Anwalt für Finanzrecht: So wehrst du dich gegen Bankprobleme

Du hast einen Kredit aufgenommen, doch plötzlich verlangt die Bank eine hohe Vorfälligkeitsentschädigung. Oder du hast in einen Fonds investiert, der plötzlich wertlos ist und dir wird klar, dass du damals schlecht beraten wurdest. Genau in solchen Situationen brauchst du jemanden an deiner Seite, der sich mit den Feinheiten des Finanzrechts auskennt. Eine Anwältin oder ein Anwalt für Finanzrecht kann dir helfen, dich gegen Banken, Versicherungen oder dubiose Anlageberater:innen zu wehren. Erfahre mehr in diesem Artikel.

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Das Wichtigste in Kürze

Eine Anwältin oder ein Anwalt für Finanzrecht hilft dir bei Problemen mit Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern. Ob fehlerhafte Kreditverträge, Falschberatung bei Kapitalanlagen oder Ärger mit Online-Plattformen – er oder sie kennt deine Rechte und setzt sie durch.
Du kannst Anwält:innen einschalten, sobald du finanzielle Nachteile vermutest. Typische Fälle sind zu hohe Gebühren, undurchsichtige Vertragsbedingungen oder der Verdacht auf Betrug. Je früher du handelst, desto besser lassen sich Schäden begrenzen.
Die Kosten richten sich meist nach dem Streitwert, können aber auch pauschal vereinbart werden. Eine erste Einschätzung gibt es oft schon günstig oder kostenlos. Mit Rechtsschutzversicherung, Beratungshilfe oder Prozesskostenhilfe kannst du Kosten sogar ganz vermeiden.
Wichtige Unterlagen sind Verträge, Schriftverkehr, Kontoauszüge und Belege über Verluste. Je vollständiger deine Unterlagen sind, desto gezielter kann der Anwalt oder die Anwältin deinen Fall prüfen und vorgehen.
Passende Anwält:innen findest du über Fachanwaltstitel, Erfahrung und ehrliche Bewertungen. Viele Kanzleien beraten auch telefonisch oder online. Ein Erstgespräch kann dir helfen, die richtige Entscheidung für dich zu treffen.

Wann sollte man einen Anwalt für Finanzrecht einschalten?

Viele warten zu lange, bevor sie rechtliche Hilfe suchen. Dabei kann eine Anwältin oder ein Anwalt im Finanzrecht schon frühzeitig Klarheit bringen und vor finanziellen Verlusten schützen. Sobald du merkst, dass etwas mit deinem Vertrag, deiner Anlage oder deinem Kredit nicht stimmt, solltest du dich beraten lassen.

Ein typischer Fall: Deine Bank will dein Konto kündigen oder blockiert deine Kreditlinie und du weißt nicht, ob das rechtens ist. Gerade bei finanziellen Engpässen kann das schnell existenzbedrohend werden. Eine Anwältin oder ein Anwalt kann prüfen, ob die Maßnahme zulässig ist, und notfalls per einstweiliger Verfügung reagieren.

Auch bei der vorzeitigen Kündigung von Krediten ist anwaltlicher Rat sinnvoll. Viele Banken verlangen hohe Vorfälligkeitsentschädigungen, obwohl sie dazu gar nicht berechtigt sind (z. B. weil die Berechnung fehlerhaft ist oder wichtige Angaben im Vertrag fehlen). In solchen Fällen kannst du unter Umständen den gesamten Vertrag widerrufen (§§ 495, 355 BGB), vor allem wenn du als Verbraucher nicht korrekt über dein Widerrufsrecht informiert wurdest.

Ein weiterer Grund für den Gang zur Anwältin oder zum Anwalt ist der Verdacht auf Falschberatung. Hast du bei einem Anlagegespräch das Gefühl gehabt, es ging nur um Verkauf statt um ehrliche Beratung? Dann hast du möglicherweise Anspruch auf Rückabwicklung. Besonders relevant ist das bei „Schrottimmobilien“ oder überteuerten Versicherungsmodellen.

