Mitten im Alltag einer Kanzlei sitzen: Mandanten begrüßen, Akten organisieren, Fristen im Blick behalten – das klingt nach einem anspruchsvollen Job. Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten ist vielseitig und eröffnet spannende Perspektiven. Auch das Gehalt kann sich sehen lassen. Aber wie läuft die Ausbildung eigentlich ab? Und wie steht es um die Bezahlung nach der Ausbildung? Bei uns bekommst du alle Infos.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Duale Ausbildung mit Praxis und Theorie: Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten dauert in der Regel 3 Jahre und kombiniert praktische Erfahrungen in der Kanzlei mit theoretischem Wissen aus der Berufsschule. Lerninhalte sind unter anderem Aktenführung, Fristenberechnung und rechtliche Grundlagen.
✅ Aufgaben im Berufsalltag: Rechtsanwaltsfachangestellte betreuen Mandanten, unterstützen Anwält:innen bei der Vorbereitung von Verfahren und übernehmen organisatorische Aufgaben wie Postbearbeitung und Rechnungsstellung. Diskretion und Verantwortungsbewusstsein sind dabei sehr wichtig.
✅ Gehalt in Ausbildung und Beruf: Während der Ausbildung liegt die Vergütung zwischen 620 und 1.200 Euro brutto im Monat, abhängig von Region und Kanzlei. Nach der Ausbildung kannst du mit einem Einstiegsgehalt von 2.000 bis 2.500 Euro rechnen, mit Berufserfahrung sogar bis zu 4.000 Euro in großen Kanzleien.
✅ Weiterbildungsmöglichkeiten: Mit Fortbildungen wie zum oder zur Rechtsfachwirt:in oder einem Studium (z. B. Jura) kannst du dein Gehalt und deine Karrieremöglichkeiten deutlich verbessern. Auch Kurse zu Fremdsprachen oder Kanzleisoftware sind hilfreich, um dich weiterzuqualifizieren.
✅ Regionale Unterschiede: Sowohl während der Ausbildung als auch im Beruf variieren die Gehälter stark je nach Bundesland, Kanzleigröße und Tarifvertrag.
Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten: Dauer und Ablauf
Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten ist dual organisiert. Das bedeutet: Du lernst sowohl in einer Kanzlei als auch in der Berufsschule. Die Kombination aus Praxis und Theorie bereitet dich optimal auf deinen späteren Berufsalltag vor.
Die Ausbildung dauert in der Regel 3 Jahre. Mit guten Leistungen oder einer bereits abgeschlossenen Ausbildung kannst du die Zeit auf 2 bis 2,5 Jahre verkürzen (§ 8 BBiG). Während der Ausbildung besuchst du ein- bis zweimal pro Woche die Berufsschule oder blockweise über mehrere Wochen. Den Rest der Zeit verbringst du in der Kanzlei.
In der Berufsschule stehen rechtliche und organisatorische Themen im Mittelpunkt:
- Aktenführung und Fristenberechnung,
- Grundkenntnisse im Zivil- und Strafrecht,
- Umgang mit Rechtsvorschriften und Verträgen,
- Buchhaltung und Büroorganisation.
In der Kanzlei lernst du dann, das theoretische Wissen praktisch anzuwenden, z. B. Mandanten zu betreuen, Schriftsätze vorzubereiten oder Termine zu koordinieren.
Am Ende der Ausbildung legst du die Abschlussprüfung vor der zuständigen Rechtsanwaltskammer ab (§ 5 ReNoPatAusbV). Sie besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Inhalte sind unter anderem Büroorganisation, Mandantenbetreuung und rechtliche Grundlagen. Nach erfolgreichem Bestehen erhältst du den Titel „Rechtsanwaltsfachangestellte“.
Voraussetzungen für eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten
Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht zwingend vorgeschrieben, aber die meisten Kanzleien bevorzugen Bewerber:innen mit einem mittleren Bildungsabschluss (z. B. Realschule). Noch wichtiger als Noten sind aber Soft Skills: Organisationstalent, Teamfähigkeit und ein gutes Verständnis für Zahlen und Sprache.
Deine Aufgaben als Rechtsanwaltsfachangestellte
Als Rechtsanwaltsfachangestellte bist du das organisatorische Herz einer Kanzlei. Dein Arbeitsalltag ist abwechslungsreich, denn du bist nicht nur für den reibungslosen Ablauf im Büro verantwortlich, sondern auch eine wichtige Ansprechperson für Mandanten und Anwält:innen.
