Wie viel verdient ein Anwalt? – Diese Frage stellen sich viele, die mit dem Gedanken spielen, Jura zu studieren – oder gerade mitten in den Examsvorbereitungen stecken. Denn so klar der Karriereweg auf dem Papier aussieht, so unterschiedlich fällt später das Gehalt aus. Während manche Berufseinsteiger in kleinen Kanzleien gerade so über die Runden kommen, verdienen andere in Großkanzleien schon zum Start sechsstellig. In diesem Artikel erfährst du, was Anwälte beim Einstieg wirklich verdienen, wie sich das Gehalt im Laufe der Karriere entwickelt – und wovon es ganz konkret abhängt.
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Das Wichtigste in Kürze
✅ Einstiegsgehälter variieren stark: Wie viel ein Anwalt verdient, hängt bereits beim Berufseinstieg stark von Kanzleigröße, Standort und Examensnote ab. In kleinen Kanzleien liegt das Gehalt meist zwischen 40.000 und 55.000 Euro brutto im Jahr, in Großkanzleien sind es bis zu 140.000 Euro.
✅ Karriereweg bestimmt das Gehalt: Angestellte Anwälte können sich über die Jahre zum Partner hocharbeiten und so sechsstellige Jahresgehälter erzielen. Die größten Gehaltssprünge gibt es in wirtschaftsrechtlich spezialisierten Großkanzleien.
✅ Selbstständigkeit bietet Chancen – und Risiken: Anwälte in eigener Kanzlei haben ein sehr schwankendes Einkommen. Der durchschnittliche Jahresumsatz liegt laut BRAK bei etwa 120.000 Euro – abzüglich Fixkosten, Steuern und Vorsorge bleibt oft rund die Hälfte.
✅ Öffentlicher Dienst ist planbar und gilt als sicher: Staatsanwälte, Richter und Verwaltungsjuristen starten meist mit Besoldungsgruppe A13 und verdienen etwa 4.500 Euro brutto im Monat. Höhere Gruppen bringen mehr, aber nie das Gehaltsniveau der Großkanzleien.
✅ Gehalt ist nicht alles: Wer langfristig zufrieden sein will, sollte neben dem Einkommen auch Faktoren wie Arbeitsbelastung, Freizeit, Entwicklungsmöglichkeiten und persönliche Interessen berücksichtigen.
Wie viel verdienen Anwälte beim Berufseinstieg?
Der erste Job als Anwalt oder Anwältin bringt nicht nur Verantwortung, sondern auch endlich das erste feste Gehalt. Doch wie viel verdienen Anwälte beim Berufseinstieg wirklich? Das hängt von mehreren Faktoren ab: der Kanzleigröße, dem Standort, deiner Examensnote – und auch davon, ob du im öffentlichen Dienst oder in der freien Wirtschaft arbeitest.
In kleinen oder mittelständischen Kanzleien liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 40.000 und 55.000 Euro brutto im Jahr. Wer beide Staatsexamen mit Prädikat abgeschlossen hat, kann aber oft deutlich mehr verlangen – vor allem in wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Kanzleien. In Großkanzleien mit internationalem Mandatsgeschäft sind sogar Einstiegsgehälter von 100.000 Euro und mehr keine Seltenheit. Einige Kanzleien wie Hengeler Mueller oder Freshfields zahlen ihren First-Year-Associates sogar bis zu 140.000 Euro jährlich, plus Bonus.
Auch der Standort spielt eine große Rolle. In München, Frankfurt oder Düsseldorf sind die Gehälter im Durchschnitt deutlich höher als etwa in ländlichen Regionen oder ostdeutschen Städten. Gleichzeitig ist dort aber auch der Konkurrenzdruck unter Nachwuchsjuristen größer. In strukturschwächeren Gegenden kann es dagegen schon ein Erfolg sein, überhaupt eine Stelle als Volljurist zu finden.
Wer sich für den öffentlichen Dienst entscheidet – etwa als Regierungsjurist oder Beamter in der Verwaltung – wird nach dem Bundesbesoldungsgesetz bezahlt. Das Einstiegsgehalt liegt hier in der Regel bei Besoldungsgruppe A13, was rund 4.500 Euro brutto im Monat entspricht. Auch angehende Richterinnen und Staatsanwälte starten mit A13, teils ergänzt durch Zulagen. Die aktuelle Besoldungstabelle findest du z. B. beim Bundesministerium des Innern.
Wenn du wissen willst, wie du dich optimal auf den Berufseinstieg vorbereitest, schau dir auch unseren Artikel zum Thema Jobsuche Volljurist: Tipps für deinen Berufseinstieg an. Dort erklären wir dir, worauf es bei Lebenslauf, Auswahlgespräch und Gehaltsverhandlung wirklich ankommt.
