Jura oder Informatik? Gesetze pauken oder Coding? Du kannst dich nicht entscheiden? Dann ist dieser Beruf vielleicht dein neuer Traumjob! Ein Legal Engineer ist beides: IT-Profi und Jurist:in. Gearbeitet wird an der Schnittstelle zwischen Jura und Informatik. Dabei ist der Beruf noch ziemlich neu, aber genau das macht ihn gerade in dieser Zeit so besonders und gefragt.
Die Digitalisierung ist kein Trend und auch keine Entwicklung, die vor der Rechtsbranche Halt machen wird. Es wird Zeit für neue, innovative Berufe auf dem Rechtsmarkt. Den Anfang macht der Beruf des Legal Engineer. Was genau das ist und wie du Legal Engineer werden kannst, zeigen wir dir in diesem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze
✅ Als Legal Engineer arbeitest du an der Schnittstelle von Jura und Technologie. Neben dem juristischen Wissen musst du vor allem verstehen, wie die Rechtsbranche arbeitet und an welcher Stelle Legal Tech sinnvoll einsetzbar ist.
✅ Dein Arbeitsalltag ist höchst unterschiedlich und abwechslungsreich: Neben der Beratung entwickelst und installierst du neue Technik, analysierst Schwachstellen und bist Ansprechpartner:in für Problemlösungen.
✅ Gerade große Kanzleien suchen verstärkt nach Legal Engineers, um ihre Kanzleien zu digitalisieren, Prozesse zu automatisieren, KI einzusetzen und Legal Tech in ihre Abläufe zu integrieren.
✅ Um Legal Engineer zu werden, brauchst du nicht unbedingt zwei juristische Staatsexamina. Wichtiger ist dein praktisches Können an der Schnittstelle. Schaden kann es jedoch auch nicht!
Was bedeutet Legal Engineer?
Legal Engineers arbeiten hauptsächlich mit Legal Tech, also an der Verbindung von Recht und Technologie. Es handelt sich um eine vollkommen neue Unterkategorie des Rechtsmarkts. Denn Entwicklungen wie Digitalisierung, KI und Big Data machen auch vor Jurist:innen keinen Halt und revolutionieren den Rechtsmarkt.
Dabei entstehen auch neue Berufe wie Legal Engineering. Dieser Beruf verknüpft Jura und die Tech-Welt und sorgt dafür, dass konkrete Lösungen für die Implementierung von neuer Software und digitalen Elementen in Kanzleien und anderen Wirtschaftsunternehen gefunden werden.
Gerade größere Kanzleien setzen dabei auf eigene Legal Engineers oder arbeiten mit diesen auf Freelancer-Basis zusammen. Ziel ist es meistens, dass die Digitalisierung innerhalb der Kanzlei vorangetrieben wird und die Kanzlei mit Legal Tech zu arbeiten beginnt bzw. vorhandene Infrastrukturen im Hinblick auf Automation und KI optimiert.
Auch erste Hochschulen bieten schon Kurse zu Legal Engineering an: Die EBS Law School hat im Oktober 2022 eine Einführungsveranstaltung zu Legal Engineering in den Schwerpunktbereich “Recht und Digitalisierung” integriert. Die Tendenz ist im gesamten Bundesgebiet (langsam) steigend.
Welche Aufgaben haben Legal Engineers?
Noch ist es schwierig, konkrete Aufgaben im Legal Engineering zu konkretisieren. Nicht nur, dass es ein sehr neuartiges Berufsbild ist, es unterscheidet sich erheblich auch je nach Unternehmen und Zielgruppe. Die Bereiche und Aufgaben, die Legal Engineers übernehmen, können daher sehr unterschiedlich ausfallen.
Aufgaben von Legal Engineers
🤖 Beratung von Kanzleien und Anwält:innen zu Legal Tech und Digitalisierung
🤖 Entwicklung und Implementierung von Tech-Tools
🤖 Nutzen von KI und digitaler Tools für Prozesse und Abläufe
🤖 Kosten-Nutzen-Abwägungen und Strategiefindung
🤖 Analyse von juristischen Arbeitsschritten, um diese zu optimieren, digitalisieren und automatisieren
🤖 Modellierung von Prozessen und Workflows
🤖 Problemanalyse technischer und juristischer Schwächen
Die Liste ist nicht abschließend.
Du siehst, dass dieser Beruf sehr vielfältig ist und dich ständig vor neue Herausforderungen stellen wird. Neben dem technischen Know-How von Anwendungen benötigst du auch Kreativität und Innovationsfreude, um bestehende Tools zu nutzen und zum Beispiel ganz neu und anders einzusetzen, um ans Ziel zu kommen.