Mandantenbetreuung
Zu deinen Aufgaben gehört der direkte Kontakt mit Mandant:innen, sei es persönlich, telefonisch oder per E-Mail. Du empfängst sie im Büro, vereinbarst Termine und bereitest Besprechungen vor. Dabei bist du oft die erste Person, die Mandanten bei rechtlichen Problemen hilft – sei es mit Informationen oder einem offenen Ohr.
Unterstützung im Kanzleialltag
Du bist eine unverzichtbare Unterstützung für die Anwält:innen in deiner Kanzlei. Zu deinen täglichen Aufgaben gehören unter anderem
- das Vorbereiten von Schriftsätzen,
- das Zusammenstellen von Unterlagen für Gerichtsverhandlungen und
- das Einhalten von Fristen.
Besonders wichtig ist die Fristenüberwachung, da das Versäumen von Fristen in rechtlichen Verfahren gravierende Folgen haben kann.
Organisatorische Tätigkeiten
Der Büroalltag ist ohne dich kaum denkbar. Du übernimmst Aufgaben wie die Aktenführung, das Erstellen von Rechnungen und das Bearbeiten der eingehenden und ausgehenden Post. Außerdem bist du dafür zuständig, dass alle Dokumente ordnungsgemäß archiviert werden und jederzeit griffbereit sind.
Verantwortung und Eigenständigkeit
Da du mit Anwält:innen in rechtlichen Angelegenheiten zusammenarbeitest, erledigst du viele Aufgaben eigenständig und gewissenhaft. Das erfordert Verantwortungsbewusstsein und Sorgfalt. Gerade im Umgang mit sensiblen Daten ist Diskretion ein absolutes Muss.
Technisches Know-How
Moderne Kanzleien setzen auf digitale Aktenführung und spezielle Anwaltssoftware, zunehmend auch mit KI und Automation. Du solltest dich also auch mit digitalen Tools auskennen und bereit sein, dich in neue Systeme einzuarbeiten.
Rechtsanwaltsfachangestellte werden: Gehalt während der Ausbildung
Das Gehalt während der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie z. B. der Region, der Kanzleigröße und den geltenden Tarifverträgen. Dennoch gibt es Richtwerte, die dir eine Orientierung geben können.
Ausbildungsvergütung nach Lehrjahren
Im Durchschnitt verdienen Auszubildende in diesem Beruf:
- 1. Ausbildungsjahr: 620–900 Euro brutto im Monat,
- 2. Ausbildungsjahr: 700–1.000 Euro brutto im Monat,
- 3. Ausbildungsjahr: 800–1.200 Euro brutto im Monat.
Diese Zahlen können jedoch stark variieren. Kanzleien in Großstädten oder großen Wirtschaftskanzleien zahlen in der Regel höhere Vergütungen als kleinere Büros auf dem Land.
Regionale Unterschiede
Besonders deutlich wird der Gehaltsunterschied zwischen den Bundesländern. Während in Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg oft überdurchschnittlich bezahlt wird, liegen die Löhne in Ostdeutschland häufig darunter.
Vergleich mit anderen Berufen
Im Vergleich zu anderen kaufmännischen Ausbildungsberufen liegt das Gehalt in der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten im mittleren Bereich. Berufe wie Industriekaufmann/-frau oder Bankkaufmann/-frau werden oft etwas besser vergütet, während Ausbildungsberufe im Einzelhandel ähnlich bezahlt werden.
Seit 2020 gibt es eine gesetzliche Mindestvergütung für Auszubildende, die in § 17 BBiG geregelt ist. 2024 beträgt diese im ersten Ausbildungsjahr 700 Euro brutto. Kanzleien, die nach Tarif bezahlen, liegen meist über diesem Satz.
Einige Kanzleien bieten auch zusätzliche Leistungen an, wie:
- Übernahme von Kosten für Lehrmaterialien oder Fahrtkosten,
- Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld,
- Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung, z. B. durch bezahlte Lernzeiten.
Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte: Das verdienst du nach der Ausbildung
Nach der erfolgreich bestandenen Prüfung zur Rechtsanwaltsfachangestellten steigen die Gehaltsmöglichkeiten deutlich. Dein Verdienst hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, wie der Kanzleigröße, der Region, deiner Berufserfahrung und möglichen Weiterbildungen. Wie schon während der Ausbildung variieren die Gehälter nach der Ausbildung stark von Bundesland zu Bundesland.
Einstiegsgehalt
Als Berufseinsteiger:in kannst du mit einem Gehalt von etwa 2.000 bis 2.500 Euro brutto im Monat rechnen. In kleineren Kanzleien oder ländlichen Regionen kann das Einstiegsgehalt jedoch auch etwas niedriger ausfallen, während größere Wirtschaftskanzleien oft besser bezahlen.
