Familienstiftung gründen: Vor- und Nachteile und Immobilien

In wirtschaftlich und gesellschaftlich unsicheren Zeiten suchen viele Menschen nach Wegen, ihr Lebenswerk und ihr Vermögen nachhaltig zu sichern – auch für die nächste Generation. Der Gedanke, eine Familienstiftung gründen zu wollen, wird immer beliebter. Sie verspricht nicht nur Schutz vor Erbschaftsstreitigkeiten oder Zerschlagung des Familienvermögens, sondern ermöglicht es auch, bestimmte Werte, Regeln und finanzielle Sicherheit gezielt weiterzugeben – und das unabhängig von äußeren Einflüssen oder persönlichen Veränderungen innerhalb der Familie.

Doch wie schaffe ich es, mein Unternehmen, mein Immobilienportfolio oder meine finanziellen Rücklagen langfristig zu bewahren – und gleichzeitig sicherzustellen, dass meine Familie davon profitiert? Wie eine Familienstiftung funktioniert, wer davon profitiert und welche Chancen (aber auch Verpflichtungen) eine Familienstiftung mit sich bringt, erfährst du in diesem Beitrag.

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Das Wichtigste in Kürze

Eine Familienstiftung ist eine private Stiftung, deren Zweck es ist, das Vermögen einer Familie dauerhaft zu erhalten und gezielt innerhalb der Familie weiterzugeben. Anders als gemeinnützige Stiftungen verfolgt sie ausschließlich privatnützige Ziele und dient nicht dem Allgemeinwohl.
Mit der Gründung überträgst du dein Vermögen langfristig an die Stiftung, die es dann treuhänderisch verwaltet. Die Stiftung wird zur Eigentümerin von Immobilien, Unternehmensanteilen oder Kapital und entscheidet auf Basis der von dir festgelegten Satzung, wie diese Werte genutzt werden sollen.
Die Begünstigten – oft deine Kinder oder Enkel – erhalten regelmäßige Leistungen, wie etwa Geldzahlungen zur Ausbildung, Altersvorsorge oder für bestimmte Lebensphasen. Dadurch lässt sich eine sichere finanzielle Versorgung über Generationen hinweg sicherstellen.
Der größte Vorteil liegt im Schutz des Vermögens: Da die Stiftung rechtlich unabhängig ist, kann das Vermögen nicht durch Erbstreitigkeiten, Scheidungen oder wirtschaftliches Fehlverhalten einzelner Familienmitglieder zerschlagen werden. Die Entscheidungshoheit liegt langfristig bei der Stiftung selbst.
Die Stiftungssatzung regelt alle Details – von der Verwaltung über die Zuständigkeiten bis hin zu den Bedingungen für Auszahlungen. Diese klare Struktur sorgt für Stabilität, Verlässlichkeit und verhindert spätere Unklarheiten oder Konflikte innerhalb der Familie.

Warum will man eine Familienstiftung gründen?

Wer eine Familienstiftung gründen will, verfolgt damit meist einen ganz bestimmten Zweck: das eigene Vermögen dauerhaft zu sichern – und das möglichst familienintern. Bei einer Familienstiftung handelt es sich um eine rechtlich anerkannte Stiftung, deren Zweck darin liegt, einer oder mehreren bestimmten Familien finanziell zu nutzen. Das bedeutet: Die Stiftung selbst besitzt das Vermögen und verwaltet es treuhänderisch – zugunsten der begünstigten Familienmitglieder.

Im Unterschied zu anderen Stiftungsformen, etwa gemeinnützigen Stiftungen, steht bei der Familienstiftung keine Allgemeinheit im Fokus. Stattdessen profitieren konkrete Personen: zum Beispiel Kinder, Enkelkinder oder andere nahe Verwandte. Das macht die Familienstiftung zu einer idealen Möglichkeit der privaten Vermögenssicherung – und häufig zur langfristigen Nachfolgeplanung. Die Stiftung „gehört“ also niemandem mehr, sondern sie verwaltet nur das, was ihr bei Gründung an Vermögen übertragen wurde. Diese Unabhängigkeit schützt das Vermögen vor vielen Risiken, etwa Erbstreitigkeiten, Zerschlagung durch Verkauf oder wirtschaftlichem Fehlverhalten einzelner Erb:innen. 

Der sogenannte Stifter – also du als Gründer:in – stattest die Stiftung mit Vermögen aus und legst in einer schriftlichen Satzung genau fest, wie dieses Vermögen eingesetzt werden soll. Die Satzung ist das Herzstück der Stiftung. Dort steht zum Beispiel, wer als Begünstigte:r Leistungen erhalten soll, unter welchen Bedingungen das geschieht und wie lange. Möglich sind regelmäßige Zahlungen an Familienmitglieder (z. B. zur Finanzierung von Ausbildung, Studium oder Altersvorsorge) oder auch einmalige Unterstützungsleistungen in besonderen Lebenslagen.

Was ist eine Familienstiftung genau?

