Du gerätst in einen Rechtsstreit mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin. Oder du hast Ärger in einem Mietstreit. Wer dann keine Rechtsschutzversicherung hat, steht schnell vor hohen Kosten und das in einer ohnehin belastenden Situation. Kein Wunder also, dass viele wissen wollen, ob sie die Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen können. Die Antwort ist: Ja, aber nur teilweise. Es kommt ganz darauf an, welcher Bereich durch deine Police abgedeckt ist. Vor allem der Berufsrechtsschutz kann dir steuerliche Vorteile bringen. Erfahre mehr in diesem Artikel.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Nur der Berufsrechtsschutz ist steuerlich absetzbar: Du kannst nicht die komplette Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen. Nur der Teil, der deinen Beruf schützt (also der sogenannte Berufs- oder Arbeitsrechtsschutz) zählt in der Regel als Werbungskosten.
✅ Private Anteile sind steuerlich nicht relevant: Kosten für Privat-, Verkehrs- oder Mietrechtsschutz erkennt das Finanzamt meist nicht an. Diese Bereiche gelten als privat und gehören meist nicht zu den absetzbaren Werbungskosten oder Sonderausgaben.
✅ Du brauchst eine genaue Aufschlüsselung der Beiträge: Bei Kombitarifen musst du belegen können, wie viel Prozent deines Beitrags auf den Berufsrechtsschutz entfällt. Viele Versicherungen geben diesen Anteil mit etwa 20 % an, aber am besten ist eine schriftliche Bestätigung.
✅ Der Eintrag gehört in die Anlage N, Zeile 46: In deiner Steuererklärung gibst du den Betrag unter „Weitere Werbungskosten“ an. Achte darauf, eine kurze Erklärung dazuzuschreiben, das erleichtert dem Finanzamt die Zuordnung.
✅ Die Werbungskostenpauschale musst du übersteigen: Der Eintrag lohnt sich vor allem dann, wenn du insgesamt über 1.230 € Werbungskosten kommst. Nur dann wirkt sich der Berufsrechtsschutz auch wirklich steuermindernd aus.
Was ist eine Rechtsschutzversicherung überhaupt?
Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten, wenn du dich mit rechtlichen Problemen herumschlagen musst. Das kann zum Beispiel ein Streit mit dem Chef bzw. deiner Chefin, ein Bußgeldverfahren im Straßenverkehr oder eine Auseinandersetzung mit deinem Vermieter bzw. deiner Vermieterin sein. Ohne diese Versicherung musst du im Ernstfall Anwaltskosten, Gerichtskosten und manchmal sogar Gutachten selbst bezahlen – und das kann schnell teuer werden.
Wichtig
Die Versicherung greift nicht in jeder Situation automatisch. Meistens musst du einen sogenannten Versicherungsfall melden. Der Anbieter prüft dann, ob der Streit unter den vereinbarten Schutz fällt. Auch eine Wartezeit nach Vertragsbeginn ist üblich. Erst danach kannst du den Schutz in Anspruch nehmen.
Ein weiterer Punkt: Die Versicherung übernimmt oft nicht nur die eigenen Kosten, sondern auch die der Gegenseite, wenn du den Prozess verlierst. Genau deshalb ist sie besonders für Arbeitnehmer:innen, Mieter:innen oder Verkehrsteilnehmer:innen interessant, die sonst das finanzielle Risiko allein tragen müssten.
Die Beiträge für eine Rechtsschutzversicherung hängen vom Umfang ab. Ein einfacher Verkehrsrechtsschutz kostet weniger als ein umfassendes Rundum-Paket für Privat, Beruf, Verkehr und Wohnen. Auch das spielt später eine Rolle bei steuerlichen Fragen, denn nur bestimmte Teile sind steuerlich absetzbar.
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Kann man eine Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen?
Grundsätzlich kannst du eine Rechtsschutzversicherung zumindest teilweise von der Steuer absetzen. Rechtsschutz ist nicht aber gleich Rechtsschutz. Die Versicherungen bieten verschiedene Bausteine an, je nachdem, in welchen Lebensbereichen du dich absichern willst. Diese Unterscheidung ist auch für die Steuer wichtig, weil nicht alle Bereiche steuerlich relevant sind.
Privatrechtsschutz
Der Privatrechtsschutz deckt rechtliche Streitigkeiten aus dem privaten Alltag ab (z. B. Ärger nach einem Online-Kauf, Auseinandersetzungen mit Nachbarn oder Probleme bei Reisebuchungen). Dieser Teil ist rein privat und kann deshalb in der Regel steuerlich nicht geltend gemacht werden.
