TÜV überziehen: Strafe, Kosten und Fristen

Du hast es gemerkt, als es schon zu spät war: Die TÜV-Plakette ist längst abgelaufen – und jetzt? Ob Student:in im Prüfungsstress, junge Familie mit Termindruck oder einfach jemand mit vollem Kopf: TÜV überziehen passiert schneller, als man denkt. Doch was bedeutet das wirklich für dich? Muss man sofort mit einem Bußgeld rechnen oder bleibt es bei einer Verwarnung? Erfahre jetzt mehr in diesem Artikel.

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Das Wichtigste in Kürze

Den TÜV zu überziehen ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeld und im Extremfall sogar mit Punkten in Flensburg geahndet wird. Ab einer Überziehung von über 8 Monaten wird es richtig teuer und du bekommst einen Eintrag im Fahreignungsregister.
Die Kosten steigen mit der Dauer der Verspätung. Neben dem Bußgeld kann bei über 2 Monaten auch ein Aufschlag von 20 % auf die Prüfgebühr fällig werden. Bei Kontrolle drohen zusätzliche Gebühren, Abschleppkosten oder im schlimmsten Fall die Stilllegung deines Fahrzeugs.
Die Verjährung tritt in der Regel nach 6 Monaten ein, sofern kein Bußgeldbescheid oder Anhörungsverfahren eingeleitet wurde. Trotzdem musst du die HU nachholen. Die Verjährung befreit dich nicht von der Pflicht zur Prüfung.
Auch bei Stillstand, Saisonkennzeichen oder Auslandsaufenthalt musst du den TÜV im Blick behalten. Wer die Fristen ignoriert, riskiert bei Rückkehr oder Wiedernutzung hohe Kosten und Ärger mit Behörden oder Versicherungen.
Wenn du den TÜV überzogen hast, hole die Prüfung schnellstmöglich nach. Bereite das Fahrzeug gut vor, nimm alle Unterlagen mit und nutze zukünftig Erinnerungsdienste, um das Problem dauerhaft zu vermeiden.

Was bedeutet es, den TÜV zu überziehen?

Wenn du den TÜV überziehst, heißt das: Dein Auto, Motorrad oder Anhänger wurde nicht fristgerecht zur Hauptuntersuchung (HU) vorgestellt. Die HU ist gesetzlich vorgeschrieben und muss in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Geregelt ist das in § 29 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).

Die Hauptuntersuchung prüft, ob dein Fahrzeug verkehrssicher ist. Dabei geht es nicht nur um Bremsen oder Beleuchtung, sondern auch um Abgaswerte (Abgasuntersuchung, AU), die meist gleichzeitig erfolgt. Nach bestandener Prüfung bekommst du die bekannte Plakette auf dem Nummernschild. Sie zeigt Monat und Jahr der nächsten fälligen HU.

Für PKW gilt in der Regel: alle 2 Jahre muss das Fahrzeug zur Untersuchung. Neuwagen haben erstmals nach 3 Jahren ihren TÜV-Termin. Motorräder, Anhänger und Wohnmobile haben eigene Fristen, die sich ebenfalls nach § 29 StVZO richten:

  • PKW (privat): alle 2 Jahre
  • Neuwagen (PKW): erstmals nach 3 Jahren, dann alle 2 Jahre
  • Motorräder: alle 2 Jahre
  • Anhänger ohne eigene Bremse: alle 2 Jahre
  • Anhänger mit Bremse: jedes Jahr
  • Wohnmobile unter 3,5 Tonnen: alle 2 Jahre
  • Wohnmobile über 3,5 Tonnen: jährlich

Wenn du diesen Termin verpasst – also den TÜV überziehst – spricht man juristisch von einer Ordnungswidrigkeit. Das bedeutet: Es kann Strafen und Zusatzkosten geben, vor allem wenn du zu lange wartest.

Wichtig

Die Frist für den nächsten TÜV-Termin ist nicht verhandelbar. Du erkennst sie an der Zahl auf deiner Plakette, der Monat oben steht für den nächsten Fälligkeitstermin.