Dabei geht es nicht nur darum, Produkte im Bereich des Legal Tech einzukaufen und zu installieren, sondern auch Mitarbeiter:innen in der Anwendung zu schulen und im Zweifel auch eigene Legal Tech-Produkte zu entwickeln.
Ausbildung: So kannst du Legal Engineer werden
Die fachliche Qualifikation von Legal Engineers ist sehr unterschiedlich. Ein eigenes Studienfach oder eine erwartete Ausbildung gibt es so (noch) nicht. Da du an der Schnittstelle zwischen Jura und Technologie arbeitest, werden zudem Kenntnisse aus beiden Bereichen von dir verlangt.
Beispiele für Qualifikationen von Legal Engineers
🎓 Diplomjurist:innen mit Kenntnissen im Coding
🎓 Anwält:innen mit IT-Kenntnissen
🎓 Volljurist:innen mit Zusatzqualifikationen im IT-Bereich
🎓 Wirtschaftsjurist:innen mit Berufserfahrung in der Tech-Branche
🎓 Rechtsinformatiker:innen
Das bedeutet zum einen, dass du nicht unbedingt ein oder zwei Staatsexamina brauchst, um im Legal Tech-Bereich zu arbeiten. Wenn du also mit dem Jurastudium haderst oder mittendrin aufhören möchtest, kannst du das für diesen Beruf auf jeden Fall in Betracht ziehen!
Einige Expert:innen sprechen sogar davon, dass das Wissen aus den ersten 3 Semestern Jura ausreicht, um als Legal Engineer geeignet zu sein. Neben dem juristischen Wissen solltest du in jedem Fall IT-Kenntnisse bzw. Programmierkenntnisse haben. Dazu kannst du dir entweder selbst Wissen aneignen oder Zusatzqualifikationen erwerben.
Welche Fähigkeiten brauchst du als Legal Engineer?
Für Legal Engineering ist in jedem Fall Wissen aus 3 Bereichen erforderlich: Das juristische Fachwissen, die technische Kompetenz und Fähigkeiten im Projektmanagement.
Konkret bedeutet das, dass du dich in folgenden Eigenschaften und Fähigkeiten grob wiederfinden solltest:
- Du hast ein gewisses Grundverständnis von juristischen Sachverhalten, z. B. durch ein Jurastudium, Wirtschaftsrecht oder Rechtsinformatik (mit oder ohne Abschluss),
- du weißt, wie Kanzleien arbeiten und wie der Workflow dort aussieht,
- du hast Erfahrungen mit Programmiersprachen und Kenntnisse in IT-Fragen,
- du hast ein Verständnis für die Hardware in Kanzleien und wie man diese bedient bzw. optimiert,
- du hast ein Grundverständnis von Wirtschaft (z. B. Kosten-Nutzen-Analysen),
- du arbeitest gerne mit anderen Menschen und bist beratend tätig,
- du hast eine gewisse Empathie für deine Mitmenschen und Kund:innen (Digitalisierung kann in der Rechtsbranche durchaus frustrierend sein),
- du kannst Prozesse strukturieren und optimieren,
- du hast eine gewisse Problemlösungsfähigkeit und kannst auch kreative Lösungen finden.
Zukunft und Weiterbildungen
Klassische Weiterbildungen für den Beruf des Legal Engineers gibt es (noch) nicht, denn das Berufsbild ist nicht klar definiert. Klar ist, dass du dich in den genannten Punkten immer freiwillig weiterbilden und damit als Legal Engineer qualifizieren kannst.
Sei es durch Lehrgänge im Bereich Informatik oder Jura, ein Studium oder andere Kenntnisse, die du erwirbst – du kannst dir das ganze Wissen und die Erfahrung selbst aneignen. Dies ist auch nötig, denn gerade die digitale Welt wandelt sich stetig.
Machst du deinen Job gut, kannst du dein Gehalt steigern, ein eigenes Unternehmen gründen oder dich als Berater:in selbstständig machen, um mehreren Kanzleien gleichzeitig bei Problemen zu helfen.
Fazit
Legal Tech ist eine spannende neue Welt, die gerade erst entsteht und sicherlich neben Legal Engineers noch weitere faszinierende und neue Berufsbilder hervorbringen wird.
Auch wenn das ganze noch ein wenig nach Zukunftsmusik klingt, wird Legal Tech und damit verbundene Berufe bereits jetzt immer wichtiger und gefragter. Für dich bietet das die Möglichkeit, zwischen Jura und Technologie zu arbeiten und keinem klassischen Rechtspflege-Beruf nachzugehen.