Scheidung in Deutschland: Ablauf, Kosten, Anwaltszwang

Eine Scheidung ist oft eine der emotionalsten Phasen im Leben. Du hast jahrelang mit deinem Partner oder deiner Partnerin gelebt und plötzlich steht ihr vor der Herausforderung, euer gemeinsames Leben zu beenden. 

Die Unsicherheit über den Ablauf und die Kosten einer Scheidung kann zusätzlich belasten. In Deutschland gibt es klare rechtliche Vorgaben, die den Prozess der Scheidung regeln und für mehr Transparenz sorgen. 

In diesem Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, wie eine Scheidung abläuft, welche Kosten auf dich zukommen und wie du deine Rechte und Pflichten kennst. 

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Das Wichtigste in Kürze

Ablauf der Scheidung: Erst kommt das Trennungsjahr, dann der Scheidungsantrag und als Letztes der Scheidungstermin.
Einvernehmliche Scheidung: Die Scheidung ist schnell und kostengünstig erledigt, wenn sich beide Personen einig sind.
Kosten der Scheidung: Die Gerichts- und Anwaltskosten richten sich nach dem Verfahrenswert. Prozesskostenhilfe ist möglich.
Scheidung mit Kindern: Es gibt Regelungen zu Sorgerecht und Unterhalt. Das Wohl der Kinder steht im Vordergrund.
Anwaltliche Unterstützung: Anwält:innen helfen bei der Beratung, Vertretung und der Einreichung des Scheidungsantrags vor dem Familiengericht.

Wie läuft eine Scheidung ab?

Der Ablauf einer Scheidung in Deutschland folgt klaren gesetzlichen Vorgaben. Zunächst müssen die Ehepartner:innen mindestens ein Jahr getrennt leben, bevor ein Scheidungsantrag gestellt werden kann. Dieses sogenannte Trennungsjahr soll sicherstellen, dass die Ehe tatsächlich gescheitert ist und keine Versöhnung mehr möglich scheint. 

Trennungsjahr überspringen?

Wenn die Fortsetzung der Ehe eine unzumutbare Härte darstellt (§ 1565 Abs. 2 BGB), dann ausnahmsweise auf das Trennungsjahr verzichtet werden. In diesem Fall ist die Scheidung auch sofort möglich.

Die Scheidung selbst wird bei dem zuständigen Familiengericht eingereicht. Der Antrag kann nur von Rechtsanwält:innen gestellt werden. Diese vertreten deine Interessen vor Gericht, weshalb es im Streitfall sinnvoll sein kann, sich unabhängige Anwält:innen zu suchen und diese nicht zu “teilen”. 

Nachdem der Scheidungsantrag eingereicht wurde, wird die Gegenseite vom Gericht angehört und kann Stellung dazu nehmen.

Wie lange dauert eine Scheidung?

Die Dauer einer Scheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einvernehmliche Scheidungen, bei denen sich die Ehepartner:innen über alle wichtigen Punkte einig sind, können relativ schnell abgeschlossen werden. In solchen Fällen kann das Verfahren nach dem Ablauf des Trennungsjahres innerhalb von wenigen Monaten abgeschlossen sein.

Komplizierter wird es, wenn Streitigkeiten über Vermögen, Unterhalt oder das Sorgerecht für gemeinsame Kinder bestehen. Diese können das Verfahren erheblich verlängern. Durchschnittlich dauert eine Scheidung in Deutschland etwa 6-12 Monate, in strittigen Fällen auch länger.

Schritt für Schritt: Ablauf einer Scheidung

  1. Trennungsjahr: Die Ehepartner:innen müssen ein Jahr getrennt leben. Dies kann auch innerhalb der gemeinsamen Wohnung geschehen, wenn klare räumliche und wirtschaftliche Trennungen bestehen.
  2. Scheidungsantrag: Nach Ablauf des Trennungsjahres reicht ein Anwalt oder eine Anwältin den Scheidungsantrag beim zuständigen Familiengericht ein.
  3. Zustellung des Antrags: Der Antrag wird der anderen Person zugestellt, der daraufhin die Möglichkeit zur Stellungnahme hat.
  4. Versorgungsausgleich: Das Gericht prüft den Versorgungsausgleich, also die Aufteilung der während der Ehezeit erworbenen Rentenansprüche.
  5. Scheidungstermin: Das Gericht setzt einen Termin für die Scheidungsverhandlung fest, bei der beide Ehepartner:innen anwesend sein müssen.
  6. Scheidungsurteil: Nach der Anhörung spricht das Gericht das Scheidungsurteil. Mit der Rechtskraft dieses Urteils ist die Ehe offiziell geschieden.