Wie viel verdient ein Anwalt im Laufe der Karriere?
Viele Berufseinsteiger starten mit einem soliden Gehalt, doch das eigentliche Potenzial entfaltet sich erst mit wachsender Berufserfahrung. Wie viel Anwälte nach einigen Jahren verdienen, hängt stark vom gewählten Karriereweg ab – ob angestellt, selbstständig oder im öffentlichen Dienst.
In Kanzleien steigt das Gehalt in der Regel nach 2–3 Jahren spürbar. Wer als Associate anfängt, kann sich nach etwa fünf Jahren zum Senior Associate hocharbeiten und mit 70.000 bis 100.000 Euro brutto jährlich rechnen – je nach Kanzlei und Standort. In Großkanzleien liegen die Zahlen deutlich höher: Senior Associates verdienen dort oft über 120.000 Euro, inklusive Bonus.
Das Ziel vieler ist die Partnerschaft. Als Partner oder Partnerin in einer gut laufenden Kanzlei kann das Einkommen stark variieren – zwischen 150.000 Euro und mehreren Millionen Euro im Jahr. Equity Partner (also mit Gesellschaftsanteil) verdienen in der Regel deutlich mehr als Salary Partner (nur festangestellt). Ein realistischer Mittelwert in großen Kanzleien liegt laut Branchenumfragen bei rund 300.000 bis 600.000 Euro jährlich.
Selbstständige Anwälte haben theoretisch keine Einkommensgrenze – in der Praxis aber starke Schwankungen. Mit wachsendem Mandantenstamm und Spezialisierung (z. B. im Wirtschaftsrecht oder Medizinrecht) steigt meist auch der Umsatz. Laut Statistik der Bundesrechtsanwaltskammer liegt der durchschnittliche Jahresumsatz einer Einzelkanzlei bei rund 120.000 Euro, wobei etwa 30–40 % für laufende Kosten abgezogen werden müssen.
Im öffentlichen Dienst ist das Einkommen zwar stabil, aber weniger dynamisch. Nach dem Einstieg in Besoldungsgruppe A13 kannst du mit steigender Berufserfahrung bis zu A16 aufsteigen – also rund 6.500 bis 8.500 Euro brutto monatlich. Wer später in Führungspositionen kommt oder zur Generalstaatsanwaltschaft wechselt, erreicht die Besoldungsgruppen R1 bis R3. Einen Überblick findest du in der Besoldungsordnung R im Bundesbesoldungsgesetz.
Wie viel verdienen Anwälte in Großkanzleien?
Die Großkanzlei gilt für viele Jura-Absolventen als das große Ziel – nicht zuletzt wegen des überdurchschnittlichen Gehalts. Aber wie viel verdienen Anwälte in Großkanzleien wirklich? Die Zahlen sprechen für sich: Einstiegsgehälter von 100.000 bis 140.000 Euro brutto im Jahr sind in Top-Kanzleien keine Seltenheit. Manche zahlen sogar noch mehr – insbesondere bei Doppelprädikat oder LL.M.-Abschluss.
Besonders hoch sind die Gehälter in internationalen Kanzleien mit wirtschaftsrechtlichem Fokus. Bekannte Namen wie Freshfields Bruckhaus Deringer, Hengeler Mueller oder Linklaters stehen für ein Gehaltsniveau, das weit über dem Branchendurchschnitt liegt. Laut JUVE liegen die Einstiegsgehälter dort teils bei 150.000 Euro inklusive Bonus, wobei leistungsabhängige Prämien, Mobilitätszuschüsse und Weiterbildungspakete hinzukommen können.
Mit zunehmender Erfahrung steigen die Gehälter schnell. Wer als Senior Associate mehrere Jahre bleibt, kann mit 180.000 bis 250.000 Euro jährlich rechnen. Als Partner liegt das Einkommen dann oft bei über 500.000 Euro, vereinzelt sogar im siebenstelligen Bereich – je nach Umsatzbeteiligung und Mandatslage.
Allerdings hat das hohe Gehalt auch seinen Preis. Die wöchentliche Arbeitszeit liegt in vielen Großkanzleien bei 60 bis 70 Stunden, teils sogar mehr. Work-Life-Balance und Freizeit kommen oft zu kurz, was viele junge Juristen nach ein paar Jahren zum Umdenken bringt.
Großkanzleien veröffentlichen ihre Gehälter zwar nicht offiziell, doch Rankings wie das JUVE Karriere-Ranking oder die azur100-Liste bieten einen guten Überblick über Einstiegsgehälter, Entwicklungschancen und Zufriedenheit der Associates.
Wie viel verdient ein Anwalt in der Selbstständigkeit?
