Du bist gerade erst frisch mit deinem Führerschein unterwegs – und dann passiert’s: Ein kleiner Fehler, eine Unachtsamkeit, und schon flattert ein Bescheid ins Haus. Die Folge? Ein verpflichtendes Aufbauseminar, das nicht nur Zeit kostet, sondern auch ordentlich ins Geld geht. Aber warum ist das so? Wir erklären dir, was du wissen musst – von den Gründen für das Aufbauseminar bis hin zu den genauen Kosten und zur Probezeit.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Ein Aufbauseminar ist Pflicht, wenn du in der Probezeit auffällig wirst. Es wird angeordnet, wenn du einen schwerwiegenden oder zwei weniger schwerwiegende Verstöße begehst.
✅ Die Kosten liegen zwischen 250 und 500 Euro. Die Preise unterscheiden sich je nach Anbieter. Es gibt keine Kostenübernahme durch Versicherungen oder den Staat.
✅ Das Seminar dauert 4 Sitzungen plus eine Fahrprobe. Es gibt keine Prüfung, aber du musst die Teilnahmebescheinigung rechtzeitig bei der Führerscheinstelle einreichen.
✅ Die Probezeit verlängert sich auf 4 Jahre. Bei weiteren Verstößen drohen Verwarnungen, eine verkehrspsychologische Beratung oder sogar der Führerscheinentzug.
Wann muss man ein Aufbauseminar machen?
Ein Aufbauseminar ist eine spezielle Nachschulung für Fahranfänger, die in der Probezeit auffällig geworden sind. Es wird von der Fahrerlaubnisbehörde angeordnet, wenn du eine schwerwiegende oder zwei weniger schwerwiegende Verkehrsverstöße begangen hast. Das steht so in § 2a Straßenverkehrsgesetz (StVG).
Aber was heißt das konkret? Ein schwerwiegender Verstoß ist zum Beispiel eine rote Ampel überfahren, zu dichtes Auffahren oder Geschwindigkeitsüberschreitungen ab 21 km/h. Zwei weniger schwerwiegende Verstöße können sich summieren – etwa, wenn du einmal mit abgefahrenen Reifen erwischt wirst und später noch in einer Umweltzone ohne Plakette fährst.
Wenn du ein Aufbauseminar machen musst, bekommst du Post von der Führerscheinstelle. Du hast dann eine Frist, um das Seminar zu absolvieren. Hältst du diese nicht ein, kann deine Fahrerlaubnis entzogen werden. Zusätzlich wird deine Probezeit von 2 auf 4 Jahre verlängert.
Ein Aufbauseminar ist also keine freiwillige Schulung, sondern eine Pflichtmaßnahme, um deinen Führerschein zu behalten. Es ist wichtig, schnell zu handeln, denn die Seminare sind nicht immer kurzfristig verfügbar.
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Aufbauseminar: Diese Kosten fallen an
Die Kosten für ein Aufbauseminar liegen in der Regel zwischen 250 und 500 Euro. Der genaue Preis hängt vom Anbieter und dem Standort ab. Es gibt keine staatlich festgelegte Gebühr – jede Fahrschule kann ihre Preise selbst bestimmen.
Diese Kosten setzen sich zusammen aus:
- Seminargebühren für die vier Sitzungen und die Fahrprobe
- Verwaltungsgebühren der Fahrschule
- Mögliche Zusatzkosten für Material oder Termine außerhalb der regulären Zeiten
Warum ist das so teuer? Ein Grund ist, dass das Seminar nur von speziell ausgebildeten Fahrlehrer:innen angeboten werden darf. Außerdem ist die Gruppengröße mit 6 bis 12 Teilnehmer:innen begrenzt, was den Preis pro Person erhöht.
Wichtig 💡
Die Kosten für das Aufbauseminar musst du selbst tragen. Es gibt keine Kostenübernahme durch die Kfz-Versicherung oder staatliche Stellen. Falls du das Geld nicht auf einmal zahlen kannst, bieten einige Fahrschulen Ratenzahlung an.
Aufbauseminar und verlängerte Probezeit – was bedeutet das?
Wenn du in der Probezeit einen schwerwiegenden oder zwei weniger schwerwiegende Verstöße begehst, musst du nicht nur ein Aufbauseminar absolvieren – deine Probezeit verlängert sich automatisch von 2 auf 4 Jahre. Das ist in § 2a Abs. 2 StVG geregelt.
Das bedeutet: Du stehst zwei Jahre länger unter verschärfter Beobachtung. Wenn du in dieser Zeit erneut auffällig wirst, können noch strengere Maßnahmen folgen:
Zweiter Verstoß nach dem Aufbauseminar
Du bekommst eine schriftliche Verwarnung und eine Empfehlung für eine verkehrspsychologische Beratung. Diese ist freiwillig, aber hilfreich, um weitere Fehler zu vermeiden.
Dritter Verstoß nach dem Aufbauseminar
Hier wird es richtig ernst – die Fahrerlaubnis kann entzogen werden. In diesem Fall musst du eine Sperrfrist abwarten und den Führerschein danach neu beantragen, oft inklusive einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU).
