Du hast eine wichtige rechtliche Frage – vielleicht geht es um eine Kündigung, einen Unfall oder ein Problem mit deinem Vermieter. Die Unsicherheit ist groß. Du weißt nicht, was deine nächsten Schritte sein sollten oder welche Möglichkeiten dir überhaupt offenstehen. In solchen Momenten kann ein Beratungsgespräch beim Anwalt oder bei einer Anwältin Klarheit bringen.
Doch viele Menschen fragen sich: Was kostet ein Beratungsgespräch beim Anwalt? Bei steigenden Lebenshaltungskosten und finanziellen Unsicherheiten scheuen sich viele davor, professionelle juristische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei ist es gerade in schwierigen Zeiten wichtig, die eigenen Rechte zu kennen! Wir klären dich über die zu erwartenden Kosten auf.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Kosten für eine Erstberatung: Das Gesetz setzt für eine Erstberatung maximal 190 Euro zzgl. USt. für Verbraucher:innen an (zzgl. Auslagenpauschale von 20 Euro). Weiterführende Beratungen oder Rechtsgutachten sollen maximal 250 Euro zzgl. USt. kosten.
Honorarvereinbarung: Es ist zulässig, dass Anwält:innen auch eigene Vereinbarungen mit ihren Mandant:innen schließen. Hier können die Kosten vom Gesetz abweichen.
Kostenlose Rechtsberatung: Günstige oder kostenlose Angebote findest du unter anderem bei deiner Rechtsschutzversicherung oder der Verbraucherzentrale. Bei geringem Einkommen kannst du Beratungs- und Prozesskostenhilfe erhalten.
✅ Vergleich lohnt sich: Anwält:innen haben Spielraum bei der Festlegung ihrer Gebühren, daher ist es ratsam, vorab mehrere Kanzleien zu kontaktieren und nach Stundensätzen oder Pauschalvergütungen zu fragen.
✅ Klare Absprache über die Beratungskosten: Vor jedem Gespräch sollte genau geklärt werden, welche Kosten entstehen. Pauschalvereinbarungen bieten Sicherheit und vermeiden unangenehme Überraschungen.
Beratungsgespräch beim Anwalt: Darauf kommt es an
Die Kosten für ein Beratungsgespräch beim Anwalt oder einer Anwältin können stark variieren. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Erstberatung und einer umfassenden Beratung. Eine Erstberatung dient dazu, dir einen ersten Überblick über die rechtliche Lage zu verschaffen und erste Fragen zu klären. Sie ist oft kürzer und weniger tiefgehend als eine umfassende Beratung, bei der ein Anwalt oder eine Anwältin den gesamten Fall intensiv analysiert und Strategien entwickelt.
Die Vergütung richtet sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). § 34 RVG regelt die Kosten für Rechtsberatungen und Rechtsgutachten. Hierbei gibt es zwei gängige Modelle:
- Bei der Pauschalvergütung verlangen Anwält:innen einen festen Betrag für das gesamte Beratungsgespräch.
- Beim Stundenhonorar sind die Kosten abhängig von der Dauer des Gesprächs. Die genaue Höhe der Gebühren kann unterschiedlich ausfallen, da sie in einem gewissen Rahmen frei vereinbar sind.
Wichtig ist, vor dem Gespräch zu klären, wie die Kosten abgerechnet werden. Viele Anwält:innen informieren ihre Mandant:innen vorab über die voraussichtlichen Kosten und geben ihnen so die Möglichkeit, eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Was darf eine anwaltliche Erstberatung kosten?
Für Verbraucher:innen gibt es eine gesetzliche Begrenzung der Kosten bei einer Erstberatung. Nach § 34 Abs. 1 RVG dürfen Anwält:innen für eine außergerichtliche Erstberatung maximal 190 Euro netto verlangen. Hinzu kommt die gesetzliche Umsatzsteuer (USt.), was den Betrag auf 226,10 Euro erhöht. Zudem wird eine Auslagenpauschale von 20 Euro fällig. Weiterführende Beratungen oder anwaltliche Gutachten kosten maximal 250 Euro netto, also 297,50 Euro brutto.
Allerdings gibt es hier zwei sehr wichtige Punkte zu beachten:
- Die gesetzliche Regelung gilt nur, wenn keine andere Vereinbarung getroffen wurde. Anwält:innen dürfen also von den festgelegten Summen abweichen.
- Die Deckelung gilt nur für Verbraucher:innen und nicht für Unternehmen oder Selbstständige.
Das Gesetz bestimmt nur die Höchstsätze. Es besteht also die Möglichkeit, dass Anwält:innen eine niedrigere Pauschale anbieten. Gerade bei weniger komplexen Fällen können die Kosten deutlich unterhalb dieser Grenze liegen. Deshalb lohnt es sich, vorab nachzufragen, welche Gebühren im konkreten Fall anfallen.
Sind Anwaltskosten steuerlich absetzbar?
Ja, Anwaltskosten sind grundsätzlich steuerlich absetzbar. Bei Unternehmen und Selbstständigen gehören sie – wie Steuerberatung – zu den üblichen Ausgaben, die den zu versteuernden Gewinn mindern. Bei Privatpersonen kommt es darauf an, um was für eine Rechtsberatung es geht. Insbesondere bei verbraucherrechtlichen Fragen können die Kosten als Werbungskosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden.