Gehalt mit Berufserfahrung
Mit steigender Berufserfahrung erhöht sich auch dein Gehalt. Nach einigen Jahren im Beruf liegt der Verdienst häufig bei 2.500 bis 3.000 Euro brutto im Monat. Besonders in Großstädten oder spezialisierten Kanzleien kannst du mit entsprechender Expertise auch mehr verdienen.
Gehalt in großen Kanzleien und im öffentlichen Dienst
- Große Wirtschaftskanzleien: Hier sind Gehälter von 3.000 bis 4.000 Euro brutto im Monat keine Seltenheit, besonders wenn du zusätzliche Qualifikationen vorweisen kannst.
- Öffentlicher Dienst: In Behörden oder staatlichen Stellen wirst du nach Tarif bezahlt, z. B. nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Hier liegt das Einstiegsgehalt je nach Stufe und Erfahrungsjahren zwischen 2.300 und 3.000 Euro brutto.
Weiterbildungen
Durch Weiterbildungen wie zur oder zum Rechtsfachwirt:in oder Fachwirt:in für Büro- und Projektorganisation kannst du dein Gehalt spürbar steigern. Solche Fortbildungen eröffnen dir zudem neue Verantwortungsbereiche, die auch finanziell honoriert werden.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Rechtsanwaltsfachangestellte
Der Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten bietet nicht nur einen soliden Einstieg, sondern auch zahlreiche Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln. Durch Fortbildungen kannst du dich spezialisieren, mehr Verantwortung übernehmen und dein Gehalt verbessern.
Rechtsfachwirt
Die Weiterbildung zur oder zum Rechtsfachwirt:in ist eine der beliebtesten Optionen. Sie ermöglicht dir, Führungsaufgaben in einer Kanzlei zu übernehmen. Inhalte der Weiterbildung sind unter anderem:
- Kanzleiorganisation und -management,
- Arbeitsrecht und Steuerrecht,
- Kosten- und Gebührenrecht (RVG).
Die Weiterbildung dauert etwa 1-2 Jahre und kann berufsbegleitend absolviert werden. Nach dem Abschluss hast du deutlich bessere Gehalts- und Aufstiegschancen.
Fachwirt für Büro- und Projektorganisation
Eine Weiterbildung zur oder zum Fachwirt:in bietet sich an, wenn du deine Kenntnisse in Büroorganisation und Projektmanagement ausbauen möchtest. Sie ist nicht nur in Kanzleien gefragt, sondern auch in anderen Branchen einsetzbar.
Studium
Mit einer Hochschulzugangsberechtigung kannst du ein Studium in Betracht ziehen. Beliebte Studiengänge sind z. B. Jura, Wirtschaftsrecht oder auch Betriebswirtschaftslehre. Ein Studium eröffnet dir die Möglichkeit, in andere rechtliche oder wirtschaftliche Bereiche einzusteigen oder selbst Anwält:in zu werden.
Weitere Qualifikationen
Zusätzliche Kurse und Zertifikate können dir helfen, dich von anderen abzuheben. Dazu gehören zum Beispiel:
- Fremdsprachenkurse, insbesondere Englisch für internationale Kanzleien,
- Schulungen für Kanzleisoftware oder DATEV,
- Rhetorik- und Kommunikationstrainings für den Umgang mit Mandant:innen.
Die meisten Weiterbildungen sind mit Kosten verbunden, die je nach Anbieter und Umfang variieren. Es gibt jedoch Fördermöglichkeiten wie das Aufstiegs-BAföG, Zuschüsse der Kanzlei oder Bildungsurlaub.
Fazit
Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten ist ein spannender Einstieg in die Welt des Rechtswesens. Sie bietet dir nicht nur eine solide Grundlage, sondern auch die Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen und in einem abwechslungsreichen Umfeld zu arbeiten.
Mit der Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung bereitet dich die Ausbildung optimal auf den Berufsalltag vor. Ob Mandantenbetreuung, Aktenführung oder Fristenüberwachung – deine Aufgaben sind vielseitig und wichtig für den Kanzleialltag. Auch finanziell ist der Beruf attraktiv: Schon während der Ausbildung verdienst du angemessen, und nach dem Abschluss stehen dir durch Weiterbildungen oder Spezialisierungen viele Türen offen.
Wenn du Organisationstalent mit Interesse am Rechtswesen verbindest, könnte dieser Beruf genau das Richtige für dich sein. Nutze die Chancen, die sich bieten, und denk über mögliche Weiterbildungen nach – sie lohnen sich beruflich und finanziell!