Wer denkt, man könne einfach ein paar Monate dranhängen, irrt sich: Schon eine Überziehung um mehr als 2 Monate führt zu einer erweiterten Untersuchung, die länger dauert und mehr kostet.

Gut zu wissen: Auch wenn du das Auto kaum oder gar nicht nutzt, musst du es rechtzeitig vorführen – es sei denn, es ist offiziell abgemeldet.

TÜV überziehen: Welche Strafe droht?

Wenn du den TÜV überziehst, kann das teuer werden. Die Höhe der Strafe richtet sich danach, wie lange du die Hauptuntersuchung versäumt hast. Der Bußgeldkatalog zur StVZO sieht dafür eine Staffelung vor:

  • Bis zu 2 Monate Verspätung: Du musst kein Bußgeld zahlen. Es bleibt bei einer Ermahnung, aber nur, wenn du bei einer Kontrolle nicht weiter auffällst.
  • 2 bis 4 Monate TÜV überzogen: Jetzt wird’s ernst. Es droht ein Bußgeld von 15 Euro.
  • 4 bis 8 Monate TÜV überzogen: Hier steigt das Bußgeld auf 25 Euro.
  • Mehr als 8 Monate überzogen: Neben 60 Euro Bußgeld bekommst du zusätzlich einen Punkt in Flensburg. Damit wirst du offiziell im Fahreignungsregister eingetragen.

Auch für deine Versicherung kann das TÜV-Überziehen Folgen haben: Wenn es zu einem Unfall kommt und der Zustand deines Fahrzeugs mitverantwortlich war, kann die Kaskoversicherung ihre Zahlung kürzen oder komplett verweigern. Bei grober Fahrlässigkeit kann sogar die Haftpflichtversicherung Regress fordern. Das heißt, du musst im schlimmsten Fall selbst zahlen.

TÜV überziehen beim Firmenwagen

Diese Bußgelder gelten für private Fahrzeuge. Bei gewerblich genutzten Fahrzeugen können die Strafen noch höher ausfallen, besonders wenn der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin der Prüfpflicht nicht nachkommt.

Wirst du mit abgelaufener TÜV-Plakette im Straßenverkehr kontrolliert, kann dir die Polizei zudem eine Frist setzen, in der du die Untersuchung nachweisen musst. Hältst du die Frist nicht ein, droht im schlimmsten Fall die Zwangsstilllegung deines Fahrzeugs.

Besonderheit bei Leasing- oder Firmenfahrzeugen: Du bist als Fahrer:in oft selbst verantwortlich, den TÜV einzuhalten. Wenn du den Termin vergisst, können vertragliche Sanktionen drohen, z. B. Strafzahlungen oder sogar Schadensersatz.

TÜV überziehen: Kosten, die auf dich zukommen

Wenn du den TÜV überziehst, kommen neben möglichen Bußgeldern oft auch zusätzliche Kosten auf dich zu, selbst wenn du mit dem Auto gar nicht gefahren bist. Je nachdem, wie lange du die Frist versäumst, zahlst du mehr als nur die normale Prüfgebühr.

Grundsätzlich gilt

Die regulären Kosten für die Hauptuntersuchung (inkl. Abgasuntersuchung) liegen je nach Fahrzeugtyp zwischen 70 und 150 Euro. Wenn du den Termin um mehr als 2 Monate überziehst, verlangt die Prüfstelle einen Aufschlag von 20 % auf den normalen Preis. Das ist gesetzlich geregelt und betrifft alle Prüforganisationen wie TÜV, DEKRA, KÜS oder GTÜ.

Beispiel: Für einen normalen PKW kostet die HU etwa 120 Euro. Überziehst du den Termin um mehr als 2 Monate, kommen nochmal rund 24 Euro obendrauf.