Auch wenn du Opfer eines Betrugs geworden bist (etwa bei Kryptowährungen oder Online-Trading-Plattformen) solltest du nicht zögern. Eine Anwältin oder ein Anwalt kann dir helfen, Anzeige zu erstatten und zivilrechtlich gegen die Verantwortlichen vorzugehen, z. B. auf Rückzahlung oder Schadensersatz.

Und schließlich lohnt sich eine anwaltliche Beratung auch bei unklaren Vertragsbedingungen. Viele Finanzprodukte sind absichtlich kompliziert formuliert. Ein Anwalt kann dir erklären, worauf du dich eingelassen hast – und ob du da wieder rauskommst.

Was kostet ein Anwalt für Finanzrecht?

Die Kostenfrage hält viele davon ab, sich rechtzeitig anwaltlichen Rat zu holen. Dabei sind die Gebühren oft gar nicht so hoch wie befürchtet. Und es gibt Wege, sie zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Wichtig ist: Du solltest die Kosten immer offen ansprechen und dir vorab erklären lassen, wie sie sich zusammensetzen.

Grundlage für die Abrechnung ist in der Regel das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Hier wird das Honorar nach dem sogenannten Streitwert berechnet – also danach, um wie viel Geld es geht. Bei einem Streit über 5.000 Euro liegt das Anwaltshonorar z. B. bei ca. 480 Euro netto für eine außergerichtliche Vertretung (§ 13 RVG). 

Alternativ kann die Anwältin oder der Anwalt mit dir eine Honorarvereinbarung treffen (etwa auf Stundenbasis oder mit einem Pauschalpreis). Das ist besonders sinnvoll bei komplexeren Fällen, wo der Aufwand nicht klar vorhersehbar ist. Frag hier unbedingt nach einem Kostenvoranschlag.

Erfahre mehr zum Thema: Was kostet ein Beratungsgespräch beim Anwalt?

Einige Kanzleien bieten eine erste kurze Einschätzung kostenlos oder für eine geringe Pauschale an (meist zwischen 50 und 190 Euro). Damit bekommst du einen Überblick, ob sich rechtliche Schritte lohnen. So kannst du ohne großes Risiko entscheiden, ob du weitergehende Hilfe brauchst.

Rechtsschutzversicherung

Wenn du eine Rechtsschutzversicherung hast, prüfe, ob der Fall abgedeckt ist. Viele Versicherungen übernehmen die Kosten bei Streit mit Banken oder bei Anlagefehlern, aber oft nur, wenn du dich vorher beraten lässt und die Versicherung die Deckung zusagt. Eine Anwältin oder ein Anwalt kann dir helfen, die Anfrage richtig zu stellen.

Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es außerdem staatliche Unterstützung: die Beratungshilfe für außergerichtliche Beratung und die Prozesskostenhilfe für Gerichtsverfahren. Damit übernimmt der Staat ganz oder teilweise die Kosten für deine anwaltliche Betreuung (§§ 1 ff. BerHG, §§ 114 ff. ZPO).

Welche Unterlagen braucht ein Anwalt im Finanzrecht?

Damit eine Anwältin oder ein Anwalt für Finanzrecht dir schnell und effektiv helfen kann, solltest du gut vorbereitet ins Gespräch gehen. Je mehr Informationen du mitbringst, desto besser kann er deinen Fall einschätzen und rechtlich bewerten. Am besten legst du alle Unterlagen ordentlich zusammen – idealerweise chronologisch sortiert.

Ganz zentral sind natürlich die Verträge, um die es geht: Kreditverträge, Darlehensverträge, Depotunterlagen, Anlageverträge oder Versicherungsverträge. Achte darauf, dass alle Seiten und Anhänge dabei sind, auch das „Kleingedruckte“. Oft verstecken sich wichtige Regelungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB).

Ebenso wichtig ist der gesamte Schriftverkehr mit der Bank, dem Berater oder der Versicherung. Dazu gehören Briefe, E-Mails, Gesprächsprotokolle oder Notizen von Beratungsgesprächen. Diese Unterlagen können belegen, was dir wann gesagt oder versprochen wurde (besonders relevant bei Streit über Falschberatung oder Täuschung).