Im deutschen Recht ist die Familienstiftung eine Sonderform der rechtsfähigen Stiftung des bürgerlichen Rechts. Grundlage ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), vor allem die §§ 80 ff. BGB. Diese Regelungen machen keine inhaltlichen Vorgaben zum Stiftungszweck – das heißt, solange die Stiftung keine straf- oder sittenwidrigen Ziele verfolgt, kannst du fast jeden Zweck festlegen. Wichtig ist nur: Die Stiftung darf auf Dauer angelegt sein und darf wirtschaftlich unabhängig bestehen können.

Mögliche Ziele bei der Gründung einer Familienstiftung sind:

  • Schutz von Familienunternehmen: Du kannst Anteile in die Stiftung einbringen, damit das Unternehmen auch in Zukunft in der Familie bleibt.
  • Regelung der Erbfolge: Du bestimmst klar und im Voraus, wer durch die Stiftung wie viel bekommt. So lassen sich spätere Streitigkeiten vermeiden.
  • Vermögenssicherung über Generationen: Wertvolles Vermögen – z. B. Immobilien oder Beteiligungen – wird nicht zerteilt oder verkauft, sondern zentral erhalten.
  • Versorgung der Angehörigen: Du kannst festlegen, wie Familienmitglieder regelmäßig von der Stiftung unterstützt werden – etwa mit monatlichen Zahlungen, Ausbildungskosten oder Pflegeleistungen.

Eine Familienstiftung bietet sich besonders in Familienunternehmen an. Sie kann Gesellschafterrechte übernehmen und so die Kontrolle einer Firma in der Familie halten – über Generationen hinweg, ohne dass das Unternehmen durch Erbstreitigkeiten zerschlagen wird. Auch Immobilienvermögen lässt sich in einer Stiftung bündeln und dauerhaft sichern. Das macht sie zu einem beliebten Modell für wohlhabende Familien, die den Gedanken der „Einheit des Familienvermögens“ bewahren wollen.

Typisch ist: Die Stiftung hat keine Eigentümer:innen mehr. Weder du als Stifter:in noch deine Nachkommen können das Vermögen einfach wieder entnehmen oder verkaufen. Die Stiftung unterliegt der staatlichen Aufsicht und muss ihren festgelegten Zweck dauerhaft erfüllen. Weil die Satzung nicht ohne Weiteres geändert werden kann, bleibt die einmal gewählte Struktur meist langfristig bestehen. Das hat Vorteile in Bezug auf Planungssicherheit und Schutz vor äußeren Einflüssen – kann aber auch ein Nachteil sein, wenn sich die Bedürfnisse der Familie stark verändern.

Eine Familienstiftung ist also ein mächtiges Werkzeug zur Sicherung und Verwaltung von Familienvermögen. Sie unterscheidet sich von anderen Stiftungen dadurch, dass sie keine gemeinnützigen Ziele verfolgt, sondern ganz klar auf die Förderung einer bestimmten Familie ausgerichtet ist. Ihre Regeln bestimmt der Stifter bzw. die Stifterin – und diese Regeln gelten, solange die Stiftung besteht. Wer mit dem Gedanken spielt, eine Familienstiftung zu gründen, sollte sich also genau überlegen, wie die eigene Familie langfristig davon profitieren soll – und welche Rolle das Vermögen dabei spielt.

Familienstiftung: Vorteile und Nachteile im Vergleich

Eine Familienstiftung hat das Ziel, Vermögen dauerhaft in einer Familie zu erhalten und über mehrere Generationen abzusichern. Doch wie bei jeder rechtlichen Konstruktion bringt diese Form nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich. 

Damit du dir schnell einen Überblick verschaffen kannst, findest du hier eine übersichtliche Tabelle, die dir die wichtigsten Vor- und Nachteile einer Familienstiftung gegenüberstellt. Diese dient zur ersten Orientierung, ersetzt aber keine individuelle Beratung durch spezialisierte Anwält:innen.

Mögliche Vorteile einer Familienstiftung

Vermögenssicherung über Generationen: Das eingebrachte Vermögen wird dauerhaft in der Stiftung gebunden. Damit entziehst du es privaten Risiken, wie z. B. Scheidung oder Insolvenzen.

Schutz vor Pflichtteilansprüchen: In bestimmten Fällen kann die Stiftung helfen, den Zugriff Dritter – etwa pflichtteilsberechtigter Verwandter – deutlich einzuschränken.

Steuervorteile: Unter bestimmten Voraussetzungen können Freibeträge bei der Erbschaftsteuer (§ 13 ErbStG) genutzt werden. Auch die laufende Besteuerung ist oft günstiger als bei Privatpersonen.

Vermeidung von Erbstreitigkeiten: Wer über häufige Familienkonflikte wegen Geld Bescheid weiß, schätzt die klare Regelung per Stiftung. Der Stiftungsvorstand entscheidet neutral über Zuwendungen und hält sich an den Zweck.

Image und Reputation: Eine gut geführte Familienstiftung kann das Ansehen der Familie stärken – besonders im unternehmerischen Umfeld.

Mögliche Nachteile einer Familienstiftung 

Verlust der persönlichen Kontrolle: Sobald das Vermögen in der Stiftung ist, gehört es ihr – nicht mehr dir. Nur der Stiftungsvorstand entscheidet über die Mittelverwendung im Rahmen des Stiftungszwecks.