Berufsrechtsschutz (Arbeitsrechtsschutz)
Der Berufsrechtsschutz ist der wichtigste Teil für die Steuer. Wenn du als Arbeitnehmer:in Streit mit deinem Unternehmen bekommst (etwa wegen einer Kündigung oder Abmahnung), springt dieser Baustein ein. Genau dieser Teil ist steuerlich als Werbungskosten nach § 9 EStG absetzbar, weil er direkt mit deiner beruflichen Tätigkeit zu tun hat.
Verkehrsrechtsschutz
Hier geht es um rechtliche Absicherung im Straßenverkehr – egal ob als Autofahrer:in, Radfahrer:in oder Fußgänger:in. Auch dieser Bereich ist privat und kann in der Regel nicht von der Steuer abgesetzt werden, es sei denn, du nutzt dein Auto beruflich. Dann könnte unter Umständen ein kleiner Teil steuerlich relevant sein.
Wohnungs- und Mietrechtsschutz
Wenn du Stress mit deinem Vermieter bzw. deiner Vermieterin oder der Hausverwaltung bekommst, schützt dich dieser Baustein. Auch dieser Bereich ist grundsätzlich privat, eine steuerliche Absetzbarkeit ist in der Regel nicht möglich.
Kombinierte Rechtsschutzversicherungen
Viele Versicherungen bieten Pakete an, die mehrere Bereiche abdecken. Zum Beispiel eine Kombination aus Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz. In solchen Fällen musst du genau aufschlüsseln können, welcher Anteil auf den Berufsrechtsschutz entfällt, denn nur der ist im Normalfall steuerlich absetzbar.
Kann man die Beiträge zur Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen?
Die gute Nachricht: Ja, du kannst die Rechtsschutzversicherung steuerlich absetzen, allerdings nicht vollständig. Entscheidend ist, dass meist nur der beruflich genutzte Teil zählt, also der Berufsrechtsschutz. Dieser Anteil gilt als sogenannte Werbungskosten nach § 9 EStG, weil du ihn für deine berufliche Absicherung brauchst.
Beispiel: Du hast eine Rechtsschutzversicherung, die Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz umfasst. In diesem Fall kannst du nur den Teil ansetzen, der auf den Berufsrechtsschutz entfällt. Wie hoch dieser Anteil ist, hängt vom jeweiligen Tarif ab. Viele Versicherungen geben an, dass etwa 20 % des Gesamtbeitrags auf den Berufsrechtsschutz entfallen, das kann aber variieren.
Der Rest der Versicherung (also Privat-, Verkehrs- oder Mietrechtsschutz) zählt zu den privaten Ausgaben und fällt nicht unter Werbungskosten. Auch als Sonderausgabe nach § 10 EStG kannst du diesen privaten Teil nicht ansetzen.
Rechtsschutzversicherung als Selbstständige absetzen
Wenn du selbstständig bist, sieht es etwas anders aus: Dann kannst du die Versicherung – je nachdem, was abgedeckt ist – anteilig oder sogar vollständig als Betriebsausgabe geltend machen. Dafür brauchst du aber eine entsprechende Nutzung im Zusammenhang mit deiner selbstständigen Tätigkeit. Hier kann eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung helfen.
Rechtsschutzversicherung von der Steuer absetzen: Diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein
Damit du den beruflichen Teil deiner Rechtsschutzversicherung in der Steuererklärung absetzen kannst, müssen ein paar Bedingungen erfüllt sein. Das Finanzamt prüft genau, ob deine Angaben nachvollziehbar und belegt sind. Hier ist, worauf du achten solltest:
Die Versicherung muss einen Berufsrechtsschutz enthalten: Ohne diesen Baustein gibt es nichts abzusetzen. Es reicht also nicht, wenn du nur einen Verkehrs- oder Privatrechtsschutz abgeschlossen hast. Deine Versicherungspolice sollte klar erkennbar den Berufsrechtsschutz aufführen.
Du brauchst einen Nachweis über die Kostenaufteilung: Da Kombitarife üblich sind, musst du zeigen können, wie viel Prozent deines Beitrags auf den Berufsrechtsschutz entfällt. Manche Versicherungen schicken automatisch eine Bescheinigung mit dieser Info, andere nur auf Anfrage. Diese Aufschlüsselung solltest du dem Finanzamt auf Nachfrage vorlegen können.
Der Versicherungsschutz muss dich als Arbeitnehmer:in absichern: Der steuerliche Vorteil gilt nur, wenn der Rechtsschutz deine beruflichen Interessen schützt (z. B. bei Streitigkeiten rund um Kündigung, Abmahnung oder Gehalt). Bist du selbstständig, kannst du andere Regelungen nutzen (Betriebsausgaben statt Werbungskosten), aber das gilt dann nicht mehr als Werbungskosten im klassischen Sinn.