Zusätzliche Kosten beim TÜV überziehen

Doch das ist nicht alles. Weitere mögliche Kosten:

  • Verwaltungsgebühren bei Verkehrskontrollen: Wenn du mit abgelaufenem TÜV erwischt wirst, entstehen teils zusätzliche Gebühren bei der Behörde, z. B. für eine Anordnung zur Mängelbeseitigung.
  • Abschleppkosten: Wird dein Fahrzeug stillgelegt oder du darfst nicht weiterfahren, kann das Abschleppen durch Polizei oder Ordnungsamt angeordnet werden und das bezahlst du selbst. Das kann mehrere hundert Euro kosten.
  • Werkstattkosten: Wenn dein Auto längere Zeit keinen TÜV hatte, können auch die Mängel umfangreicher sein. Dadurch steigen auch die Reparaturkosten, um die HU zu bestehen.
  • Strafzahlungen bei Leasingverträgen: Leasinganbieter verlangen oft vertraglich eine fristgerechte HU. Überziehst du den TÜV, können Strafzahlungen oder Vertragsverstöße geltend gemacht werden.

Gut zu wissen: Du musst die HU auch dann machen (und zahlen), wenn das Fahrzeug kaum oder gar nicht gefahren wurde. Die Nutzung spielt keine Rolle. Entscheidend ist nur der Zeitpunkt der letzten Prüfung.

Viele Prüfstellen bieten heute digitale Erinnerungsservices an, also per App, E-Mail oder SMS. So kannst du dir unnötige Kosten und Ärger in Zukunft einfach sparen.

Verjährung beim TÜV überziehen: Das musst du wissen

Wenn du den TÜV überziehst, begehst du eine Ordnungswidrigkeit, aber wie lange bleibt diese bestehen? Und kann sie irgendwann verjähren? Die Antwort findest du in § 31 OWiG.

Die Verjährungsfrist für das TÜV-Überziehen beträgt 6 Monate. Das bedeutet: Wenn du in dieser Zeit nicht kontrolliert wirst, kann der Verstoß nicht mehr geahndet werden. Die Frist beginnt dabei mit dem Tag, an dem du die HU hättest machen müssen.

Achtung

Die Frist kann unterbrochen werden, z. B. wenn ein Anhörungsbogen verschickt oder ein Bußgeldbescheid erlassen wird. Dann beginnt die Frist neu zu laufen.

Auch wichtig: Die Verjährung gilt nur für das Bußgeldverfahren. Das bedeutet nicht, dass du den TÜV einfach ignorieren darfst. Du musst die HU trotzdem nachholen, unabhängig davon, ob du noch für das Überziehen bestraft werden kannst.

Sonderfälle mit anderen Regelungen

  • Oldtimer: Fahrzeuge mit H-Kennzeichen haben dieselbe Prüfpflicht wie andere Fahrzeuge, allerdings wird bei der HU auch der Oldtimer-Zustand bewertet. Auch hier gilt: Verjährung nach 6 Monaten, aber bei Oldtimern kann der Verlust des H-Kennzeichens drohen, wenn du die Prüfung zu lange versäumst.
  • Saisonkennzeichen: Fahrzeuge mit Saisonkennzeichen dürfen nur in einem bestimmten Zeitraum gefahren werden. Ist der TÜV im „Ruhezeitraum“ fällig, musst du die HU vor dem Beginn der nächsten Saison machen. Sonst darfst du nicht fahren und das kann bei Kontrollen teuer werden.
  • Stillgelegte Fahrzeuge: Ist dein Auto abgemeldet, musst du keine HU machen, denn ein nicht zugelassenes Fahrzeug darf sowieso nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Aber: Sobald du es wieder zulassen willst, brauchst du einen aktuellen TÜV-Bericht.
  • Rotes Kennzeichen (z. B. für Händler): Diese Fahrzeuge unterliegen besonderen Regeln. Es gibt keine festen HU-Termine, aber sie müssen in technisch einwandfreiem Zustand sein. Bei regelmäßiger Nutzung ohne Prüfung kann die Zulassung entzogen werden.