Bei weitergehenden Beratungen, die über die reine Beratungsleistung hinausgehen, oder bei außergerichtlichen Vertretungen gelten grundsätzlich keine derartigen Begrenzungen. Hier erhältst du in der Regel eine schriftliche Honorarvereinbarung von deinem Anwalt oder deiner Anwältin.
Beratungsgespräch beim Anwalt: Kosten reduzieren
Die Kosten für ein Beratungsgespräch beim Anwalt oder der Anwältin müssen nicht immer hoch sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du die Gebühren für eine Rechtsberatung senken kannst:
Klare Absprache
Am wichtigsten ist eine offene Kommunikation mit dem Anwalt oder der Anwältin. Du kannst genau klären, welche Fragen du beantwortet haben möchtest und wie tiefgehend die Beratung sein soll. Dadurch kann die Gegenseite abschätzen, wie viel Zeit sie einplanen muss – und du vermeidest unnötig hohe Kosten.
Vergleich mehrerer Angebote
Die Gebühren für Erstberatungen können sich von Kanzlei zu Kanzlei unterscheiden, da sie im Rahmen der Vertragsfreiheit grundsätzlich frei vereinbart werden können. Es lohnt sich daher, im Vorfeld mehrere Anwält:innen zu kontaktieren und nach den Kosten zu fragen. Manche Kanzleien bieten günstige Pauschalen an oder sind auf bestimmte Rechtsgebiete spezialisiert, so dass die Beratung möglicherweise effizienter ist.
Pauschalvereinbarungen
In vielen Fällen kann eine Pauschalvergütung vereinbart werden. In diesem Fall wird nicht nach Stunden abgerechnet, sondern es wird ein fester Betrag vereinbart, der all die Leistungen umfasst, die du in Anspruch nehmen möchtest. Damit lässt es sich besser planen!
Durch eine Pauschalvereinbarung weißt du von Anfang an, welche Kosten auf dich zukommen und hast direkten Einfluss darauf, was du ausgibst. Du vermeidest also eine Abrechnung nach Zeit, die schnell höher ausfallen kann, insbesondere wenn du viele Rückfragen stellst. Vor allem bei einfachen oder häufig vorkommenden Fällen bieten viele Anwält:innen Pauschalangebote an (zum Beispiel Startup-Gründung).
Zusätzlich kann es sich lohnen, nach kostenlosen Erstgesprächen zu suchen. Einige Anwält:innen bieten eine kurze, kostenlose Ersteinschätzung an, um einen Überblick über den Fall zu geben. In diesem Gespräch kannst du dann die Kosten für eine weiterführende Beratung besprechen.
Wie kann ich Rechtsberatung kostenlos erhalten?
In bestimmten Fällen kannst du auch eine kostenlose Beratung erhalten. Eine der häufigsten Möglichkeiten ist die Beratungs- und Prozesskostenhilfe, die Menschen mit geringem Einkommen unterstützt. Wenn du die Voraussetzungen erfüllst, übernimmt der Staat die Kosten für die rechtliche Beratung oder gar das gesamte Verfahren.
Die Voraussetzungen dafür sind klar geregelt: Dein Einkommen darf eine bestimmte Grenze nicht überschreiten, und der Fall darf nicht aussichtslos sein. Einen Antrag auf Beratungshilfe kannst du beim zuständigen Amtsgericht stellen.
Auch wenn du eine Rechtsschutzversicherung hast, werden die Kosten für ein Beratungsgespräch oft von dieser übernommen. Viele Versicherungen beschäftigen eigene Anwält:innen, die die Versicherten kostenlos beraten. Allerdings deckt nicht jede Versicherung alle Rechtsgebiete ab. Bevor du eine Kanzlei aufsuchst, kannst du daher bei deiner Versicherung nachfragen, ob die Kosten für den konkreten Fall übernommen werden.
Daneben gibt es auch kostenlose Beratungsangebote von öffentlichen Stellen wie den Verbraucherzentralen oder bestimmten Wohlfahrtsverbänden. Diese sind allerdings häufig auf spezifische Themengebiete wie Mietrecht, Arbeitsrecht, Erbrecht, Familienrecht oder Verbraucherrecht beschränkt und ersetzen in der Regel nicht die ausführliche Beratung durch einen Anwalt oder eine Anwältin.
Fazit: Was kostet ein Beratungsgespräch beim Anwalt?
Die Kosten für ein Beratungsgespräch beim Anwalt oder bei der Anwältin können je nach Art und Umfang der Beratung stark variieren. Für eine Erstberatung gelten für Verbraucher:innen klare gesetzliche Grenzen. Das gilt aber nur, wenn keine andere Vereinbarung geschlossen wurde.
Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, die Kosten zu senken, etwa durch eine Rechtsschutzversicherung oder die Inanspruchnahme von Beratungs- und Prozesskostenhilfe. Zudem lohnt es sich, vorab verschiedene Anwält:innen zu vergleichen und klare Absprachen über den Umfang der Beratung zu treffen, um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Wer gut vorbereitet ins Gespräch geht, kann von einer Beratung sehr profitieren und dabei auch die Finanzen im Blick behalten!