Der Weg in die Selbstständigkeit bietet Freiheit, aber auch finanzielle Unsicherheit. Wie viel ein Anwalt in der Selbstständigkeit verdient, lässt sich nicht pauschal sagen – denn es hängt stark von Spezialisierung, Standort, Mandantenstruktur und dem persönlichen unternehmerischen Geschick ab.
Laut Statistik der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) liegt der durchschnittliche Jahresumsatz einer Einzelkanzlei bei etwa 120.000 Euro. Davon bleiben nach Abzug von Miete, Personal, Versicherungen und sonstigen Betriebskosten rund 60.000 bis 70.000 Euro als Gewinn übrig – vor Steuern. In Ballungsräumen oder bei spezialisierten Fachanwälten, etwa im IT-, Medizin- oder Steuerrecht, kann das Einkommen aber deutlich darüber liegen.
Die Bandbreite ist enorm: Während manche Einzelanwälte nur 30.000 Euro im Jahr erwirtschaften, machen andere mit lukrativen Mandaten mehr als 200.000 Euro Gewinn. Entscheidend ist, wie gut du dich positionierst. Wer sich etwa auf anspruchsvolle Wirtschaftsmandate spezialisiert oder eine feste Mandantschaft aus Unternehmen aufbaut, hat beste Chancen auf ein hohes Einkommen.
Wenn du mehr darüber wissen willst, wie sich die verschiedenen Berufsfelder als Anwalt unterscheiden, wirf einen Blick in unseren Artikel Rechtsanwalt – Beruf, Gehalt & Perspektiven.
Ein wichtiger Punkt sind auch die laufenden Kosten: Neben der Kanzleimiete fallen Gebühren für Fachsoftware, Versicherungen (z. B. Berufshaftpflicht nach § 51 BRAO) und ggf. Angestellte an. Viele Kanzleien setzen daher auf digitale Prozesse oder Bürogemeinschaften, um Fixkosten zu senken.
Auch steuerlich gibt es Unterschiede zum Angestelltenverhältnis. Selbstständige Anwälte müssen nicht nur Einkommens-, sondern auch Umsatzsteuer abführen und eine eigene Altersvorsorge organisieren – etwa über ein Versorgungswerk. Zudem kann die Einnahmenlage stark schwanken: Ein verlorener Großmandant oder längere Krankheit schlägt sofort auf das Einkommen durch.
Wie viel verdient ein Anwalt im öffentlichen Dienst?
Ein Anwalt im öffentlichen Dienst wird nach dem Bundesbesoldungsgesetz (BBesG) vergütet. Das Einstiegsgehalt liegt in der Regel bei Besoldungsgruppe A13, was einem monatlichen Bruttogehalt von etwa 4.500 Euro entspricht. Mit zunehmender Berufserfahrung und Beförderungen kann das Gehalt auf bis zu 8.500 Euro brutto monatlich ansteigen.
Richter und Staatsanwälte werden nach der Besoldungsordnung R vergütet. In der Besoldungsgruppe R1 beginnt das Gehalt bei etwa 4.600 Euro brutto monatlich und kann in höheren Gruppen wie R3 auf über 8.500 Euro steigen.
Ein Vorteil des öffentlichen Dienstes ist die Jobsicherheit und die Aussicht auf eine Pension im Alter. Allerdings sind die Gehälter im Vergleich zur freien Wirtschaft oft niedriger. So verdienen Juristen in Großkanzleien oder Unternehmen häufig deutlich mehr.
Dennoch bietet der öffentliche Dienst geregelte Arbeitszeiten und eine bessere Work-Life-Balance. Für viele Juristen ist dies ein wichtiger Faktor bei der Berufswahl.
Weitere Informationen zu den Gehältern im öffentlichen Dienst findest du auf richterbesoldung.de.
Fazit
Wie viel ein Anwalt verdient, lässt sich nicht pauschal sagen – es kommt ganz auf den gewählten Karriereweg an. Während Berufseinsteiger in kleinen Kanzleien oft mit 40.000 Euro brutto im Jahr starten, zahlen Großkanzleien teils das Dreifache. Wer langfristig Karriere macht, kann als Partner oder spezialisierter Anwalt hohe sechsstellige Summen erreichen.
In der Selbstständigkeit sind die Verdienstaussichten stark schwankend, aber mit unternehmerischem Geschick und klarer Spezialisierung auch sehr lukrativ. Wer sich für die Justiz oder Verwaltung entscheidet, verdient im öffentlichen Dienst zwar etwas weniger, profitiert dafür aber von Planbarkeit, Sicherheit und geregelten Arbeitszeiten.
Ob freie Wirtschaft oder Staatsdienst – am Ende zählt nicht nur das Gehalt. Vielmehr solltest du dich fragen, welcher Weg zu deinen persönlichen Zielen und deiner Lebensplanung passt.