Wichtig zu wissen ✅
Die verlängerte Probezeit kann nicht verkürzt werden, auch nicht durch ein Fahrsicherheitstraining. Das heißt, du musst die vollen 4 Jahre lang besonders vorsichtig fahren.
Ein Fehler in der Probezeit kann also lange Folgen haben. Wer einmal ins Aufbauseminar muss, sollte in Zukunft besonders vorsichtig sein, um härtere Strafen zu vermeiden.
Wie läuft das Aufbauseminar ab?
Das Aufbauseminar besteht aus 4 Sitzungen von jeweils mindestens 135 Minuten und einer praktischen Fahrprobe. Es findet in Gruppen mit 6 bis 12 Teilnehmer:innen statt und wird von speziell geschulten Fahrlehrer:innen geleitet.
So läuft das Seminar ab:
- Erste Sitzung: Vorstellung der Teilnehmer:innen, Besprechung der Verstöße und deren Ursachen.
- Fahrprobe: Ein Teilnehmer fährt, die anderen beobachten und analysieren das Fahrverhalten. Keine Prüfung!
- Zweite bis vierte Sitzung: Diskussion über Unfallursachen, sicheres Fahren und wie Fehler vermieden werden können.
Am Ende des Seminars gibt es keine Prüfung. Du bekommst eine Teilnahmebescheinigung, die du der Führerscheinstelle vorlegen musst. Erst dann gilt die Maßnahme als abgeschlossen.
Achtung ⚠️
Ohne Teilnahmebescheinigung droht der Führerscheinentzug! Deshalb solltest du die Fristen unbedingt einhalten.
Was passiert nach dem Aufbauseminar?
Sobald du das Aufbauseminar erfolgreich abgeschlossen hast, wird deine Teilnahme bei der Führerscheinstelle registriert. Damit erfüllst du die Auflage und darfst weiterhin fahren.
Aber es gibt einige Folgen nach dem Aufbauseminar, die du beachten musst:
- Die Probezeit verlängert sich automatisch auf 4 Jahre. Das bedeutet, dass du noch länger unter strenger Beobachtung stehst.
- Bei einem weiteren schweren Verstoß drohen härtere Maßnahmen. Nach dem Seminar bist du noch nicht „aus dem Schneider“ – ein weiterer schwerwiegender Verstoß kann zu einer verkehrspsychologischen Beratung führen.
- Die Punkte in Flensburg bleiben bestehen. Falls du für dein Fehlverhalten Punkte erhalten hast, verschwinden diese nicht durch das Seminar.
- Deine Versicherung kann teurer werden. Manche Kfz-Versicherungen stufen Fahrer:innen nach einem Aufbauseminar in eine höhere Risikogruppe ein, was die Beiträge erhöhen kann.
Vorteil 💡
Nach dem Aufbauseminar gibt es keine erneute Prüfung. Du musst nur anwesend sein, aktiv mitmachen und pünktlich deine Teilnahmebescheinigung einreichen.
Kann man die Kosten für das Aufbauseminar umgehen oder reduzieren?
Ein Aufbauseminar ist verpflichtend – du kannst es nicht umgehen. Aber es gibt Möglichkeiten, die finanzielle Belastung zu verringern:
- Preisvergleich zwischen Fahrschulen: Die Preise sind nicht einheitlich. Es lohnt sich, mehrere Fahrschulen zu kontaktieren und die Kosten zu vergleichen.
- Ratenzahlung: Einige Fahrschulen bieten an, die Kosten in mehreren Raten zu zahlen. Frag gezielt danach.
- Günstige Anbieter in Nachbarstädten: Manchmal sind die Seminare in kleineren Städten günstiger als in Großstädten. Falls möglich, kannst du dort teilnehmen.
- Kein Zuschuss durch Versicherung oder Staat: Leider übernehmen Kfz-Versicherungen oder staatliche Stellen die Kosten nicht. Es gibt auch keine Erstattung durch die Arbeitsagentur oder andere Sozialhilfeträger.
- Aufbauseminar nicht ignorieren: Wenn du das Seminar nicht machst, wird dein Führerschein entzogen. Dann kommen noch höhere Kosten auf dich zu, weil du ihn später neu beantragen musst.
Ganz vermeiden lassen sich die Kosten nicht, aber mit einem Preisvergleich und möglichen Ratenzahlungen kannst du die finanzielle Belastung etwas abfedern.
Fazit
Ein Aufbauseminar in der Probezeit ist nicht nur eine ärgerliche Pflicht, sondern auch eine teure Angelegenheit. Wer einmal auffällig wird, muss mit Kosten von 250 bis 500 Euro rechnen und bekommt zusätzlich eine verlängerte Probezeit von 4 Jahren. Ein zweiter oder dritter Verstoß kann dann noch härtere Konsequenzen haben – bis hin zum Führerscheinentzug.
Die beste Strategie ist daher, in der Probezeit besonders vorsichtig zu fahren und Verstöße zu vermeiden. Falls es doch zu einem Aufbauseminar kommt, lohnt sich ein Preisvergleich zwischen Fahrschulen. Manche bieten auch Ratenzahlung an, um die finanzielle Belastung etwas zu reduzieren.