Was ist eine einvernehmliche Scheidung?

Eine einvernehmliche Scheidung liegt vor, wenn sich die Ehepartner:innen über alle wesentlichen Punkte wie Unterhalt, Sorgerecht, Vermögensaufteilung und den Versorgungsausgleich einig sind. Diese Form der Scheidung ist in der Regel schneller und kostengünstiger, da keine langwierigen Gerichtsverfahren nötig sind. 

In diesem Fall kann ein gemeinsamer Anwalt oder eine gemeinsame Anwältin ausreichend sein, um den Scheidungsantrag zu stellen und alle notwendigen Formalitäten zu regeln.

Kosten für eine Scheidung

Die Scheidungskosten setzen sich aus den Gerichtskosten und den Anwaltskosten zusammen. Die Gerichtskosten sind gesetzlich festgelegt und richten sich nach dem Verfahrenswert (§ 3 FamGKG). Dieser wird u.a. aus dem monatlichen Nettoeinkommen der letzten 3 Monate und dem vorhandenen Vermögen berechnet. 

Hinzu kommen die Anwaltskosten, die ebenfalls vom Verfahrenswert abhängen. Der Verfahrenswert darf nach § 43 FamGKG nicht unter 3.000 Euro und nicht über 1 Million Euro liegen.

Der Versorgungsausgleich ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil des Scheidungsverfahrens in Deutschland. Er dient dazu, die während der Ehezeit erworbenen Rentenansprüche gerecht zwischen den Ehepartner:innen aufzuteilen. Dieser Wert darf nicht unter 1.000 Euro liegen (§ 50 Abs. 1 Satz 2 FamGKG).

Das Ziel ist es, die wirtschaftlichen Nachteile auszugleichen, die eine Person erleidet, wenn sie aufgrund von Kindererziehung oder Haushaltsführung weniger in die Rentenversicherung einzahlen konnte.

Das Gericht teilt die Rentenansprüche in der Regel hälftig auf, wenn es keine andere Regelung gibt (z. B. einen Ehevertrag). Das bedeutet, dass jede Person die Hälfte der während der Ehezeit erworbenen Ansprüche der anderen erhält. 

Es gibt jedoch Ausnahmen, wenn der Versorgungsausgleich als grob unbillig empfunden wird oder eine individuelle Vereinbarung zwischen den Ehepartnern vorliegt, die gerichtlich bestätigt wurde.

Wichtig

Ein Ehevertrag kann auch nachträglich geschlossen werden und eine kostengünstige Alternative sein. Allerdings müssen beide Seiten damit einverstanden sein.

Erfolgt die Scheidung ohne Ehevertrag, gelten die gesetzlichen Regelungen.

Ist eine Einigung nicht möglich, fallen auch höhere Kosten an. In diesem Fall benötigt jede Person nämlich ihre eigene anwaltliche Unterstützung, um die eigenen Interessen durchzusetzen. In bestimmten Fällen können die Betroffenen auch Prozesskostenhilfe beantragen, wenn sie die Kosten der Scheidung nicht selbst tragen können.

Was kostet eine Scheidung, wenn man sich einig ist?

Die Kosten für eine einvernehmliche Scheidung sind meist geringer als bei einer streitigen Scheidung. Die Gerichts- und Anwaltskosten sind die Hauptfaktoren. Die Kosten richten sich nach dem Verfahrenswert, der wiederum vom Nettoeinkommen der Ehepartner:innen und dem Vermögen abhängt. 

Wie du den Verfahrenswert und damit die Kosten einer Scheidung genau berechnest, erfährst du in diesem hilfreichen Artikel.

