch eine neue Verfügung ersetzt wird. Es gibt jedoch einige Punkte, die du beachten solltest, um sicherzustellen, dass deine Patientenverfügung im Ernstfall berücksichtigt wird.
Wie lange ist eine Patientenverfügung gültig?
Rechtlich gesehen bleibt eine einmal erstellte und unterschriebene Patientenverfügung gültig, bis sie ausdrücklich widerrufen wird. Allerdings kann es vorkommen, dass Ärzt:innen und Angehörige Zweifel haben, ob die Verfügung noch den aktuellen Willen der betroffenen Person widerspiegelt, insbesondere wenn sie schon viele Jahre alt ist.
Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es ratsam, die Patientenverfügung regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Eine Aktualisierung kann zum Beispiel alle 2 bis 5 Jahre erfolgen oder bei wesentlichen Änderungen in deiner gesundheitlichen Situation oder Lebenssituation.
Kann eine Patientenverfügung widerrufen werden?
Ja, du kannst deine Patientenverfügung jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen. Der Widerruf sollte grundsätzlich schriftlich erfolgen. Ein Widerruf kann aber auch mündlich geäußert werden, wenn du in einer konkreten Situation deinen Willen änderst, zum Beispiel direkt gegenüber behandelnden Ärzt:innen.
Es ist ebenfalls möglich, eine neue Patientenverfügung zu erstellen, die die alte automatisch ersetzt. In diesem Fall ist es wichtig, alle früheren Versionen zu vernichten oder deutlich als „ungültig“ zu kennzeichnen, um Verwirrung zu vermeiden.
Keine Patientenverfügung: Wer entscheidet?
Wenn du keine Patientenverfügung erstellt hast und in eine Situation gerätst, in der du nicht mehr selbst über medizinische Maßnahmen entscheiden kannst, stellt sich die Frage, wer entscheidet. In solchen Fällen müssen Ärzt:innen und Angehörige gemeinsam eine Lösung finden, was oft eine schwierige und belastende Aufgabe ist.
In erster Linie versuchen Ärzt:innen, den mutmaßlichen Willen von Patient:innen zu ermitteln. Dazu führen sie Gespräche mit den nächsten Angehörigen, um herauszufinden, wie Patient:innen in der gegebenen Situation entschieden hätten. Diese Gespräche können jedoch sehr belastend sein, insbesondere wenn keine klaren Hinweise auf den Willen von Patient:innen vorliegen.
Wenn keine Patientenverfügung und auch keine Vorsorgevollmacht vorliegt, kann das Betreuungsgericht eingeschaltet werden. Das Gericht bestellt dann eine:n Betreuer:in, der in deinem Namen Entscheidungen treffen darf. Dabei kann es sich um einen nahen Angehörigen handeln. Es kann aber auch eine fremde, gerichtlich bestellte Person sein.
Betreuer:innen müssen sich dabei nach den Interessen und dem Wohl der Patient:innen richten, aber ohne konkrete Anweisungen kann dies zu schwierigen Entscheidungen führen. Genau deshalb gibt es die Betreuungsverfügung, dem wir einen eigenen Artikel gewidmet haben.
Das Fehlen einer Patientenverfügung kann zu Konflikten innerhalb der Familie führen, insbesondere wenn Angehörige unterschiedliche Ansichten darüber haben, was im besten Interesse des Patienten ist. In solchen Fällen kann es zu langwierigen Diskussionen oder sogar zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommen, die die Situation zusätzlich belasten.
Keine Patientenverfügung – was dann?
Wenn keine Patientenverfügung vorliegt, müssen Ärzt:innen und Angehörige den mutmaßlichen Willen des Patienten oder der Patientin ermitteln. In schwierigen Fällen entscheidet das Betreuungsgericht über die Bestellung einer Betreuungsperson.
Eine Patientenverfügung kann diese belastende Situation verhindern, indem sie klare Anweisungen hinterlässt, die im Ernstfall befolgt werden.
Fazit
Eine gut durchdachte und klar formulierte Patientenverfügung ist in jedem Fall eine wichtige Vorsorge für deine Zukunft. Sie stellt sicher, dass deine medizinischen Wünsche auch dann eingehalten werden, wenn du selbst nicht mehr in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen. Sie gibt dir die Möglichkeit, deine Vorstellungen und die jeweiligen Entscheider:innen im Voraus festzulegen.
Obwohl eine Patientenverfügung nicht zwingend notariell beglaubigt oder beurkundet werden muss, kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, diese Option in Betracht zu ziehen. Ebenso ist es ratsam, das Dokument regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf zu aktualisieren, um sicherzustellen, dass es weiterhin deinen aktuellen Wünschen entspricht.