Wenn du den TÜV länger als ein Jahr überziehst, kann es sein, dass das Fahrzeug komplett neu abgenommen werden muss, je nach Zustand auch mit extra Kosten für zusätzliche Prüfungen oder sogar Gutachten.

Nie wieder TÜV vergessen: So gehst du vor

Wenn du den TÜV überzogen hast, zählt vor allem eins: Schnell handeln. Denn je länger du wartest, desto teurer und riskanter wird es. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen kannst du die Sache unkompliziert bereinigen, solange du nicht monatelang zögerst.

Die folgenden Ausführungen dienen dir als erste Orientierung. Sie ersetzen keine individuelle Rechtsberatung durch eine spezialisierte Anwältin oder einen Anwalt. Für eine verbindliche Auskunft zu deinem konkreten Fall solltest du dich immer rechtlich beraten lassen, denn unsere Infos können im Einzelfall veraltet oder unvollständig sein.

HU schnellstmöglich nachholen

Mach einen Termin bei einer Prüfstelle in deiner Nähe, egal ob TÜV, DEKRA, KÜS oder GTÜ. Du brauchst keinen neuen Fahrzeugschein oder besondere Unterlagen. Wichtig ist nur: Fahrzeugpapiere und Zulassungsbescheinigung Teil I (früher Fahrzeugschein) mitbringen.

Wenn du dich innerhalb von 2 Monaten nach dem Fälligkeitsdatum um die Prüfung kümmerst, bleibt es in der Regel bei der normalen Gebühr.

Vorbereitung spart Geld

Bevor du zur Prüfung fährst, lohnt sich ein kurzer Check in der Werkstatt oder auf eigene Faust: Funktionieren alle Lichter? Reifenprofil okay? Bremsen in Ordnung? So vermeidest du teure Nachprüfungen oder Durchfallen.

Wenn dein Auto bei der HU durchfällt, hast du einen Monat Zeit, die Mängel zu beheben. Danach musst du die komplette HU nochmal zahlen.

Was passiert mit dem TÜV im Ausland?

Wenn du mit deutschem Fahrzeug im Ausland unterwegs bist, darfst du zwar dort fahren, aber sobald du zurück auf deutschen Straßen bist, gilt wieder deutsches Recht. Bei Kontrollen im Ausland können Verwarnungen oder Bußgelder drohen, vor allem in Nachbarländern wie Österreich oder Tschechien. Lass dein Fahrzeug vor der Auslandsfahrt prüfen, auch wenn der Termin bald erst fällig ist.

Nachweise bei Kontrolle

Wirst du mit überzogenem TÜV kontrolliert, gib ehrlich an, dass du einen Termin gemacht hast oder ihn in Kürze planst. Ein Terminbeleg oder Onlinebuchung kann helfen, Verständnis zu schaffen. In der Praxis zeigen sich viele Polizeibeamte kulant, zumindest bei kürzerer Verspätung.

So vergisst du den TÜV nie wieder

Nutze digitale Erinnerungsdienste: Es gibt Apps, E-Mail-Erinnerungen der Prüforganisationen und sogar Kalendereinträge mit Push-Nachricht. Auch Werkstätten erinnern dich auf Wunsch automatisch. Wenn du ein Saisonkennzeichen hast, plane den TÜV vor dem Beginn deiner Fahrzeit ein.

Fazit

Den TÜV zu überziehen ist zwar kein Weltuntergang, aber auch kein Kavaliersdelikt. Je länger du wartest, desto teurer und riskanter wird es: Vom Bußgeld über Punkte bis hin zu Problemen mit der Versicherung kann vieles auf dich zukommen. Besonders unangenehm wird es ab einer Überziehungsdauer von mehr als 9 Monaten.

Die gute Nachricht: Wenn du früh genug handelst, bleibt der Schaden meist gering. Schon ein einfacher Erinnerungsservice kann dir helfen, die HU nie wieder zu vergessen. Und wenn du den Termin doch mal verpasst hast: Keine Panik, hol die Prüfung schnell nach und bereite dein Fahrzeug gut vor.

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