Wie kann ich Staatsanwalt werden?

Neben Richter:innen und Strafverteidiger:innen sind für Strafprozesse auch Staatsanwält:innen erforderlich. Daher gehört die Staatsanwaltschaft auch zu den beliebtesten Berufen für angehende Jurist:innen. Staatsanwält:innen übernehmen dabei nicht nur eine wichtige Rolle bei der Erhebung der Anklage und der Argumentation für oder gegen eine Verurteilung, sondern leiten auch davor schon den Ermittlungsprozess mit der Polizei. Klingt spannend? 

Der juristische Werdegang ist lang und steinig, doch am Ende erwarten dich viele großartige Berufe, die du als Volljurist:in ausüben kannst. Einen davon stellen wir dir heute vor: So kannst du Staatsanwält:in werden.

Das Wichtigste in Kürze

✅ Die Staatsanwaltschaft ist bereits von Beginn an am Strafverfahren beteiligt: Sie leitet die Ermittlungen, sammelt Beweise und erhebt schließlich Anklage. 
✅ Wer Staatsanwält:in werden möchte, muss 2 juristische Staatsexamen ablegen.
✅ Der Beruf hat eine große Bedeutung für unseren Rechtsstaat. Deshalb schaffen es im Moment nur Jurist:innen mit Bestnoten, Staatsanwält:in zu werden.
✅ Allerdings werden auch hier in Zukunft mehr Menschen gebraucht werden – die Notengrenzen könnten daher sinken! 

Welche Aufgaben haben Staatsanwälte?

Die Staatsanwalt ist nicht erst dann tätig, wenn es zu einem Prozess vor Gericht kommt. Als Leiterin der Ermittlungen steht sie in der Regel über der Polizei und koordiniert das Ermittlungsverfahren ab dem ersten Verdacht oder der eingegangenen Anzeige. 

Sie hat engen Kontakt mit anderen Strafverfolgungsbehörden wie der Polizei und kann auch Vernehmungen durchführen. Auch die Tatortbesichtigung, das Einholen von Auskünften bei Behörden oder die Anordnung der Einstellung des Verfahrens gehören zu den Aufgaben von Staatsanwält:innen. 

Denn erst, wenn die Beweislage ausreichend ist, kann es zur Anklage kommen. Diese wird von der Staatsanwaltschaft vorbereitet und erhoben. Darauf folgt dann die Hauptverhandlung, in der die Staatsanwaltschaft als Vertretung für den Staat agiert. Dabei ist es wichtig, die Beweise aus den Ermittlungen in den Prozess einzubringen, für ein faires Verfahren zu sorgen und auch das Schlussplädoyer zu halten. 

Gut zu wissen

Im Gegensatz zum amerikanischen Rechtssystem ist die Staatsanwaltschaft in Deutschland nicht per se gegen die angeklagte Person. Sie muss nicht um jeden Preis versuchen, Angeklagte zu belasten. Vielmehr ist sie zur Neutralität verpflichtet und muss sowohl be- als auch entlastende Beweise sammeln und diese vor Gericht vorbringen. 

So kannst du Staatsanwalt werden

Um Staatsanwält:in zu werden, musst du 2 juristische Staatsexamen vorweisen können, also das Jurastudium vollständig und erfolgreich abgeschlossen haben. Das Studium gilt als lang und anspruchsvoll, aber der Weg kann sich lohnen. Folgendes erwartet dich auf deinem Weg in die Staatsanwaltschaft: 

Das Jurastudium

Hast du eine Hochschulzugangsberechtigung (z. B. Abitur), kannst du dich für das Jurastudium einschreiben. Dabei gibt es in vielen Städten und an vielen Universitäten Zulassungsbeschränkungen, aber nicht an allen. Je nachdem, welchen Abiturschnitt du hast, stehen dir viele Universitäten in ganz Deutschland offen, die Jura oder Rechtswissenschaften als Studienfach anbieten. 

Das Studium ist mit 10 Semestern Regelstudienzeit deutlich länger als andere Studiengänge. Der genaue Aufbau und die Prüfungen unterscheiden sich je nach Universität und Bundesland. Einzig und allein das 1. juristische Staatsexamen bleibt gleich. 

Hier musst du einen Schwerpunktbereich mit einer abschließenden Hausarbeit absolvieren, die 30 % in die Endnote zählt. Die staatliche Prüfung (“das Examen”) besteht aus 6 Klausuren und einer mündlichen Prüfung. Daraus ergeben sich die übrigen 70 % deiner Examensnote (§ 10 JAG NRW). 