Wenn du Verluste gemacht hast, sind Nachweise dafür entscheidend: Kontoauszüge, Depotabrechnungen, Zahlungsbelege oder Screenshots von Online-Plattformen. So kann die Anwältin oder der Anwalt nachvollziehen, wie hoch dein Schaden ist und was du gegebenenfalls zurückfordern kannst.

Auch Gutachten, Stellungnahmen oder Bewertungen von Dritten (etwa der Verbraucherzentrale oder eines Sachverständigen) sind hilfreich. Sie geben eine erste Einschätzung zur Rechtslage und können später auch im Prozess verwendet werden.

Nicht zuletzt solltest du dir vor dem Termin bei der Anwältin oder dem Anwalt selbst eine kurze Übersicht machen: Was ist passiert? Wann war das? Wer war beteiligt? Was willst du erreichen? Diese Vorbereitung hilft nicht nur der Anwältin oder dem Anwalt, sondern spart auch Zeit und damit Kosten.

Wie findest du den richtigen Anwalt für Finanzrecht?

Nicht alle Anwält:innen kennen sich im Finanzrecht wirklich gut aus. Deshalb lohnt es sich, gezielt nach Spezialist:innen zu suchen. Achte auf den Titel “Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht“ oder „Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht“. Dieser Titel zeigt, dass die Anwältin oder der Anwalt besondere Kenntnisse in diesem Bereich nachgewiesen und regelmäßig Fortbildungen besucht hat (§ 43c BRAO, FAO).

Erfahrung ist ein weiterer wichtiger Punkt. Frag konkret nach: Hat die Kanzlei schon ähnliche Fälle übernommen? Wie oft geht es dort um Kapitalanlagen, Kreditstreitigkeiten oder Falschberatung? Gute Anwält:innen erklären dir verständlich, was möglich ist, ohne dir unrealistische Erfolgschancen vorzugaukeln.

Hilfreich sind auch Bewertungen im Netz, z. B. auf Plattformen wie anwalt.de. Achte dabei auf ehrliche Erfahrungsberichte, nicht auf glatte Werbetexte. Auch die Verbraucherzentralen können dir seriöse Kanzleien empfehlen, insbesondere wenn du Opfer von Anlagebetrug wurdest.

Erste rechtliche Einschätzung einholen

Viele Kanzleien bieten ein kostenloses Erstgespräch oder eine kostengünstige Ersteinschätzung an. Nutze das, um herauszufinden, ob du dich gut beraten fühlst. Gute Anwält:innen nehmen sich gerne die Zeit, hören dir zu und erklären dir deine Optionen ohne juristisches Kauderwelsch.

Wenn du in einer ländlichen Region wohnst und keine passende Kanzlei in deiner Nähe zu finden ist, kannst du auch überregional suchen. Viele Kanzleien beraten mittlerweile online oder telefonisch. Bei Bedarf kann deine Anwältin oder dein Anwalt dich deutschlandweit vor Gericht vertreten. Du bist also nicht an deinen Wohnort gebunden.

Fazit

Eine Anwältin oder ein Anwalt für Finanzrecht ist deine Anlaufstelle, wenn es um Geld, Verträge und Probleme mit Banken, Versicherungen oder Finanzprodukten geht. Ob du falsch beraten wurdest, hohe Gebühren zahlen sollst oder Betrug vermutest – du musst dich nicht allein durch den Paragrafendschungel kämpfen. Ein:e erfahrene:r Anwält:in kennt deine Rechte und weiß, wie du sie durchsetzen kannst.

Wichtig ist: Warte nicht zu lange. Je früher du dir rechtlichen Rat holst, desto besser stehen deine Chancen. Und keine Sorge, ein gutes Erstgespräch kostet nicht die Welt und klärt, ob sich weitere Schritte lohnen. Die Investition in anwaltliche Unterstützung kann dir viel Geld, Nerven und Zeit sparen.

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