Du musst die Beiträge selbst gezahlt haben: Nur selbst getragene Kosten sind absetzbar. Wenn dein:e Arbeitgeber:in dir die Versicherung zahlt oder du über eine Gewerkschaft versichert bist, kannst du die Beiträge natürlich nicht zusätzlich absetzen.
Der Beitrag darf nicht bereits an anderer Stelle abgesetzt worden sein: Achte darauf, dass du die Beiträge nicht doppelt ansetzt (z. B. sowohl als Werbungskosten als auch als Sonderausgabe). Das führt zu Problemen bei der Prüfung deiner Steuererklärung.
Wenn du keine Bescheinigung von deiner Versicherung bekommst, kannst du alternativ selbst eine realistische Aufteilung vornehmen (etwa 20 % des Gesamtbetrags für den Berufsrechtsschutz). Wichtig ist, dass diese Schätzung nachvollziehbar ist. Im Zweifel entscheidet aber das Finanzamt.
Rechtsschutzversicherung in der Steuererklärung eintragen – so geht’s!
Wenn du den beruflichen Teil deiner Rechtsschutzversicherung steuerlich absetzen willst, musst du diesen in der richtigen Zeile deiner Steuererklärung eintragen. Der passende Ort dafür ist die Anlage N, die für Arbeitnehmer:innen gedacht ist.
1. Trage den Betrag bei „Weitere Werbungskosten“ ein: In der Anlage N, Zeile 46, gibst du „Weitere Werbungskosten“ an. Dort kannst du auch deine Beiträge für den Berufsrechtsschutz eintragen. Wichtig ist, dass du dort nur den beruflichen Anteil einträgst – also nicht die Gesamtkosten deiner Versicherung.
2. Beschreibe kurz, worum es sich handelt: Damit das Finanzamt deine Angabe einordnen kann, solltest du in das Freitextfeld schreiben: „Anteil Rechtsschutzversicherung für Berufsrechtsschutz“. Noch besser ist es, wenn du dazuschreibst, wie hoch der absetzbare Anteil laut Versicherung ist (z. B. „laut Versicherungsbescheinigung 20 % des Jahresbeitrags“).
3. Reiche Nachweise ein oder halte sie bereit: Manche Finanzämter fordern Belege an, andere nicht. Du solltest aber auf jeden Fall eine Kopie der Versicherungspolice und die Kostenaufstellung bereithalten. Falls deine Versicherung keine detaillierte Aufteilung schickt, hilft eine kurze schriftliche Aufschlüsselung von dir (inklusive deiner Berechnungsgrundlage).
4. Nutzt du ELSTER oder eine Steuersoftware? In gängigen Steuersoftware-Programmen findest du unter „Werbungskosten“ oder „Versicherungen“ oft direkte Eingabefelder für die Rechtsschutzversicherung. Achte darauf, den Betrag korrekt aufzuteilen, wenn du mehrere Versicherungsarten in einem Vertrag hast.
Was ist mit der Pauschale?
Das Finanzamt berücksichtigt automatisch eine Werbungskostenpauschale von 1.230 Euro im Jahr (Stand: 2025). Wenn du mit deinen gesamten Werbungskosten (inklusive Berufsrechtsschutz) über diese Pauschale kommst, lohnt sich der Eintrag besonders. Bist du darunter, wirkt sich der Betrag in der Regel steuerlich nicht aus.
Mit wenigen Angaben kannst du den beruflichen Anteil deiner Rechtsschutzversicherung eintragen. Wenn du Hilfe brauchst, wende dich bitte an eine Steuerberatung, die dir genau erklärt, wo und in welchem Umfang du eine Rechtsschutzversicherung steuerlich absetzen kannst. Wichtig ist, dass du nachvollziehbar bleibst, dann hast du gute Chancen, dass das Finanzamt den Abzug akzeptiert.
Fazit
Die Rechtsschutzversicherung kann dir nicht nur im Streitfall den Rücken stärken, sondern dir auch steuerlich etwas bringen, allerdings nur zum Teil. Nur der Anteil für den Berufsrechtsschutz ist als Werbungskosten absetzbar. Dafür musst du genau wissen, was deine Police abdeckt, wie hoch der berufliche Anteil ist und wie du diesen korrekt in der Steuererklärung angibst.
Wer sich gut vorbereitet, kann bares Geld sparen. Lass dir am besten eine Bescheinigung deiner Versicherung geben, in der steht, wie viel Prozent des Beitrags auf den Berufsrechtsschutz entfällt. Dann brauchst du nur noch die richtige Zeile in der Steuererklärung und schon kannst du deine Ausgaben geltend machen.