Danach folgen das Referendariat und das 2. juristische Staatsexamen. Hier musst du ebenfalls zwischen 7 und 11 Klausuren (je nach Bundesland) absolvieren und eine mündliche Prüfung bestehen (§ 5 d DRiG). Dann darfst du dich Volljurist:in nennen. 

Erfahre mehr über das Jurastudium in unserem Artikel zum Thema.

Nach dem Studium 🎓

Nach dem zweiten Staatsexamen kannst du dich bei der Staatsanwaltschaft bewerben. Bewerbungsfristen gibt es hier meist nicht, dennoch solltest du einige Kriterien erfüllen, um eine Chance zu haben, genommen zu werden: 

  • Du musst Deutsche:r sein (Art. 116 GG).
  • Du musst eine bestimmte Punktzahl im 2. Staatsexamen erreichen (meist ein vollbefriedigend, also > 9 Punkte).
  • Häufig gibt es ein Höchstalter von 42-45 Jahren.
  • Du musst deine Dienstfähigkeit ärztlich bestätigen lassen. 
  • Du brauchst teilweise auch eine fachliche Qualifikation.
  • Du musst für die freiheitlich demokratische Grundordnung nach dem Grundgesetz eintreten. 

So geht’s nach dem Jurastudium weiter

Wirst du angenommen, beginnt zunächst der Probedienst von etwa 3-5 Jahren. Hier wirst du als Staatsanwält:in arbeiten, ggf. wirst du jedoch auch teilweise das Richteramt bekleiden. Nach einer erfolgreichen Probezeit wirst du dann zur Staatsanwält:in auf Lebenszeit ernannt.  

Diese Fähigkeiten brauchst du als Staatsanwalt

Die Staatsanwaltschaft ist neben dem Richteramt und der Strafverteidigung eine der Grundsäulen einer funktionierenden Demokratie und des Rechtsstaates. Gerichte legen daher viel Wert darauf, dass nur geeignete Menschen diesen Beruf ausüben. Daher solltest du einige Fähigkeiten mitbringen, um deinen Job gut zu machen und auch viel Spaß und Freude in diesem Beruf zu haben: 

  • Du bist organisiert und strukturiert.
  • Du bist stressresistent.
  • Du kannst dich schriftlich und mündlich gut ausdrücken.
  • Du hast ein gesundes Selbstbewusstsein, auch gegenüber Angeklagten.
  • Du bist dennoch empathisch und arbeitest gern mit Menschen.
  • Du übernimmst gern Verantwortung.
  • Du arbeitest eigenständig und präzise.
  • Die Meinung anderer schüchtert dich nicht ein.

Zukunftsaussichten und Weiterbildungen

Hast du die Probezeit erfolgreich absolviert, wirst du zum Staatsanwalt oder zur Staatsanwältin auf Lebenszeit ernannt. Wie der Name schon vermuten lässt, bist du daher in der Regel bis zu deiner Pension als Staatsanwält:in tätig. Kurz: Du hast berufliche Sicherheit.

Du hast jedoch auch die Möglichkeit, das Amt wieder aufzugeben und zum Beispiel Anwält:in in der Privatwirtschaft zu werden oder auch ins Richteramt zu wechseln. Daneben kannst du als Staatsanwält:in auch innerhalb deines Berufs aufsteigen, zum Beispiel: 

  • Du kannst Staatsanwält:in bei einem Landgericht oder Oberlandesgericht werden,
  • Du wechselst zu einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft, 
  • Du wirst Bezirksstaatsanwält:in, 
  • Du wirst Oberstaatsanwält:in,
  • Du wirst Generalstaatsanwält:in.

Fazit

Der juristische Werdegang ist nicht einfach. Das Studium ist lang und die Hürden für eine Stelle in der Staatsanwaltschaft (noch) sehr hoch. Doch mit etwas Glück ändert sich das in Zukunft. 

Als Staatsanwält:in übernimmst du viel Verantwortung, arbeitest höchst eigenständig und eigenverantwortlich und kannst dir viele Dinge selbst einteilen. Du genießt also viele Freiheiten. Dabei wirst du immer wieder mit neuen Fragen konfrontiert und hast einen sehr abwechslungsreichen Alltag. Und: Du bist die Vertretung des Staates und leistest damit einen Teil für einen wehrhaften und stabilen Rechtsstaat. Das ist schon ziemlich beeindruckend, oder? 

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