Komplexe Gründung und laufender Aufwand: Die Gründung dauert in der Regel mehrere Monate. Du brauchst notarielle Beurkundungen und die Anerkennung durch die zuständige Stiftungsbehörde. Auch die Verwaltung ist aufwändig und kostet regelmäßig Geld.

Geringe Flexibilität: Ist der Stiftungszweck einmal festgelegt, lässt sich dieser nur mit großer Mühe verändern. Auch Anpassungen an veränderte Familienverhältnisse sind schwierig.

Kein Zugriff auf Vermögen bei privaten Engpässen: Du kannst nicht spontan über die Gelder verfügen – selbst wenn du sie eingebracht hast. Die Stiftung darf das Vermögen nur entsprechend des Zwecks verwenden.

Nicht für kleine Vermögen geeignet: Aufgrund der laufenden Kosten (z. B. Verwaltung, Buchhaltung, Steuerberatung) ist eine Stiftung meist erst ab einem Vermögen von mindestens 1 bis 2 Millionen Euro sinnvoll.

Wie du siehst, bringt die Familienstiftung sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich, die du genau abwägen solltest. Besonders wenn es um langfristige Vermögensplanung innerhalb der Familie geht, kann eine Familienstiftung eine gute Lösung sein – vorausgesetzt, du bist bereit, auf Flexibilität zu verzichten und Aufwand in Kauf zu nehmen. Prüfe in jedem Fall gemeinsam mit einem spezialisierten Anwalt / Anwältin oder Steuerberater:in, ob diese Struktur zu deinen Zielen passt.

Wie funktioniert eine Familienstiftung mit Immobilien?

Sobald die Familienstiftung gegründet ist, kannst du Immobilien „einbringen“. Das bedeutet, dass du zum Beispiel ein Haus oder eine Eigentumswohnung auf die Stiftung überträgst. 

Wichtig

Die Stiftung wird dadurch rechtlich Eigentümerin – nicht du oder jemand aus deiner Familie. Du brauchst dafür eine notarielle Immobilienübertragung (§ 311b BGB), genau wie bei einem normalen Immobilienverkauf. Statt eines Kaufpreises erklärst du im Vertrag, dass du die Immobilie als Stiftungskapital einbringst.

Nach der notariellen Beurkundung wird die Stiftung als neue Eigentümerin im Grundbuch eingetragen (§ 873 BGB). Ab diesem Zeitpunkt hat die Stiftung „Hausrecht“, bekommt Mieteinnahmen und trägt auch alle Pflichten des Eigentümers: Instandhaltung, Versicherungen, Steuern.

Was dabei besonders zu beachten ist: Wer für die Immobilienverwaltung innerhalb der Stiftung zuständig ist. In der Regel entscheidet der Stiftungsvorstand, ob beispielsweise vermietet, saniert oder verkauft wird. Wenn du möchtest, kannst du dich selbst in dieses Organ berufen – also Einfluss behalten. Aber: Einmal gestiftetes Vermögen kannst du nicht zurückholen. Die Immobilie gehört nun der Stiftung – dauerhaft und unwiderruflich.

Außerdem solltest du wissen, dass bei der Übertragung Grunderwerbsteuer fällig werden kann. Ausnahmen gibt es, wenn nahe Angehörige von der Stiftung unterstützt werden (§ 3 GrEStG), aber das hängt von der Ausgestaltung deiner Satzung ab. Auch hier lohnt sich ein Gespräch mit einer Steuerberatung oder einer spezialisierten Anwaltskanzlei.

Wenn du die Immobilie nicht direkt in die Stiftung überträgst, sondern erst in eine Kapitalgesellschaft (z.B. GmbH) einbringst und dann diese Anteile stiftest, kann das zusätzliche Gestaltungsspielräume bieten. Das nennt man „mittelbare Einbringung“. Diese Lösung senkt in manchen Fällen die Steuerlast oder macht spätere Veränderungen flexibler – ist aber auch komplexer.

Kurz gesagt: Um eine Familienstiftung mit Immobilien zu starten, brauchst du juristischen Beistand, eine klare Strategie und vor allem den Willen, langfristig loszulassen. Die Stiftung übernimmt dann – dauerhaft und kontrolliert – die Aufgabe, das Immobilienvermögen für deine Familie zu erhalten und sinnvoll zu nutzen.

Fazit

Eine Familienstiftung zu gründen ist eine gute Möglichkeit, Vermögen langfristig zu sichern und generationsübergreifend zu übertragen. Sie bietet zahlreiche Vorteile wie Steuerersparnisse, Schutz vor Erbstreitigkeiten und rechtliche Stabilität. Besonders Unternehmerfamilien nutzen die Stiftung als strategisches Instrument zur Nachfolgeplanung und zur Trennung von Unternehmensführung und Vermögensverantwortung. Allerdings ist eine umfassende rechtliche und steuerliche Beratung wichtig, da die Gründung einer Familienstiftung komplexe Anforderungen mit sich bringt.

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