Einreichen der Scheidung: So gehst du vor

Um die Scheidung einzureichen, musst du dich an das zuständige Familiengericht wenden. Dies ist das Gericht am Wohnsitz eines der Ehepartner:innen. Vor Gericht besteht Anwaltszwang, deshalb reicht ein Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin den Scheidungsantrag ein und sorgt dafür, dass alle erforderlichen Unterlagen beigefügt werden. 

Zu den wichtigsten benötigten Dokumenten gehören 

  • Heiratsurkunde, 
  • Geburtsurkunden der Kinder und 
  • Nachweise über Einkommen und Vermögen.

Namensänderung nach Scheidung

Nach der Scheidung hast du die Möglichkeit, deinen Geburtsnamen oder einen früheren Ehenamen wieder anzunehmen. Die Namensänderung muss beim Standesamt beantragt werden. 

Hierfür benötigst du das Scheidungsurteil und gegebenenfalls deine Geburtsurkunde. Die Namensänderung tritt mit der Ausstellung der neuen Urkunde (nicht mit dem Scheidungsurteil) in Kraft.

Scheidung mit Kindern

Eine Scheidung mit Kindern erfordert besondere Regelungen zum Sorgerecht und Umgangsrecht. Grundsätzlich haben beide Elternteile das gemeinsame Sorgerecht, sofern nichts anderes vereinbart oder gerichtlich entschieden wurde. 

Der Kindesunterhalt richtet sich nach der Düsseldorfer Tabelle und wird vom Elternteil gezahlt, bei dem die Kinder nicht leben. Betreuungsunterhalt kann zusätzlich beantragt werden, wenn ein Elternteil die Kinder hauptsächlich betreut.

Unterhalt nach Scheidung: Das steht dir zu

Nach einer Scheidung besteht in der Regel ein Anspruch auf nachehelichen Unterhalt, wenn eine Person bedürftig ist und die andere leistungsfähig. Der Unterhalt dient der Sicherstellung des Lebensunterhalts und kann in verschiedenen Formen gewährt werden, etwa als Betreuungsunterhalt für die Pflege von Kindern oder als Aufstockungsunterhalt bei geringem Einkommen. Die Höhe des Unterhalts richtet sich nach den ehelichen Lebensverhältnissen und der Leistungsfähigkeit der unterhaltspflichtigen Person.

So kann dir ein Anwalt bei der Scheidung helfen

Anwält:innen übernehmen nicht nur die Aufgabe, den Scheidungsantrag bei Gericht einzureichen, sondern können dich umfassend bei der Scheidung unterstützen. Sie beraten dich zur Rechtslage und deinen rechtlichen Möglichkeiten, vertreten deine Interessen und kümmern sich um alle Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Scheidungsantrag. 

Zudem können Anwält:innen bei der Einigung über Scheidungsfolgen wie Unterhalt, Sorgerecht und Vermögensaufteilung weiterhelfen. Das sorgt dafür, dass du schwerwiegende Fehler mit Auswirkung auf deine Zukunft vermeidest und sichergestellt weißt, dass deine Rechte gewahrt bleiben.

Scheidung ohne Anwalt

Eine Scheidung ohne Anwalt ist in Deutschland nicht möglich. Zwar kannst du bei der Beratung und Betreuung Kosten sparen, dies birgt aber auch Risiken. Es besteht die Gefahr, wichtige Punkte zu übersehen oder sich rechtlich nachteilig zu einigen. In streitigen Fällen ist anwaltliche Unterstützung daher unerlässlich. 

Es gibt jedoch kostenlose oder kostengünstige Beratungsstellen, die Unterstützung bieten können. Zudem kannst du Prozesskostenhilfe beantragen, wenn dein Einkommen unter den gesetzlichen Grenzen liegt.

Fazit

Eine Scheidung ist ein komplexer Prozess, der gut vorbereitet sein will. Von der Einreichung des Scheidungsantrags über die Regelung von Unterhalt und Sorgerecht bis hin zur Namensänderung gibt es viele Schritte zu beachten. Eine einvernehmliche Scheidung ist meist der schnellste und kostengünstigste Weg, um die Ehe zu beenden. Im Streitfall kann es jedoch sinnvoll sein, auf eigene anwaltliche Unterstützung zu setzen.

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